Marcin Blacinski (vorne) führt noch vor Manuel Stöckert ©Wilfried Raatz/wus-media.
Manuel Stöckert: Vom Berg über den Cross zur Straße – Eindrucksvolle Vorstellung bei den Deutschen Crossmeisterschaften in Markt Indersdorf – Wilfried Raatz
Für den deutschen Crosslaufmeister Manuel Stöckert musste die Meisterfeier nach dem überzeugenden Sieglauf bei den Deutschen Crossmeisterschaften in Markt Indersdorf zwangsläufig ausfallen.
Nach anstrengenden 10.400 m im Crossparcours an der Grund- und Mittelschule warteten schon als „Belohnung" die Medienvertreter und der Doping-Chaperon. Zwischendrin die kurze Siegerehrung und dann endlich ab nach Hause ins unterfränkische Ostheim in der Rhön. „Ich war bis 23.00 Uhr unterwegs, da ist nichts mehr mit feiern. Das wird aber nachgeholt!" Sicherlich nicht in den nächsten Tagen, denn bereits am Montag geht es zu einem weiteren Trainingslager nach Kenia.
Genauer gesagt, ins kenianische Iten. In den nächsten dreieinhalb Wochen möchte er dort der Feinschliff für die bevorstehenden Straßen-Höhepunkte im April mit den Halbmarathonmeisterschaften in Husum und dem METRO Group Marathon Düsseldorf vollziehen.
Das wird für Manuel Stöckert bereits die dritte Maßnahme dieses Jahres sein. Im Januar war er im Tross von DLV-Cheftrainer Wolfgang Heinig schon einmal in Iten und konnte viele Trainingseinheiten mit Steffen Uliczka laufen. Anfang Februar waren im portugiesischen Monte Gordo André Pollmächer und Philipp Pflieger seine Trainingspartner. „Das war für mich eine ideale Vorbereitung", gestand der 26jährige, der seit Dezember 2014 in der Sportfördergruppe der bayerischen Polizei eingegliedert ist und dabei weitreichende Freizeiten zum Training hat.
Das 20-Stunden-Kontingent leistet er als Polizeiobermeister in Schweinfurt ab, abwechselnd auch im Schichtdienst oder auf Streife. Und ein Streifeneinsatz brachte dem ehrgeizigen Unterfranken eine schwerwiegende Verletzung bei, die ihm ausgerechnet den Start beim Frankfurt-Marathon 2014 sogar vermasselte. „Ich war in der Folge knapp drei Wochen krank geschrieben und konnte erst im Dezember wieder mit dem Training beginnen!"
Seine ambitionierte Karriere startete Manuel Stöckert im Prinzip als Bergläufer. Im Schweizer Wallis wurde er 2007 in der U20-Klasse WM-Zehnter, bei der EM im französischen Cauterets im gleichen Jahr Vierter, bei der Cross-WM 2008 in Mombasa zudem mit den DLV-Junioren Achter. Mehr und mehr jedoch orientierte sich der Schützling von Dr. Eberhard Helm, der übrigens auch sein Patenonkel ist, zur Straße. Auch wenn sich die Erfolge bei den Aktiven eher zögerlich einstellten, es geht Schritt für Schritt weiter in Richtung Spitze.
Den Durchbruch schaffte Manuel Stöckert im Jahr 2014. In Freiburg wurde er in überlegener Manier deutscher Halbmarathonmeister, bei den 10 km-Meisterschaften in Düsseldorf wurde es Rang drei. Ausgerechnet auf seiner favorisierten Marathonstrecke wollte es noch nicht so recht klappen.
In Hamburg ging er im vergangenen Frühjahr auf dem Weg zur 2:15er Endzeit nach 35 km aus dem Rennen. Frankfurt musste er wegen der im Dienst erlittenen Verletzung absagen. Und nun soll Düsseldorf im dritten Anlauf den Durchbruch kommen.
„Den Marathonfluch werde ich in Düsseldorf drehen. Bislang lief mein Training reibungslos und hat gut angeschlagen. Das hat ja das Rennen in Markt Indersdorf gezeigt!" Manuel Stöckert, der sich als Allroundläufer bezeichnet, liebt das schwierige Terrain. Wie er es eben zuhause in der Rhön hat. Dort trainiert Stöckert zumeist alleine, allenfalls von seinem Trainer mit dem Rad oder dem Auto begleitet.
Und ist fixiert auf das große Ziel: Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Dazu benötigt er letztlich die schnelle Marathonzeit, die eine Nominierung rechtfertigen würde. In Düsseldorf wird er mit André Pollmächer „gemeinsame Sache" machen. Und dieses heißt in Stunden und Minuten formuliert, eine Endzeit zwischen 2:10 und 2:12 Stunden.
Aber mittelfristig kann sich Manuel auch eine Rückkehr in das Berglauflager vorstellen. „Warum nicht 2017? Dann stehen doch wieder Europameisterschaften an. Ich habe auch keine Angst vor der Leistungsstärke der Afrikaner, denn die kochen auch nur mit Wasser!"
Doch zurück zur Aktualität: Den ersten Schritt in Richtung Rio möchte Manuel Stöckert bereits in Husum machen – und dort eine Endzeit von 1:03 anpeilen. „Das traue ich mir auch alleine zu!" An Selbstvertrauen mangelt es dem Polizisten keineswegs. Sonst hätte er vielleicht schon in Markt Indersdorf früh resigniert, als der Pole Marcin Blacinski ein enorm hohes Tempo angeschlagen hatte.
„Er hat mich anfangs schon geschockt. Ich hatte aber immer Sichtkontakt zu ihm und konnte, als ich in der dritten Runde den Anschluss hatte, das Tempo hochhalten. Das war letztlich auch ausschlaggebend für den Sieg heute!"
Und weitere sollen folgen.
Wilfried Raatz für „leichtathletik.de"
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