LONDON 2012 - Olympia - Sicherheitskrise zwei Wochen vor Olympia-Start - Matthias Thibaut im Tagesspiegel ©LONDON 2012
LONDON 2012 – Olympia – Sicherheitskrise zwei Wochen vor Olympia-Start – Matthias Thibaut im Tagesspiegel
London – Die Olympischen Spiele 2012 in London werden für die britischen Streitkräfte zu einem Großmanöver. 15 Tage vor Beginn der Spiele gab die Sicherheitsfirma G4S, die eigentlich die Hauptlast bei der Sicherung der Spielstätten tragen sollte, „Probleme bezüglich der Bereitstellung von Mitarbeitern“ zu. G4S war im Rahmen eines 284 Millionen-Pfund-Vertrags verpflichtet, 13 500 Sicherheitsbeamte zu stellen.
Die Armee muss jetzt mit zusätzlich 3500 Soldaten Soldatinnen und Soldaten in die Bresche springen, die zum Teil aus Deutschland abgezogen werden müssen.
Eigentlich legten die Londoner Olympiabewerber ausdrücklich Wert auf Spiele, die nicht von Sicherheitsmaßnahmen und Polizeiauftritten überschattet werden.
Nun werden Besucher des Olympiageländes von in Afghanistan erprobten Soldaten durchsucht.
Befürchtungen, die Sicherheit der Spiele werde kompromittiert, wiesen Politiker und die Olympiabehörden entschieden zurück. „Wir haben die feinsten Soldaten der Welt. Sie stehen bereit, ihre Pflicht zu tun, was immer die Nation verlangt“, sagte Innenministerin Theresa May. Eine spezifische Bedrohung der Spiele gebe es nicht. Vergangene Woche wurde eine Gruppe mutmaßlicher Terroristen in der Nähe des Olympiageländes verhaftet und inzwischen wegen Planung eines Attentats angeklagt. Der Fall habe aber keine direkte Beziehung zu den Spielen, hieß es.
Zur Sicherung der Spiele gehören neben den Soldaten auch Luftabwehrraketen, Kampfflugzeuge und einer der modernsten Kreuzer der Royal Navy, der in der Themse ankert. Insgesamt dürften an die 30 000 Sicherheitsbeamte im Einsatz sein. Ein Sprecher der Austragungsbehörde London 2012 beruhigte Anfrager. „Die Sicherung der Spiele ist eine komplizierte Aufgabe, die besten Köpfe des Landes sind damit befasst.“
Aber Zweifel wachsen vor allem an G4S, dem größten privaten Sicherheitsunternehmen der Welt. In Radioprogrammen meldeten sich Mitarbeiter und berichteten über chaotische Zustände. Ein Anrufer sagte, er sei bei seiner Einstellung als Team Leader eingestuft worden, habe aber keinerlei Ausbildung erhalten. Andere sprechen von nachlässigen Sicherheitsüberprüfungen. Die Firma muss mit hohen Vertragsstrafen rechnen.
Verteidigungskreise reagierten mit zum Teil unverhohlener Wut und sprachen von einer für die Soldaten erniedrigenden Arbeit. Laut dem Innenministerium sind im Bereich der Austragungsorte 23 700 Sicherheitskräfte vorgesehen, davon sollten 7500 von Soldaten gestellt werden. Dies wird nun auf über 10 000 erhöht.
Matthias Thibaut im Tagesspiegel, Freitag, dem 13. Juli 2012