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09
2012

2012 London Olympic Games London, England Aug03-12 2012 Photo: Giancarlo Colombo@Photo Run Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET

London 2012 – Everyone’s Games – DOSB-Autor Helmut Digel lässt die bemerkenswerten Olympischen und Paralympischen Spiele in London 2012 noch einmal Revue passieren.

By GRR 0

London 2012 – mit diesem Wort- und Zahlenpaar werden Tage des Sports in die Geschichte der Menschheit eingehen, die in vielerlei Hinsicht etwas ganz Besonderes gewesen sind.

Außergewöhnliche Leistungen

Da sind zunächst die außergewöhnlichen Leistungen der Athletinnen und Athleten bei den Olympischen und Paralympischen Spielen. Fast alle Sportstätten genügten den höchsten Ansprüchen. Die Leistungen der Schieds- und Kampfrichter entsprachen der besonderen Bedeutung des sportlichen Ereignisses. Fast alle Wettkämpfe waren ausverkauft und das begeisterte Publikum war nicht nur interessiert und fachkundig, es war auch tolerant, diszipliniert und fair.

Vor allem mit Blick auf die Leistungsdichte in den einzelnen Wettkämpfen waren diese Olympischen Spiele wohl die sportlichsten, die es je gegeben hat. Das Besondere war wohl dennoch das britische Publikum und damit der britische Gastgeber. Die Spiele von London sollten „every-one’s games“ sein und sie sind es ohne Zweifel auch gewesen. Täglich feierte das Publikum die Erfolge der Athleten, doch immer mehr, nicht zuletzt bei den Paralympischen Spielen feierte sich das Publikum nahezu nur noch selbst. Eine Stadt und, dank der massenmedialen Verbreitung ein ganzes Land, feierte sich als wiedergeborene Nation in Rot, Weiß und Blau. Der Union Jack war Bekleidungsstück, Tattoo, Fahne und Leuchtreklame einer ganzen Nation.

Das größte mediale Sportereignis aller Zeiten

Massenmedial wurden die 19 Tage der Olympischen Spiele und die 12 Tage der Paralympischen Spiele zum größten Sportereignis aller Zeiten, und noch nie haben sich Menschen über einen derart langen Zeitraum aus Anlass sportlicher Wettkämpfe in einer einzigen Großstadt aufgehalten. Schon dieser Hinweis macht auf die außergewöhnlichen organisatorischen Leistungen aufmerksam, die das Organisationskomitee dieser Spiele vollbracht hat.

Damit wird auch eine Seite dieser Spiele sichtbar, die nur von wenigen Experten erkannt wurde, die es aber verdienen würde, dass sie nicht zuletzt von der Politik aber auch darüber hinaus von einer größeren Öffentlichkeit wahrgenommen wird. London 2012, das waren Spiele, die längst vor den sportlichen Wettkämpfen ihren Anfang genommen haben und auch weit über die sportlichen Wettkämpfe hinaus andauern werden. Doch davon hat die internationale Öffentlichkeit so gut wie nichts erfahren.

Die Vorgeschichte der Spiele war eher von einer negativen massenmedialen Begleitung geprägt. Man hatte wie immer Katastrophenszenarien gezeichnet. Unzureichende Sicherheitsbedingungen wurden beklagt, ein Transportchaos wurde prognostiziert, von einer Kostenexplosion wurde berichtet, und London wurde unterstellt, dass sie sich übernommen hätten. Man kann sich vielleicht wundern, dass dieselben Presseagenturen und Journalisten von ihrer früheren Berichterstattung nichts mehr wissen mochten und während der Spiele wie selbstverständlich in den Chor der Applaudierenden eingestimmt haben. Dabei hätte es so viel über die Zeit davor, über die Begleitereignisse bei den Olympischen Spielen und über die Zeit danach zu berichten gegeben.

London 2012 war in der Tat „everyone’s games“. Einer der Höhepunkte vor den Spielen war z.B. der Fackellauf. Allein 57 Millionen Briten waren vor Ort, als 8.000 Fackelläufer 70 Tage lang die Fackel durch Großbritannien getragen haben.

Erfolgreiche Kulturolympiade

Nahezu ohne internationale Beachtung fand das London-2012-Festival statt. Es war das Finale einer beispiellosen Kulturolympiade. Zwölf Wochen lang wurden in ganz Großbritannien Musik, Kunst, Literatur und Theater zur Darstellung gebracht und gefeiert. Mehr als 25.000 international anerkannte Künstler aus allen 204 teilnehmenden Nationen sind bei diesem Festival aufgetreten. An den 900 Veranstaltungsorten konnten 10 Millionen Menschen kostenfrei teilnehmen. Aber auch die Veranstaltungen, bei denen Eintritt verlangt wurde, waren nahezu alle ausverkauft.

So z.B. die Kinderwoche der „Society Of London’s Theatre“, „Core“, die Ausstellung von Kurt Hentschläger hatte mehr als 10.000 Besucher angezogen, „Pleasure Garden“ in der Wilton’s Music Hall war ausverkauft. Die Ausstellung von David Hockney in der Royal Academy of Arts war eine der bestbesuchten Veranstaltungen in der Geschichte der Akademie, 240.000 Besucher besuchten die nationale Porträitgallerie von Lucian Freud, und Shakespeare’s Globe verkaufte über 85.000 Tickets. Eine „Pina Bausch Retrospektive“ am „Sadler’s Wells“ war ebenfalls ausverkauft.

Darüber hinaus fanden 8.000 Workshops aus Anlass der kulturellen Olympiade statt und mehr als 155.000 Menschen hatten daran teilgenommen. Unter dem Titel „Inspire Mark“ wurden 2.713 Projekte durchgeführt, um eine Verbreitung der olympischen Ideen in das ganze Land zu erreichen. Dies war nicht zuletzt bei der Bewerbung ausschlaggebend gewesen, dass an London die Spiele vergeben wurden. Neben 1172 Sportprojekten gab es vor allem Erziehungsprojekte, Nachhaltigkeitsprojekte und Freiwilligenprojekte, die eine große Beteiligung hervorriefen. Über 100.000 Kinder von 12.000 Schulen haben an den Schulspielen teilgenommen.

Spiele der Superlative

Mit einigen ausgewählten Daten lässt sich auch die besondere sportliche Qualität der Spiele selbst beschreiben:

Während der Olympischen Spiele fanden praktisch 46 Weltmeisterschaften zur gleichen Zeit statt. In den 26 olympischen Sommersportarten wurden an 34 verschiedenen Veranstaltungsorten 19 Tage Wettkämpfe organisiert, 302 Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen, bei den Paralympics waren es 503.

10.490 olympische Athleten, 5.770 Funktionäre aus 204 olympischen Komitees und 4200 Paralympic-Athleten mit ihren 2.700 Funktionären aus 174 verschiedenen Paralympic-Komitees waren die eigentlichen Akteure dieser Spiele. Besondere Anerkennung haben aber auch die 4.100 technischen Offiziellen verdient, besonders auch jene, die die 5000 Anti-Doping-Kontrollen durchgeführt haben.

21.000 Journalisten aus Presse, Rundfunk und Fernsehen, einschließlich ihrer technischen Mitarbeiter, haben diese Olympischen Spiele in die ganze Welt hinaus getragen. 6.500 Journalisten, Rundfunk- und Fernsehrepräsentanten haben dasselbe für die Paralympischen Spiele geleistet.

Bemerkenswert ist auch die Leistung der 70.000 Freiwilligen, die zum Gelingen der Spiele beigetragen haben. Nicht zuletzt sie waren es, die den Transport der 800.000 Zuschauer, 55.000 Athleten und Offiziellen, Journalisten und Sponsoren gewährleistet haben. Insgesamt haben dabei 200.000 Menschen während dieser Spiele hauptamtlich zugunsten dieses außergewöhnlichen Sportereignisses gearbeitet, 6.000 waren dabei beim Organisationskomitee angestellt und 100.000 wurden auf Kurzzeitbasis vertraglich eingebunden.

46.000 Arbeiter haben das olympische Dorf und den Park erstellt und mehr als 10.000 lokale Verantwortliche haben weitere Ereignisse wie die „Big Night“, den „Super Saturday“ und „The Last Night of The Games“ veranstaltet.

Die Zahlen und Fakten zu den Olympischen Spielen und zu den Paralympics könnten fortgeführt werden. Wollte man sie vollständig erfassen, so käme dies einer unendlichen Geschichte gleich. Was man mit ihnen jedoch zum Ausdruck bringen kann, das ist die einmalige Leistung, die von einer Gastgebernation erbracht wurde. Vor dem Hintergrund der Olympischen Spiele in China wird diese Leistung noch eindrucksvoller.

London versuchte erst gar nicht, sich an den außergewöhnlichen Spielen von Peking zu orientieren. Eine Nation mit 55 Millionen Bürgern sollte sich zu Recht nicht mit einer Nation von 1,4 Milliarden Bürgern vergleichen lassen. Großbritannien ging einen ganz eigenen und äußerst kreativen Weg, bei dem die Darstellung der eigenen Identität und die internationale Gastfreundschaft, aber auch die besonders sportfachliche Kompetenz im Vordergrund standen, die das Ursprungsland des modernen Sports unverwechselbar besitzt.

Eröffnungs- und Schlussfeiern hatten dies ebenso eindrucksvoll demonstriert, wie die exzellente Abwicklung aller sportlichen Wettkämpfe und die Präsentation eines Teams GB, das alle Erwartungen übertroffen hat.

 

Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 37/Helmut Digel

author: GRR

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