2011 IAAF World Outdoor Championships Daegu, South Korea August 27-September 5, 2011 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET
LONDON 2012 – Die Frau aus Jamaika legt vor – Friedhard Teuffel im Tagesspiegel
London – Jamaika hat den ersten Sprinttitel dieser Olympischen Spiele gewonnen. Shelly-Ann Fraser-Pryce siegte wie vor vier Jahren in Peking im Finale über 100 Meter. Auf Platz drei kam ihre Landsfrau Veronica Campbell-Brown. Zwischen die beiden karibischen Sprinterinnen schob sich noch die US-Amerikanerin Carmelita Jeter. Es steht also 1:0 im großen Ländervergleich des Sprints und an diesem Sonntag könnte entweder Yohan Blake oder Usain Bolt auf 2:0 erhöhen.
Es war nicht nur ein Rennen. Es war ein äußerst rasantes Rennen. Dazu die Zahlen: Fraser-Pryce brauchte 10,75 Sekunden, damit drei Hundertstel weniger als bei ihrem ersten Olympiagold 2008 im Nationalstadion von Peking.
Sie konnte sich nur durch ein starkes Finish durchsetzen, denn Jeter ließ neben ihr nicht locker und kam auf 10,78 Sekunden. Noch einmal drei Hundertstel mehr zeigte die Uhr am Ende für Campbell-Brown.
Vor 80 000 Zuschauern zum Abschluss eines fulminanten Leichtathletikabends konnte die Jamaikanerin ihr Glück erst gar nicht fassen. Sie ließ sich auf die Bahn fallen und schlug die Hände vors Gesicht. Das Weltmeisterschaftsfinale im vergangenen Jahr im südkoreanischen Daegu war ganz vorne in umgekehrter Reihenfolge ausgegangen. Da hatte die Amerikanerin Jeter vor Fraser-Pryce gewonnen.
Eine schnellere Finalzeit hatte es bisher nur einmal gegeben, 1988 in Seoul. Damals war die inzwischen verstorbene Florence Griffith-Joyner 10,54 Sekunden gelaufen. Wie diese Zeit zustande gekommen ist, liegt nahe. Als Fabelzeiten werden die Zeiten von Griffith-Joyner heute jedenfalls nicht mehr gefeiert. Sie sind eher Mahnmale.
Dass es ein rasantes Finale werden würde, hatte sich in der Runde davor angekündigt. Carmelina Jeter rauschte in 10,83 Sekunden über die Ziellinie ins Finale. Shelly-Ann Fraser-Pryce gewann einen anderen Halbfinallauf mit 10,85 Sekunden. Verena Sailer aus Mannheim belegte in der Gesamtwertung der drei Halbfinals Platz 15. Sie rannte 11,25 Sekunden. Für einen Platz im Finale hätte sie höchstens 11,01 Sekunden brauchen dürfen.
Friedhard Teuffel im Tagesspiegel, Sonntag, dem 5. August 2012