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26
07
2012

Aerial view of the Olympic Park showing the Olympic Stadium and warm-up track and Canary Wharf in the background. Picture taken on 16 April 2012.

LONDON 2012 – ARD und ZDF – So sehen Sie die Spiele live im Netz – Das Heer der Ringe – Markus Ehrenberg im Tagesspiegel

By GRR 0

Freunde des BMX-Radsports, Gewichthebens oder Bogenschießens aufgepasst: Wenn am Freitag in London die Olympischen Spiele beginnen, wollen ARD und ZDF in ihrer Berichterstattung neue Wege beschreiten. Eine zusätzliche Bühne für die meisten Sportarten. Bis zu sechs gleichzeitig angebotene Live-Streams via Internet sollen das ohnehin schon satte „klassische“ Fernsehprogramm ergänzen. Olympia total, zusammen mit den beiden öffentlich-rechtlichen Hauptprogrammen macht das rund 900 Stunden Olympia in den kommenden drei Wochen.
 
Ganz neu ist die Zusatzversorgung nicht. Früher liefen ergänzende Olympia-Live-Übertragungen über die Digitalkanäle von ARD und ZDF oder 3 sat, jetzt soll ein Mehrwert im Netz erzielt werden. Über zusätzliche Kosten beim öffentlich-rechtlichen Olympiaengagement zu klagen, wie es der Privatsenderverband VPRT gleich reflexartig getan hat, macht in diesem Zusammenhang denn auch wenig Sinn.

Die Privatsender warfen den gebührenfinanzierten Programmen über ihren Lobbyverband „Maßlosigkeit“ vor. Verantwortliche der betroffenen Sender kontern. ARD-Olympiachef Walter Johannsen bezeichnete das Angebot als Chance, „auch solche Sportarten zu verfolgen, die nicht automatisch im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen“. So garantiere die ARD größtmögliche sportliche Vielfalt, ergänzt Thomas Luerweg, Online-Sportchef des NDR.

 Warum auch nicht? ARD und ZDF haben für viel Geld die Rechte an Olympia in London erworben.
Im Rahmen eines Vertrages mit der EBU (European Broadcasting Union) hatten die beiden Sender 85 Millionen Euro für die TV-Rechte aus Vancouver 2010 und London 2012 an das Internationale Olympische Komitee (IOC) zu zahlen. Wenn Dutzende von Reportern, Redakteuren und technischen Mitarbeitern und Kameras rübergeschickt werden, käme es einer Ressourcenverschwendung gleich, wenn nicht auch Randsportarten mit den vom Host Broadcaster OBS (Olympic Broadcasting Services) für die ganze Welt produzierten Bildern auch über Breitbandkanäle frei ins Haus kommen.

Kommentiert werden sollen 60 Prozent der Live-Bilder, sagt ein NDR-Sprecher, und zwar von Reportern der an dem Tag jeweils nicht übertragenden Anstalt ARD oder ZDF. Beim Rest gibt es immerhin Stadionatmosphäre.

60 Stunden tägliches live-Streaming

Eine gewisse technische Bereitschaft müssen die Sportfans daheim schon mitbringen. Um mehrere Wettbewerbe online parallel anzusehen, ist neben einem aktuellen Browser eine höhere Bandbreite erforderlich, in etwa DSL-Geschwindigkeit, zwei Mbit/s. Die meisten Provider wie Kabel Deutschland bieten deutlich schnellere Internetzugänge an. Anders als via 3 sat oder ZDFinfo können diese Live-Übertragungen dann auch angehalten und zu einem späteren Zeitpunkt angesehen, vor- und zurückgespult werden.

Ein elektronischer Programmführer (EPG) ermöglicht die Planung und Auswahl favorisierter Sportarten. Ganz so total wie bei NBCUniversal wird das Angebot von ARD/ZDF allerdings nicht sein. Wer in den USA will, kann alles live sehen: 302 Entscheidungen, angefangen vom ersten Vorkampf bis zur Siegerehrung. Dafür nutzt NBCUniversal sämtliche Plattformen, die im Angebot sind, samt Apps für mobile Endgeräte.

Die ARD bringt es immerhin auf 60 Stunden tägliches Live-Streaming, was zum Einen zu einer Ausblendung des ja oft als nervig empfundenen Expertengesprächs mit Michael Antwerpes & Co. führen kann. Livestreams bleiben auch dann an einzelnen Wettkämpfen dran, wenn Sportredaktionen in den Hauptprogrammen in ihre Studios schalten, Experten interviewen oder Zusammenfassungen einspielen. Zum Anderen freut sich Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, über eine größtmögliche „Abwicklung“ der Spiele.
 
Um alles das zu sehen, braucht es nicht unbedingt einen Laptop auf dem Schoß oder Smartphones. Die neue internettaugliche Generation an Fernsehern bietet die Funktion „Smart TV“ an, was Streams von sportschau.de und zdfsport.de auf den Fernsehschirm holt. Zeitversetztes Fernsehen also – ab 1. August kann diese weit verbreitete TV-Nutzung mittels neuer Messtechnik in der Quote gemessen werden.

Für die Erfassung der olympischen Bogenschützen-Freunde kommt das allerdings zu spät.

 

Markus Ehrenberg im Tagesspiegel, Dienstag, dem 24. Juli 2012

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