Durch den schweren Fehler von Lolo Jones kam es zu einer völlig unerwarteten Medaillenverteilung.
Lolo Jones verstolpert – Gold für Dawn Harper – Sanya Richards kann keinen Titel gewinnen
Für das US-Team reihte sich am Dienstagabend bei den Olympischen Spielen in Peking (China) ein Schreck an den nächsten. Zwanzig Minuten, nachdem Sanya Richards über 400 Meter eine unerwartete Niederlage eingesteckt hatte, verstolperte Hallen-Weltmeisterin Lolo Jones an der vorletzten Hürde ihren zum Greifen nahen Olympiasieg. Ihre Teamkollegin Dawn Harper (12,54 sec) sprang allerdings in die Bresche.
Durch den schweren Fehler von Lolo Jones kam es zu einer völlig unerwarteten Medaillenverteilung. Hinter der Dritten der US-Trials, die ihre Bestzeit um vier Hundertstel verbesserte, durften Sally McLellan (Australien) und Priscilla Lopes-Schliep (Kanada) mit jeweils 12,64 Sekunden Silber und Bronze bejubeln. Die Fassungslosigkeit hatten sie mit der neuen Olympiasiegerin gemeinsam.
Der gescheiteren Favoritin Lolo Jones blieb nur noch, auf den allerletzten Metern ihren Ärger hinauszuschreien und dann zu Boden zu sinken. Dabei hatte sie auf dem ersten Dreiviertel der Strecke alles richtig gemacht, die gut aus dem Startblock gekommene Sally McLellan neben ihr bereits niedergekämpft und alle Weichen gestellt. Doch nach dem Missgeschick blieb nur der enttäuschende Platz sieben (12,72 sec).
Knappe Entscheidung auf den Plätzen
Das Zielfoto musste zwischen den Rängen zwei und sechs entscheiden. Gerade einmal zwei Hundertstelsekunden trennten diese fünf Athletinnen.
Die 24-jährige Dawn Harper war als Nachfolgerin von Joanna Hayes im Hürdensprint die dritte Olympiasiegerin aus den Staaten.
Sanya Richards kann keinen Titel gewinnen
Was hat Sanya Richards mit ihren 23 Jahren nicht schon alles geleistet. Jackpotgewinnerin in der Golden League war sie unter anderem, beim Weltcup lief sie 2006 einen Kontinentalrekord. Doch die 400-Meter-Vorläuferin aus den USA ist kein Winnertyp. Auch bei den Olympischen Spielen in Peking (China) eilte sie am Dienstagabend an ihrem sicher geglaubten ersten großen Titel vorbei.
Noch schlimmer: In 49,93 Sekunden konnte sie mit Ach und Krach noch Bronze retten, nachdem sie als Führende auf die Zielgerade eingebogen war.
Dort kam eine Athletin auf, die das glatte Gegenteil verkörpert. Die Weltmeisterin Christine Ohuruogu war mit ihrem kraftvollen Schritt nicht mehr aufzuhalten. Die Britin schob sich mit den größten Reserven an den beiden Russinnen links und rechts von ihr, Yulia Gushchina und Tatyana Firova, vorbei und wiederholte mit einem kraftvollen Schritt ihr Husarenstück aus dem letzten Jahr, als sie im entscheidenden Moment bei der WM in Osaka (Japan) ebenfalls plötzlich vorne war.
Dabei hatte sie zu der 50-Sekunden-Marke im Vorfeld der Spiele einen gehörigen Respektsabstand gehalten und war eher als Außenseiterin nach Asien gereist. Im Nationalstadion lief sie nun in 49,62 Sekunden nur um eine Hundertstel an ihrer Bestleistung aus dem letzten Jahr vorbei.
Silber nach Jamaika
Zu Silber kämpfte sich in der Schlussphase noch die ebenfalls stark aufkommende Jamaikanerin Shericka Williams, die ihre Bestzeit auf 49,69 Sekunden verbesserte. Auf Plätzen vier und sechs landeten alle drei Russinnen mit Zeiten über 50 Sekunden.
Christine Ohuruogu stieg zur ersten britischen 400-Meter-Läuferin auf, die Gold auf die Insel holte. Vorher hatte es in der Olympischen Geschichte zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen gegeben.
Quelle: DLV-Christian Fuchs