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2021

Ulrich Kühne-Hellmessen , Detlef Vetten Olympia 2021 Das Tagebuch der Spiele - Cover: Die Werkstatt

LESETIPPS: Olympische und paralympische Nachlese Tokio 2020… zwei ausgewählte Bände

By GRR 0

Von Malaika Mihambo über Aline Rotter-Focken bis Denise Schindler

Die Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio 2020 sind endgültig vorbei … aber sie wirken nach, nicht zuletzt auch in gedruckten Büchern. Das war schon bei früheren Spielen so der Fall: Schmucke Bildbände mit Statistiken halten die Erinnerung an atemberaubende Momente bei den Wettkämpfen wach.

Exemplarisch werden hier „nur“ zwei Bücher knapp vorgestellt. Sie thematisieren die Spiele in Tokio allerdings auf höchst unterschiedliche Weise. Und es kommt hinzu: Der eine Band ist wenige Wochen vor den Spielen erschienen, der andere wenige Tage danach – jetzt gleich der Reihe nach:

Am 8. August 2021 gingen die Spiele der XXXII. Olympiade unter Beteiligung von 11.090 Aktiven aus 220 Ländern mit 50 Disziplinen in 33 Sportarten und 339 Wettkämpfen zu Ende. Noch im gleichen Monat wurde der erste Band mit dem Titel „Olympia 2021. Das Tagebuch der Spiele“ auf den Markt gebracht. Er zeichnet chronologisch die wichtigsten Ereignisse tageweise in Wort und Bild nach, ist vorn umrahmt mit sensationellen Fotos und dokumentiert hinten Aktive und Wettkämpfe mit Ergebnissen und Tabellen.

Kompakter kann man Olympische Spiele auf die Schnelle kaum darstellen … und sich allein beim Blättern und Lesen eine phantasievolle Vorstellung darüber machen, wie die Spiele hätten aussehen können, wenn sie keine „Geisterspiele“, sondern öffentliche Spiele mit Gästen auf den Tribünen der Stadien und Arenen gewesen wären … nicht nur die Deutschen Malaika Mihambo, Aline Rotter-Focken, Alexander Zverev – und wie sie alle heißen – hätten ihre Triumphe in einer ganz anderen Atmosphäre noch intensiver genießen können!

Zum zweiten Band so viel: Er ist kurz vor den Spielen in Tokio erschienen und geschrieben von der paralympischen Olympionikin und Rad-Weltmeisterin Denise Schindler aus Chemnitz, die nach bisher drei Medaillen in olympischen Straßenrennen jetzt in Tokio ihre erste (Bronze-) Medaille beim 3.000-Meter -Verfolgungsrennen auf der Bahn in der Wettkampfklasse C3 gewann. Hat das (nämlich: Buch im Juli, Medaille im August) vorher jemals schon eine Athletin geschafft? Und: Hat das Buch jetzt vielleicht sogar einen „Medaillen-Mehrwert“? Egal: Das kann im Grunde zu allererst nur die Autorin und Olympioniken Corinna Schindler selbst beantworten bzw. entscheiden.

Das Buch (mit einem Vorwort von Johannes B. Kerner) selbst handelt weniger von Olympia, sondern wesentlich von ihrem Schicksalsschlag, als ihr nach einem Straßenbahnunfall im Alter von zwei Jahren der rechte Unterschenkel amputiert werden musste und wie Denise danach ihr Leben gemeistert hat: „Wie man an einem Schicksalsschlag wachsen kann“ – so lautet demnach auch treffend der Untertitel des Buches. Das ist jedoch mehr als nur eine Biografie der erfolgreichen Sportlerin. Sie schildert uns auf verständliche und geradezu authentische Weise ihre zehn Grundsätze der Resilienz, wie wir – im Sport, aber mehr noch im richtigen Leben – uns unserer psychischen Widerstandskräfte vergewissern können, um sie für ein gelingendes Leben in Zufriedenheit mit uns selbst einzusetzen.

Schlagwortartig geht es der Autorin dabei um Akzeptanz (1), Geborgenheit (2), Selbstwirksamkeit (3), Selbstvertrauen (4), Leidenschaft (5), Optimismus (6), Ziele (7), Scheitern als Chance (8), Empathie (9) sowie Liebe und Wertschätzung (10). So gesehen sind das „edle Medaillen“ für uns alle, die uns auf den weiteren Olympiaden treu begleiten können …

Ulrich Kühne-Hellmessen, Detlef Vetten: Olympia 2021. Das Tagebuch der Spiele. Bielefeld 2021: Verlag Die Werkstatt. 176 S.; 18,00 Euro

Denise Schindler (mit Manfred Otzelberger): Vom Glück, Pech zu haben. Wie man an einem Schicksalsschlag wachsen kann. Meine 10 Grundsätze der Resilienz. München 2021: Mosaik Verlag. 272 S.; 16,00 Euro

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann

author: GRR