Unter welchen Bedingungen diese Läufer leben, zeigt der Film „Long Distance“ (2009) von Moritz Siebert, ein Berliner Filmemacher, der momentan eine Zusammenarbeit mit dem ZMO plant
Laufen auf Weltniveau – Ostafrikanischer Leistungssport zwischen nationalem Aushängeschild, lokalem Streitobjekt und überregionalem Handelsgut“ von PD Dr. Katrin Bromber
Katrin Bromber forscht zu Spitzensportlern in Äthiopien und der arabischen Golfregion. Während die äthiopischen Athleten durch ihre Erfolge in den Langstreckendisziplinen auf sich aufmerksam machen, entwickelt sich die Golfregion zu einem ernstzunehmenden Mitstreiter des globalen Business Leistungssport. Die Sportler selbst werden dabei zu einer Art „überregionalem Handelsgut“. Sie verlassen immer häufiger ihr Land, um für andere Nationen bei internationalen Wettbewerben zu starten.
Unter welchen Bedingungen diese Läufer leben, zeigt der Film „Long Distance“ (2009) von Moritz Siebert, ein Berliner Filmemacher, der momentan eine Zusammenarbeit mit dem ZMO plant. Der Film begleitet den jungen Läufer Abiyot, der in Äthiopien zum Laufnationalteam gehörte. Seit zwei Jahren lebt Abiyot nun schon in New York, wie viele seiner ehemaligen Teamkollegen, die auf Erfolge in den USA hoffen. Täglich trainiert er für Straßenrennen, die an den Wochenenden stattfinden. Mit den Preisgeldern verdient er seinen Lebensunterhalt und unterstützt seine Familien in Äthiopien. Der Film zeigt in eindrücklicher Weise das prekäre Leben eines Sport-/Arbeitsmigrant.
Katrin Bromber fragt in ihrer Forschung danach, wie der Erfolg der Sportler und ihre Bewegung in diesem Business sich auf ihre Vorstellungen von Welt auswirken und wie sie ihre eigenen Chancen und Möglichkeiten „auf dem Markt“ einschätzen.
Auch die Golfregion wird zunehmend ein Ort, an dem sich ostafrikanische Spitzensportler erfolgreich vermarkten. Diese Region besticht jedoch weniger durch sportliche Spitzenerfolge als durch gigantische Bauprojekte im Sportbereich. Ihren symbolischen Gehalt und die sich wandelnde Sport- und Körperpolitik untersuchte Frau Bromber gemeinsam mit Prof. Birgit Krawietz in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Katar.
Katrin Bromber studierte Sprachmittler Swahili/Englisch an der Sektion Afrika/Nahostwissenschaften der Karl-Marx-Universität Leipzig und promovierte an der Universität Leipzig mit einer Arbeit über „Politische Reden – Eine Textsorte? Eine Analyse von Dokumenten der politischen Führung Tansanias. Fallstudie: Swahili“.
Im Juni 2010 wird Hatsuki Aishima als Gastwissenschaflerin am ZMO zu „Karate as a vehicle to modernity“ arbeiten. Frau Aishima untersucht die Zusammenhänge zwischen Islam, Sport und populärer Kultur in Ägypten.
Das ZMO ist die einzige Forschungseinrichtung Deutschlands, die sich interdisziplinär und in historisch-vergleichender Perspektive mit dem Nahen Osten, Afrika, Süd- und Südostasien und Zentralasien befasst.
Für Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an; regina.sarreiter@hu-berlin.de