Gesundheit beginnt im Kopf und wird mit dem Körper realisiert. Eigentlich ist es ganz einfach.
Länger Laufen – länger Leben! – Dr. Willi Heepe, der Berliner Marathonarzt nimmt Stellung
Verglichen mit der Milliarden Jahre währenden Geschichte der Erde ist das Leben eines Menschen nicht einmal ein Wimpernschlag im Vergleich. Zeigt man jungen aber auch älteren Personen das Bildnis eines Hochbetagten dann kommt eine übereinstimmende Antwort; so alt will ich gar nicht werden.
Sind sie aber dann in der gezeigten Altersstruktur möchte sich keiner an das Gesagte erinnern und abtreten.
Der Wunsch nach einem langem, vielleicht sogar ewigem, Leben liegt in uns allen. In einem jedoch besteht Konsens; das Leben im Alter macht nur Sinn wenn die zwangsläufig auftretenden Krankheiten und Gebrechen den selbst ermittelten Anspruch an Lebensqualität nicht irreversibel stören. Wichtigster Faktor hierbei ist die mentale Frische und Lebendigkeit die dem Alter überhaupt erst einen Sinn gibt.
Welche Faktoren bestimmen nun unseren Weg ins Alter, welche sind Schicksal, ererbt oder erworben? Welche kann ich beeinflussen eigenverantwortlich oder in Partnerschaft mit einer seriösen medizinischen Begleitung?
Reden wir über die Gene. Sie sind in aller Munde. Seit langem vermutet man das hier der Schlüssel zum langen Leben liegt. In jüngster Zeit haben verschiedene Genetiker an Untersuchungen von 95-Jährigen bis 119 -Jährigen ca. 150 Gen-Varianten dokumentiert die mit Langlebigkeit einhergehen. Es wäre aber zu einfach ein langes Leben ausschließlich an den Genen festzumachen.
Seit Jahren diskutieren wir über Risikofaktoren aus selbst verantworteten Verhaltensstrukturen und einer Risiko -Erbsubstanz.
Zur Letzteren gehören zum Beispiel angeborene Fettstoffwechselstörungen, Schilddrüsenerkrankungen, die symptomarme,aber äusserst gefährliche ,Krankheit" Bluthochdruck und zahlreiche andere kleinere Defekte die in der Summation den Lebensweg beeinflussen.
Bewußt wahrgenommen sind diese Risikofaktoren mit Verhaltensänderungen und wenn nötig, auch mit modernen Medikamenten hervorragend zu korrigieren. Der wichtigste und am leichtesten zu beeinflussende Risikofaktor der Gegenwart ist der Bewegungsmangel. Erst seit circa 20 Jahren nimmt die Schulmedizin diesen Risikofaktor an und erst in den letzten Jahren wird Bewegung als Therapieprinzip von der Ärzteschaft bei vielen Krankheiten eingesetzt .
Schon circa 1750 postulierte der französischer Anatom Roux die Funktion heilt das erkrankte Organ und verordnete gezielt Bewegung. Wurden noch in den fünfziger und sechziger Jahren Herzkranke mit Bettruhe behandelt, preschten in den siebziger Jahren erste mutige Vorreiter in Sachen Prävention und Rehabilitation, gegen den Widerstand einer breiten Medizinerelite, durch Sport vor.
Erst 1978 wurde die erste Rehabilitationsklinik am Starnberger See eröffnet. Ihr Leiter, der Kardiologe und Sportmediziner Prof. Dr. med. Max Hallhuber, iniziierte damit eine völlig neue Denk- und Therapiewelt in der Schulmedizin. Der Weg war und ist schwierig bis in die Gegenwart.
Die Handlungsebene der Ärzte ist pathogenetisch (krankheitsorientiert) und nicht salutogenetisch (gesundheitsorientiert). Ergänzend bietet die Sozialgesetzgebung keine Anreize für gesunde Lebensweise im Gegenteil Risiko-Verhalten wird mit Kuren und Schwerbeschädigung sogar belohnt.
Welche Auswirkungen hat sportliches Tun auf Lebensqualität und Lebenslänge?
Zahlreiche große Persönlichkeiten der Sportmedizin wie zum Beispiel die Professoren Reindell (Freiburg), Mellerowicz (Berlin) und allen voran Wildor Hollmann (Sporthochschule Köln) beschrieben schon in den 50iger und 60iger Jahren wissenschaftlich fundiert Trainingswirkungen und Auswirkungen auf die Gesundheit, insbesondere auf das Herz Kreislaufsystem.
Regelmäßige körperliche Aktivität führt zusammengefasst zu folgenden Veränderungen im Körper: Entwicklung eines stabilen ausgeglichenen und bis ins hohe Alter funktionierendem Muskelkorsett.
Entwicklung einer höheren Knochendichte mit hoher Festigkeit und hohen Belastungsreserven.
Deutliche Zunahme der Anzahl an Kapillaren welche das Muskelgewebe mit Sauerstoff versorgen. Damit verbunden ist eine Zunahme der arterio-venösen Sauerstoff-Differenz. Was wiederum zur Folge hat das der trainierte ein extrem niedriges Ruheblutvolumen durch den Körper und die Summe pumpen muss.
Unter Training sinkt der Ruhepuls deutlich auf Werte im extrem unter 40 im Durchschnitt auf 50-60 ab.
Ebenso sinkt der Ruhe-Blutdruck aufgrund der vorgenannten Trainingswirkungen im Vergleich zur Normalbevölkerung deutlich.
Im Laufe des Trainings nimmt die gesamte Herzkreislauf Leistungs-Breite deutlich zu und entwickelt damit auch im Grenzbereich menschlicher Leistungsfähigkeit einer äußerst wichtige Leistungsreserve.
Aus den vorgenannten Trainingswirkungen leitet sich logischerweise eine massiver Senkung der Ruhe-Herz- Arbeit durch regelmäßige körperliche Aktivität ab.
Tabellarisch:
Normalperson Trainierter
Ruhepuls ca. 70-90 ca 40-60
Herzschläge 24 h ca 100000-140000 ca 60000-80000
Gesamtherzarbeit 24 hn in m/kp ca 12000-18000 ca 6000-10000
Ruheblutdruck Mittelwert ca 130-140/85-100 Mittelwert ca 110/75
Ruheblutvolumen ca 5-7 Liter ca 2-4 Liter
Maximalblutminutenvolumen ca 10-15 Liter ca 25-35 Liter
Allein aus diesen Fakten leitet sich schon aus mathematischer Berechnung der Schongang des trainierten Herzens ab. Summiert man die gesamte Herzschläge über den Lebenszeitraum dann wird diese Rechnung verblüffend. Sie bestätigt einen Einspareffekt der an sich allein schon eine längere Lebenserwartung rechtfertigt .
Mathematisch wäre sie damit zwischen vier und fünf Jahren zu markieren. Alle großen wissenschaftlichen Studien bestätigen diese Rechnung in Metaanalysen leitet sich heute eine Lebensverlängerung für Trainierte im Mittel von viereinhalb Jahren ab. Wenn man sich diese Zahl einmal deutlich vor Augen führt wird einem klar welch ungeheure Bedeutung in regelmäßige körperliche Aktivität liegt.
Unberücksichtigt bleibt damit verbundene wesentlich höhere Lebensqualität, das bessere Immunsystem, die höhere Sicherheit und Leistungsreserve bei anfallenden Erkrankungen, Unfällen etc.
Nicht angesprochen sind bisher die außerordentlich positiven Auswirkungen auf die Psyche, welche außerordentlich vielfältig dokumentiert sind. Dazu gehört eine bessere und leichtere Stressverarbeitung. Im Gleichgewicht des Nervensystems Sympathikus (antreibend) Parasympathicus (bremsend) kommt es zu einer deutlichen Betonung des Letzteren.
Nicht vergessen darf man die Auswirkungen auf den gesamten Stoffwechsel; wobei die Senkung aller Blutfettfraktionen im Vordergrund steht. Ganz einfach gesprochen vermittelter Sport die Fähigkeit alles was man gegessen hat auch zu verbrennen und gibt einem eine gewisse Unabhängigkeit von allen diätetischen Modeströmungen
Im Gegensatz zur dokumentierten Unwirksamkeit aller Antiaging-Medikamente und Diäten ist Sport ein sensationelles Medikament. Es ist ohne Nebenwirkungen. Die positiven Wirkungen erstrecken sich auf alle Körpersysteme, insbesondere das Herz-Kreislaufsystem. Der Nachteil dieses Medikamentes liegt in seiner erforderlichen Konsequenzen, regelmäßigen, lebenslangen Anwendung.
Mit breiter Anwendung könnte Milliarden im Gesundheitssystem gespart werden. Dieses allerdings ist dem derzeitigen Gesundheitssystem kontraproduktiv, denn es würde viele Arbeitslose schaffen. Gäbe es eine wirkliche Pille mit solchen Wirkungen sie wäre weltweit eine Sensation alle Pharmafirmen würden um sie kämpfen.
Wir haben es in der Hand die täglich mit ein wenig Schweiß auf der Stirn einzunehmen oder besser zu erlaufen. Das Wunder lebenden liegt weit gehend in unserer Hand und unseren Füßen.
Gesundheit beginnt im Kopf und wird mit dem Körper realisiert. Eigentlich ist es ganz einfach.
Dr. Willi Heepe
Fachgebiete: Allgemeinärztliche und kardiologische Diagnostik und Betreuung.
Sportmedizinische Diagnostik und Therapie.
Sportkardiologische Vorsorgeuntersuchungen.
Praxisadresse:
Praxis Dr. med. Willi Heepe
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Dr. Willi Heepe ist praktischer Arzt und Sportmediziner.
Seit über zwanzig Jahren liegt der Schwerpunkt seiner Tätigkeit als niedergelassener Arzt in der medizinischen Betreuung von Menschen, denen ein Leben in Bewegung Herzensangelegenheit ist. Hierzu gehören professionelle Ausdauersportler, aber auch Patienten mit Bluthochdruck und Herzerkrankungen.
Dr. Heepe ist Fachbuchautor; seine Artikel zum Ausdauersport erscheinen regelmäßig in aktuellen Zeitschriften (beispielsweise Runners World, LAUFZEIT). Er ist außerdem ein geschätzter Dozent zu den Themen Sportmedizin, Ausdauertraining und Kardiologie.
Dr. Willi Heepe war viele Jahre lang Medizinischer Direktor des Berlin-Marathons, Berliner Halbmarathon und weiterer Laufveranstaltungen. Er ist fünfzigmaliger Marathonfinisher und auch im Alter von 70 Jahren ein aktiver Repräsentant jener »Laufkultur«, für deren Entwicklung er sich in Deutschland schon so lange engagiert.
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