Wolf-Dieter Poschmann als Sprecher beim Paderborner Osterlauf - Bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften wird ZDF-Kommentator Wolf-Dieter Poschmann zum Hobby-Ethnologen, auch seine ARD-Kollegen geben sprachliche Merkwürdigkeiten von sich. ©Paderborner Osterlauf
Kritisch gesehen – Vier Überflieger – Leichtathletik-Weltmeisterschaften, abwechselnd live in ARD und ZDF – Frank Bachner im Tagesspiegel
Bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften wird ZDF-Kommentator Wolf-Dieter Poschmann zum Hobby-Ethnologen, auch seine ARD-Kollegen geben sprachliche Merkwürdigkeiten von sich.
Der Kenianer als solcher ist ein verdammt guter Langstreckenläufer, man weiß das ja. Aber der gemeine Kenianer springt auch, ganz im Gegensatz zum gemeinen Äthiopier, gerne über „Bänke und Zäune“. Hat wieder keiner gewusst, was? Die Bildungslücke hat Kommentator Wolf-Dieter Poschmann bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft, beim 3000-Meter-Hindernislauf der Männer genau gesagt, geschlossen.
Aber bitte, Poschmanns kurzzeitigen Rollenwechsel vom ZDF-Reporter zum Hobby-Ethnologen kann man ganz entspannt betrachten. Poschmann, generell viel kritisiert, macht in Daegu einen sehr guten Job, ebenso wie sein ZDF-Kollege Peter Leissl und das ARD-Reporter-Duo Wilfried Hark und Ralf Scholt.
Alle vier beherrschen in Südkorea den Mix, Fachwissen, persönliche Geschichten und Atmosphäre angenehm dosiert zu vermitteln. Poschmann, der Ex-Langstreckenläufer, ist sowieso vom Fach, die anderen fallen allerdings nicht ab. Der russische Hochspringer Uschow? Startete mal sturzbetrunken in Lausanne. Die polnische Stabhochspringerin Anna Rogowska? Der ist in diesem Jahr bei einem Versuch schon mal der Stab gebrochen.
Man muss das alles nicht wissen, aber es lockert die Übertragungen auf, die Übertragung wird nie zur TV-Show für Experten. Die werden gleichwohl ausgiebig bedient. Bei seiner Exkursion ins Ethnologische referierte Poschmann ja zugleich, warum es wenig Sinn macht, die Hürde am Wassergraben zu überspringen statt auf sie zu treten. Und wer wusste schon, dass Hindernisläufer eine Membran im Schuh haben, die das Wasser herausdrückt? Na bitte.
Ein paar sprachliche Merkwürdigkeiten muss man da einfach tolerieren. Bei Scholt „sparen die kenianischen Läuferinnen Strom“, und bei Hark musste sich die deutsche Stabhochspringerin Kristina Gadschiew über der Latte entscheiden zwischen „Cha-Cha-Cha und Tango“. Will wohl sagen: Hauptsache Dynamik. Wofür sich die Deutsche letztlich entschieden hatte, war leider nicht ganz genau zu erkennen.
Klar war nur: Ein Stehblues war es nicht.
Frank Bachner im Tagesspiegel, Mittwoch, dem 31. August 2011