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11
06
2017

Konstanze Klosterhalfen ©Victah Sailer

Konstanze Klosterhalfen im Frühjahr 2017: Germany´s Next Top … Runner – Helmut Winter berichtet

By GRR 0
In den letzten drei Wochen katapultierte sich das deutsche Ausnahmetalent auf den Mittel- und Langstrecken, Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen), in die Bereiche der besten deutschen Läuferinnen aller Zeiten und steht auf der Schwelle zur absoluten Weltklasse.
 
In Anlehnung an eine niveaulose Casting-Show ist Konstanze schon mit ihren 20 Jahren „Germany´s Next Top Runner“. Bei der Golden Gala im Olympiastadion von Rom im Rahmen der Diamond League Serie setzte sie eine Serie von Topleistungen fort und übertraf dabei alle Erwartungen.
 
War schon ihre Leistung über 5000 m in 14:51,38 vor drei Wochen bei der „Karlsruher Laufnacht“ in dieser Dimension kaum zu erwarten, so setzte sie nach einem Intermezzo über 800 m vor Wochenfrist in 1:59,65 nun in Rom den (vorläufigen) Schlusspunkt einer nur als sensationell einzustufenden Leistungs-Entwicklung.

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Konstanze Klosterhalfen (rechts) agierte im Mittelteil des Rennens mit der späteren Siegerin Sifan Hassan an der Spitze des Feldes. (c) Screenshot RAISport

Von welchem Niveau ihr Lauf und ihre Leistung über 1500 m in Rom war, läßt sich anhand einiger Fakten kurz diskutieren.

Konstanze war mit einer Bestzeit über 1500 m von 4:06:91 nach Rom angereist, wobei sie sich allerdings im Winter in der Halle schon auf 4:04:45 verbessern konnte. Mit 4:07,07 lief Amand Eccleston (USA) in Rom in etwa Konstanzes frühere Bestzeit. In welcher Art die Deutsche ihre Bestleistung im Sinne des Wortes „pulverisierte“, zeigt ein Screenshot der TV-Übertragung (RAISport), in dem die Positionen von Klosterhalfen und Eccleston durch Kreise nach einer Laufzeit von 3:43,8 markiert sind.

In diesem Moment bog Klosterhalfen auf die Zielgeraden ein, während sich die USA-Läuferin noch im Scheitelpunkt der Kurve befand. Dieses Bild veranschaulicht sehr deutlich, in welches neue Regime von Leistungsniveau sich die junge deutsche Nachwuchshoffnung am Donnerstagabend katapultiert hat.

Das war in allen Belangen in der Tat sensationell!

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Während vorne Sifan Hassan (NED) zur Weltjahres-Bestleistung über 1500 m stürmt, erreicht Konstanze Klosterhalfen die Zielgerade. Die Roten Kreise markieren die aktuelle Positionen von Klosterhalfen und Eccleston, was den Abstand zur vorigen Bestzeit der Deutschen illustriert. (c)RAISport

Der nächste anmerkenswerte Aspekt ist die Renngestaltung der jungen deutschen Läuferin, die sich in dem Weltklassefeld glänzend verkaufte.

Dabei zeigt ein Blick auf Konstanzes Splits eine sehr angemessen konstante Renngestaltung. In der Tat sind ihre 500 m Splits auf der 1500 m Strecke mit 1:19,9, 1:20,0 und 1:19,4 nahezu perfekt gleichmässig. Ihr schnellster 100 m-Abschnitt (nach dem Start) eingangs der letzten Runde in 15,2 sec hatte renntaktische Gründe. Und selbst ihre letzte Runden in glatten 64 Sekunden zeugt von einer perfekten Renneinteiltung. Dass sich vor ihr Sifan Hassan mit einer Ausnahmeleistung von 61,0 Sekunden für die letzte Runde absetzen konnte, verzerrte etwas die Leistung von Klosterhalfen im Schlusspart.

 Handgestoppte Zwischenzeiten 1500 m von Klosterhalfen:
 Strecke Splits  LAP
100 m
ersten
400 m
letzten
400 m
 LAP
500 m
 LAP
300 m
 100 m 15,1 15,1        
 200 m 31,3 16,2        
 300 m 47,2 15,9       47,2
 400 m 1:03,9 16,7 1:03,9      
 500 m 1:19,9 16,0     1:19,9  
 600 m 1:35,9 16,0       48,7
 700 m 1:51,5 15,6   1:04,3    
 800 m 2:08,0 16,5 1:04,1      
 900 m 2:24,4 16,4       48,5
1000 m 2:39,9 15,5     1:20,0  
1100 m 2:55,3 15,4   1:03,8    
1200 m 3:10,5 15,2 1:02,5     46,1
1300 m 3:26,5K
3:25,3H
16,0K
14,8H
       
1400 m 3:42,8K
3:40,6H
16,3K
15,3H
       
1500 m 3:59,3K
3:56,3H
16,5K
15,7H
  1:04,0K
1:01,0H
1:19,4K 48,8

Welchen Leistungsschub die in Königswinter beheimatete, hoch aufgeschossene Läuferin allein in den letzten drei Wochen genommen hat, zeigt der Vergleich mit dem Leistungsspektrum einiger ihrer Vorgängerinnen.

Danach hat sie bereits heute zu den deutschen Topläuferinnen Sabrina Mockenhaupt, Irina Mikitenko oder Kristina da Fonseca Wollheim über Distanzen von 800 m bis 5000 m aufgeschlossen oder diese sogar übertroffen.

Über 1500 m im Speziellen hatte keine deutsche Läuferin mehr die 4 Minuten-Schallmauer nach der Umstrukturierung der Verbände mit der Wiedervereinigung 1990 unterboten. Zuletzt lief Hildegard Körner aus Erfurt am 5.9.1987 eine Zeit von 3:58,67. Bezeichnender Weise war dies auch im Olympiastadion von Rom, vor fast genau 30 Jahren.

   800 m  1500 m  5000 m
Konstanze Klosterhalfen 1:59,65 3:59,30 14:51,38
Sabrina Mockenhaupt   4:13,38 14:59,88
Irina Mikitenko 2:09,97 4:06,08 14:42,03 NR
Kristina da Fonseca Wollheim 2:01,13 4:01,42 14:58,43
Christiane Wartenberg 1:57,6 3:57,71 NR  
Uta Pippig     15:04,87
Brigitte Kraus   4:07,40  

Dabei hat Konstanze mit ihren 20 Jahren und 4 Monaten die Zukunft noch vor sich. Es steht außer Frage, dass spätestens seit Donnerstagabend in Rom Deutschland wieder eine Läuferin hat, die ganz vorne in der Weltklasse mitrennen kann. Dass man noch einiges von dem Ausnahmetalent erwarten kann, deuten die aktuellen Leistungsentwicklungen an.

Gerne würde man von diesen Leistungen auch mehr in den Medien „sehen“ wollen, wo der Auftritt in Rom bei den öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten ignoriert wurde. Eigentlich hätte man aktuell profunde Gründe (übrigens nicht nur wegen Konstanze), auch hochklassige Leichtathletik zu zeigen, als sich im Monopol so gut wie ausschließlich auf den Fussball zu versteifen.

Helmut Winter 

author: GRR

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