Blog
12
09
2015

Leichtathletik Berlin 21.06.2014 Behinderten Sport IDM Berlin Markus Rehm (GER) Weitsprung Foto: Camera4

Kommentar: Das Sportgericht sollte sprechen – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

By GRR 0

Wenn das kein Widerspruch ist. Für Philip Craven ist die neue Regel des Weltverbandes der Leichtathleten (IAAF) offenbar ganz okay, für Friedhelm Julius Beucher ist sie ein Skandal. Dabei vertreten doch beide dasselbe Anliegen: den Sport von Behinderten.

Der Brite Craven führt das International Paralympic Committee (IPC), Beucher den Deutschen Behindertensportverband (DBS).
 
Am Fall Markus Rehm scheiden sich die Geister. Der Weitspringer, der als Jugendlicher bei einem Unfall sein Bein verlor, treibt Sport mit einer Prothese. 2014 wurde er in Ulm deutscher Meister der Nichtbehinderten. 2015 sprang er bei der Meisterschaft in Nürnberg wieder mit den Besten, sprang wieder am weitesten, doch diesmal gab’s keinen Titel, denn er wurde in gesonderter Wertung erfasst – einer Liste, die ihn allein enthielt.

Er trug es mit Fassung, dass er weder für die Europameisterschaften in Zürich noch für die Weltmeisterschaften in Peking nominiert wurde, obwohl er die Norm erfüllt hatte.

Wirtschaftliche Interessen stehen im Vordergrund

Dann veränderte die IAAF den Antrag des deutschen Verbandes, herausragende Athleten mit Prothesen außerhalb der Wertung, aber immerhin bei den bedeutendsten Titelkämpfen und bei Olympischen Spielen mitmachen zu lassen, zu einer Regel, die der scheidende Präsident Lamine Diack unverholhen so übersetzte: Behinderte Sportler sollten woanders starten.

Diejenigen, die es dennoch versuchen wollen, werden verpflichtet, den Beweis zu erbringen, dass ihre Prothese ihnen keinen Vorteil verschafft – was, wenn überhaupt, nur mit enorm teuren Gutachten möglich ist.

Diese Breitseite gegen Inklusion, wie sie auch die Vereinten Nationen in einer Resolution fordern, die himmelschreiende Ungerechtigkeit gegenüber Athleten, die Prothesen brauchen, um ohne Krücken gehen zu können, scheint Craven zu unterstützen.

Der Lord aus dem Herrenklub der britischen Weltverbandspräsidenten, zu dem auch Brian Cookson im Radsport, Craig Reedie in der Doping-Bekämpfung und neuerdings Sebastian Coe in der Leichtathletik gehören, erklärt Rehm zur Quantité négligeable. Weil dessen Problem nicht die Masse betreffe, sei es keins.

Doch Gerechtigkeit bemisst sich nicht an der Zahl der Fälle.

Craven glaubt, mit seiner Haltung die Stellung der Paralympics zu stärken. Wenn dem einstigen Blade-Runner Oscar Pistorius, der das Recht erstritt, auf zwei Prothesen bei WM und Olympia zu starten, weitere paralympische Athleten wie Rehm folgten, wirkte dies wie ein Aufstieg.

Die Paralympischen Spiele stünden als Zweitliga-Veranstaltung da. So scheint Craven zu denken. Diese Art von Interessenvertretung, die mehr wirtschaftlich orientiert scheint als sportlich, richtet sich nicht gegen den Traum eines Einzelnen allein.

Wie alle großen Sportler transportiert auch Rehm die Erwartungen und die Hoffnungen vieler. Er sollte rechtlich klären lassen, am besten vom obersten Sportgerichtshof Cas, ob die IAAF mit einer so schäbigen Regel durchkommt.

Und damit beweisen, dass Craven unrecht hat.
 
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Donnerstag, dem 3. September 2015

Hier die Online-Petition zum Unterstützen gegen die DLV-LAUFMAUT: 

Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"

German Road Races e.V. (GRR) auf facebook:
https://de-de.facebook.com/germanroadraces

German Road Races e.V. (GRR) auf twitter:
https://twitter.com/germanroadraces 

author: GRR

Comment
0

Leave a reply