Blog
22
04
2012

2012 Kenya Kenya February 2012 Photo: Giancarlo Colombo@Photo Run Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET

Kenia Trials in Oregon – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

By GRR 0

18.04.2012 ·  Von 31 Läufern, die die Norm über 10.000 Meter erfüllt haben, treten nur 13 zur Olympiaqualifikation an. Die Endauswahl soll in Amerika erfolgen. Diese Kriterien gefallen nicht allen Stars.
 
Die Jagd nach dem Geld geht auch und gerade in Kenia zu Lasten der olympischen Bahnwettbewerbe. Zu sogenannten Mini-Trials, bei denen sich die fünfzehn besten 10.000-Meter-Läufer des Landes für die Olympiaausscheidung qualifizieren sollten, erschien am Dienstag in Nairobi nicht einmal die Hälfte der Kandidaten.

Cheftrainer Julius Kirwa beklagte, dass zahlreiche Athleten es vorzögen, bei Marathonläufen und anderen Straßenrennen im Ausland anzutreten. Von 31 kenianischen Läufern, die die Olympianorm von 27:45 Minuten erfüllt haben, traten lediglich 13 an.

Sie dürfen nun in ein mehrwöchiges Trainingslager in Eldoret einrücken, an dessen Ende der gemeinsame Flug nach Amerika steht. Dort soll bei dem zur Diamond League gehörenden Sportfest Prefontain Classics in Eugene/Oregon die kenianische Olympiaqualifikation für London ausgetragen werden. Die drei siegreichen Läufer sollen danach ihre Olympiavorbereitung im Trainingslager Eldoret fortsetzen.
 
Auch dieses aufwendige und autoritär durchgesetzte Verfahren dürfte einige Spitzenläufer von der Teilnahme abgehalten haben. Leonard Komon jedenfalls, Weltrekordhalter über 10 und 15 Kilometer Straßenlauf, der kenianische Meister Peter Kirui, Junioren-Weltmeister im Cross, Geoffrey Kipsang, und der in Japan lebende Martin Mathathi, Dritter der WM von Daegu 2011, verzichteten neben anderen auf den Lauf am Dienstag im Nationalstadion der kenianischen Hauptstadt Nairobi.

Moses Masai, der wegen einer Hüftverletzung drei Jahre hatte pausieren müssen, gewann das Rennen in 28:10,3 Minuten vor Eliud Kipchoge, dem 5000-Meter-Weltmeister von Paris 2003 und Silbermedaillengewinner von Peking 2008 (28:11,0), sowie Mark Kiptoo (28:17,4). Bei der Weltmeisterschaft 2009 in Berlin war er Dritter über 10 000 Meter. Die Abwanderung der Konkurrenz zu Straßenrennen erklärte er am Dienstag mit dem Mangel an Bahnrennen. Micah Kogo, der Olympia-Dritte von Peking, wurde, obwohl er als Sechster ins Ziel kam, ausgeschlossen; er hat die Norm nicht erfüllt.

Zufall? Nahe am Sitz von Nike

Der Verband Athletic Kenya hatte geplant, auch die Olympiaqualifikation über 5000 Meter in Amerika auszutragen. Das hatte öffentliche Empörung ausgelöst und Widerspruch von Regierung und Nationalem Olympischem Komitee. „Die Olympiasiege über 5000 und 10.000 Meter sind für Kenia besonders wichtig“, sagt Kirwa. Aber seit John Ngugi 1988 in Seoul und seit Naftali Temu 1968 in Mexico City ist kein Kenianer mehr Olympiasieger auf einer dieser Strecken geworden.

Die frühe Qualifikation in Amerika solle, so argumentierten Kirwa und Verbandspräsident Isaiah Kiplagag, eine längere und ungestörte Vorbereitungszeit ermöglichen. Der Verband setzte sich allerdings dem Verdacht aus, aus finanziellen Gründen das Rennen nahe am Sitz des Sportartikelherstellers Nike aufzuwerten.

Kipchoge Keino, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees, drohte damit, die Vorstellungen des Verbandes zu ignorieren und diejenigen Athleten zu nominieren, die die kenianische Meisterschaft später im Juni gewinnen. Daraufhin beschränkte der Verband sich auf die 10.000 Meter.

 

 Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Mittwoch, dem 18. April 2012

author: GRR

Comment
0

Leave a reply