Allerdings hatte diese kenianische Gala nicht nur glückliche Aspekte: Einen der Sieganwärter, Kenneth Koros, erwischte es böse, als er sich den Fuß vertrat und verletzt ausschied.
Kenia-Phalanx rennt dem Feld davon – Männer-Hauptlauf: Muiruri tauscht Bronze gegen Gold! Die Nacht von Borgholzhausen
Borgholzhausen Haller-Kreisblatt -(cwk). Als sieben Kenianer in hohem Tempo die Freistraße hinab jagten und dem Feld bereits davoneilten, ahnte man es schon: Da bildete sich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft und das Publikum sah eigentlich zwei Rennen in einem. Nie zuvor war die Phalanx der schwarzen Gazellen so geschlossen, die Trennung von der deutschen – sprich: ostwestfälischen – Konkurrenz so deutlich.
Allerdings hatte diese kenianische Gala nicht nur glückliche Aspekte: Einen der Sieganwärter, Kenneth Koros, erwischte es böse, als er sich den Fuß vertrat und verletzt ausschied. Behandelt wurde er vom LC-Mitglied Dr. Hermann Mußgnug, der als Rennarzt für den erkrankten Dr. Eckart Happich eingesprungen war. So blieb ein Sextett übrig, in dem noch in der Schlussrunde jeder für den Sieg in Frage kam. Am Ende lagen nur fünf Sekunden zwischen den Plätzen 1 und 6 – ein Novum in der »Nacht«-Geschichte und eine eindrucksvolle Premiere über die neue Distanz von sechs Meilen.
Klarer, als es die offizielle Ein-Sekunden-Differenz aussagt, setzte sich im Spurt der von den meisten Experten favorisierte Vorjahrsdritte Stanley Muiruri (so die Schreibweise nach Auskunft seines Managers) durch. „Ich war motiviert“, erklärte er, „und habe mich speziell auf diesen Lauf vorbereitet.“ Dazu diente erst am Donnerstag ein 5000-m-Bahnrennen in Belgien, das Muiruri in vorzüglichen 13:38 Min. absolvierte. Vorgestern nutzte er seine beim Debüt vor zwölf Monaten erworbenen Streckenkenntnisse.
Dasselbe gilt für seinen härtesten Widersacher an diesem Abend, Matthew Kipchirchir Kosgei. Sein Sprung vom siebten auf den zweiten Rang kommentierte er so: „Ich bin mit meiner Leistung zufrieden, es war ein gutes Rennen, auch von der Stimmung her.“ Das Gespräch mit dem sympathischen Kenianer kam auch darauf, dass sein noch als Oldie erstaunlich schneller Vater Kipsubai Koskei früher mehrmals hier gestartet ist. Den Bronzerang belegte ein Debütant, der 2007 noch in der Jugendklasse startberechtigte Charles Korir.
Das Schattenrennen der Ostwestfalen
In respektvollem Abstand zu den Ostafrikanern ging der »Schattenwettkampf« der Ostwestfalen über die Bühne. Doch auch hier gab es eine klare Abstufung und Hierarchie – zumindest was die Nr. 1 betrifft: Elias Sansar, der 28-jährige Lipper kurdischer Herkunft, lag zwar fast anderthalb Minuten hinter dem sechsten Kenianer, lief aber der regionalen Konkurrenz um mehr als eine Minute davon. Belohnt wurde er endlich mit einem Top-Ten- und Prämienrang. Und noch mit einer Zeit unter 30 Minuten, die für OWL-Läufer auch künftig eine Traummarke bleiben dürften: 29:58 – Maßarbeit.
„Dabei hat mich Anfang der Woche noch eine Erkältung erwischt“, berichtete er, „Montag fühlte ich mich bei Tempoläufen schon nicht gut, Mittwoch stellte sich starker Husten ein.“ Die Erleichterung, dass es dennoch geklappt hat, war dem dreimaligen Hermannslaufsieger anzumerken. Zufriedenheit auch bei den Nächstplatzierten: „Es ist hervorragend für mich gelaufen, auch die Atmosphäre stimmte“, bilanzierte der Nightcup-Spitzenreiter, Sansars LG-Kollege Stefan Fromme. Ähnlich äußerte sich der Bielefelder Volkmar Rolfes. Bei der Siegerehrung sah man dem Meller Ingo Assmann (im Vorjahr 18.) die Freude über seinen 10. Rang an.
Und die Solbader? Überraschend war auch Dirk Strothmann angetreten: „Ich wusste das selbst erst heute Mittag, als die Kinderbetreuung gesichert war.“ Er habe ja kaum Tempotraining gemacht, wunderte sich der 38-Jährige selbst über seine Leistung als Elfter vor seinem Bruder Jörn. Zu einem hautnahen Duell zwischen beiden kam es diesmal nicht, Dirk war 43 Sekunden voraus. Drittbester LC-Starter vor Elmar Remus wurde M45-Klassensieger Bernd Nedderhoff auf Rang 18.