Start im Heiwadai-Stadion pünktlich um 12:10 Uhr ©Helmut Winter
Kawauchi-Hype überstrahlt ein solides Jubiläum – Josphat Ndambiri gewinn den 65. Fukuoka-Marathon in 2:07:36 – Helmut Winter berichtet
Obwohl der in Japan lebende Kenianer Josphat Ndambiri nicht ganz unerwartet bei seinem Debut den 65. Fukuoka-Marathon in der südjapanischen Metropole in guten 2:07:36 gewann und sich dabei vor dem Finale noch auf Kurs zu einer Zeit unter 2:06 befand, stahl ihm der Japaner Yuki Kawauchi im wahrsten Sinne die Show. Fukuoka war die erste Veranstaltung für die Qualifikation japanischer Läufer zu den Olympischen Spielen in London 2011.
Und diese interne Qualifikation geriet zu einem Finale, wie es die Marathongeschichte nur selten gesehen hat, und machte das eher bescheidene Leistungsniveau der Elite fast vergessen.
Ganz pünktlich um 12:10 Uhr hatten sich gut 700 Läufer auf den Weg gemacht, von denen am Ende nur 436 das Ziel im Heiwadai-Stadion erreichten, der letzte Läufer übrigens in 2:48:12, die Tore wurden wieder nach 2:45 geschlossen; strenge Sitten, aber Fukuoka war in seiner 65jährigen Geschichte immer ein Elitelauf. Dass an der Spitze dieser Elite allerdings die übrige (Marathon-)Welt Fukuoka davonläuft, wurde schon im Vorbericht zu Fukuoka 2011 angemerkt und war vom Feld der eingeladenen und gemeldeten Läufern auch nicht anders zu erwarten.
Mutig und den hohen Ansprüchen angemessen gingen vier Pacemaker mit dem Feld in km-Abschnitten um die 3 Minuten pro km auf die Reise und vollführten ihre Aufgabe fast mit der Präzision der Einhaltung der Fahrpläne japanischer Eisenbahnen. Nach 15:05, 30:07, 45:05 und 1:00:11 für die ersten 5 km-Abschnitte erreichte man den Halbmarathon in 1:03:29, immer noch eine gute Basis für eine gute Endzeit.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren es vor allem Fukuoka-Vielstarter Baranovskyy aus der Ukraine sowie Debütant Craig aus Irland, die immer wieder die Tempomacher anspornten, nicht nachzulassen. Wie sich nicht nur bei Craig, der kurz nach 25 km in 1:15:11 mit schweren Beinen ausstieg, zeigen sollte, war dieses ambitiöse Tempo am Anfang für die Klasse des Starterfeldes zu hoch und sollte am Ende Wirkung zeigen.
Im letzten Jahr hatte der Russe Dmitry Safronov durch eine sehr kluge Renngestaltung und Platz 2 in Fukuoka überzeugt, diesmal war er der Erste in der umfangreichen Führungsgruppe, der das hohe Tempo an der Spitze nicht mehr mitging, um Kräfte zu sparen. Dabei hatte er in Yuki Kawauchi einen treuen Begleiter, der den Russen als Tempomacher nutzte. Seine beiden japanischen Mitstreiter um das Olympiaticket, Imai und Maeda, enteilten schnell und lagen bei 25 km schon 20 Sekunden vor Kawauchi. An der 25 km-Marke stiegen die letzten Tempomacher aus und Debütant Ndambiri verschärfte schon bald das Tempo, dem auch sein Landsmann James Mwangi – mit einer Vorleistung von 2:10:27 notiert – nicht mehr folgen konnte.
Einsam zog Ndambiri davon, der Abschnitt zur 30 km Marke sollte mit 14:32 der schnellste Abschnitt des Rennes sein, auch in der 65jährigen Geschichte lief in Fukuoka niemand diesen Part schneller. Bis 30 km in 1:44:39 mit einem 5 km-Abschnitt von 14:57 war sogar eine Zeit unter 2:06 möglich, auch nach strengen Maßstäben eine Klassezeit. Aber auf dem Schlussteil wurden dem Novizen die Beine schwer und die 40 km-Marke wurde erst nach 15:45 in 2:00:24 erreicht. Er konnte sich nur noch ins Stadion schleppen und siegte, allerdings immer noch unangefochten, in 2:07:36. Dabei lief er aber den Schlussteil ab 40 km in schwachen 7:12, nur der Held von Fukuoka 2011, Kawauchi, war am Ende schneller, mit 6:50 allerdings deutlich.
Und der duellierte sich mit seinen beiden japanischen Mitstreitern in einem Kampf auf Biegen und Brechen, so ganz nach den Herzen der Japaner. Zunächst hatte er sich von Safronov mach 35 km gelöst und einen Rückstand von fast einer halben Minute bei 30 km nach gut 36 km aufgeholt. In dem japanischen Trio wechselte die Führung pausenlos, das Ausscheidungsrennen um die Olympiafahrkarte hatte begonnen.
Als James Mwangi in neuer Bestzeit von 2:08:38 das Ziel erreichte, fiel auch dahinter die Entscheidung. Mit sichtbar letzten Kräften mobilisierte Kawauchi noch einmal alles und wurde am Ende noch recht deutlich Dritter in 2:09:57, ob das für Japans Olympiateam reichen wird, muss sich noch zeigen.
Was sich allerdings anschließend im Stadion abspielte, wo man den Kampf auf einer Videoleinwand lautstark mitverfolgte, hat man nach einem Marathonlauf nur selten gesehen. Die Euphorie übertrug sich sogar auch die Veranstalter, die den wackeren Yuki nach kurzer Erholung auf einer Pritsche auf die Bühne zerrten, wo er aber nicht mehr stehen konnte und somit das Siegerinterview im Sitzen absolvierte.
Schon nach dem Tokyo-Marathon im Frühjahr, aber spätestens heute in Fukuoka ist Yuki der König der Herzen. Um das verstehen zu können, muss man wissen, dass er reiner Amateur ist und einer vollen Beschäftigung in der Administration einer Highschool nachgeht. Zum Teil zu ungewöhnlichen Zeiten wird trainiert und sein Coaching macht er auch selbst. Und als Vielstarter absolviert er Teile seines Trainings in Wettkämpfen, wie beim Osaka-Marathon oder beim Ageo-Halbmarathon vor wenigen Wochen.
Dabei düpiert er mehr oder minder die gesamte japanische Männerelite, die international kaum noch erstklassig erscheint. Solche Stories kommen in der japanischen Öffentlichkeit bestens an, die Einschaltquoten dürften beim Tokyo-Marathon Ende Februar nochmals höher liegen als die ohnehin schon traumhaften Werte, wenn sich Yuki mit Haile messen wird.
Aber auch dies ist bezeichnend: Vor einem Jahr lief Yuki an gleicher Stelle in knapp unter 2:18 ein, das interessierte niemanden. Nun läuft er 8 Minuten schneller und die Medien überschlagen sich im Kawauchi-Hype. So eng ist die Gratwanderung, auch im Marathon. Aber bisher meistert der tüchtige Japaner seine neue Rolle mit Demut und Bravour. Auch das ist typisch für einen Japaner!
Bis zum Tokyo-Marathon hat er noch ein wenig Zeit, die man auch in Fukuoka nutzen sollte, über den Status der Veranstaltung zu reflektieren; Jubiläen bieten da immer besten Anlass. Und da muss man feststellen, dass die internationale Dominanz des japanischen Elitelaufs lange Geschichte ist. Die Welt und auch die Marathonszene haben sich in den letzten Jahren gewaltig verändert.
Insbesondere auch nach der Leistungsexplosion 2011 rennt man in Fukuoka deutlich hinterher und muss sich dringend den Anforderungen stellen. Sonst könnte der Gold Label Status der IAAF ein Intermezzo gewesen sein. Denn zu Recht könnten sich ansonsten viele „Nobodies“ der Szene, wie z.B. Eindhoven, etc. fragen, was die IAAF eigentlich treibt, wo andere Lokalitäten den Japaner vom Leistungsniveau im wahrsten Sinne des Wortes „davongelaufen“ sind.
Festhalten an der Tradition hilft da wenig.
Helmut Winter
Resultate
10 km |
20 km |
HM |
25 km |
30 km |
40 km |
Ziel |
|||
1 |
NDAMBIRI,Josphat |
JPN |
30:07:00 |
01:00:11 |
01:03:29 |
01:15:10 |
01:29:42 |
02:00:24 |
02:07:36 |
(15:02) |
(15:07) |
– |
(14:59) |
(14:32) |
(15:45) |
(7:12) |
|||
2 |
MWANGI,James |
JPN |
30:07:00 |
01:00:11 |
01:03:29 |
01:15:10 |
01:29:56 |
02:01:19 |
02:08:38 |
(15:02) |
(15:06) |
– |
(14:59) |
(14:46) |
(16:04) |
(7:19) |
|||
3 |
KAWAUCHI,Yuki |
JPN |
30:07:00 |
01:00:13 |
01:03:34 |
01:15:30 |
01:31:13 |
02:03:07 |
02:09:57 |
(15:02) |
(15:07) |
– |
(15:17) |
(15:43) |
(15:52) |
(6:50) |
|||
4 |
IMAI,Masato |
JPN |
30:08:00 |
01:00:12 |
01:03:30 |
01:15:11 |
01:30:50 |
02:03:09 |
02:10:32 |
(15:01) |
(15:07) |
– |
(14:59) |
(15:39) |
(16:05) |
(7:23) |
|||
5 |
SAFRONOV,Dmitry |
RUS |
30:07:00 |
01:00:13 |
01:03:34 |
01:15:30 |
01:31:12 |
02:04:10 |
02:11:29 |
(15:02) |
(15:08) |
– |
(15:17) |
(15:42) |
(16:55) |
(7:19) |
|||
6 |
MAEDA,Kazuhiro |
JPN |
30:07:00 |
01:00:12 |
01:03:29 |
01:15:11 |
01:30:50 |
02:03:36 |
02:11:46 |
(15:01) |
(15:07) |
– |
(14:59) |
(15:39) |
(16:32) |
(8:10) |
|||
7 |
BARANOVSKYY,Dmytro |
UKR |
30:06:00 |
01:00:11 |
01:03:29 |
01:15:11 |
01:31:00 |
02:04:46 |
02:12:08 |
(15:01) |
(15:07) |
– |
(15:00) |
(15:49) |
(17:17) |
(7:22) |
|||
8 |
DENT,Martin |
AUS |
31:04:00 |
01:02:09 |
01:05:39 |
01:17:53 |
01:33:18 |
02:05:02 |
02:12:23 |
(15:38) |
(15:36) |
– |
(15:44) |
(15:25) |
(16:12) |
(7:21) |
|||
9 |
HARROUFI,Ridouane |
MAR |
02:13:40 |
|
|||||
10 |
SOKOLOV,Alexey |
RUS |
02:14:00 |
|
|||||
11 |
IRIFUNE,Satoshi |
JPN |
02:15:08 |
|
|||||
12 |
SETOGUCHI,Kenichiro |
JPN |
02:15:51 |
|
|||||
13 |
OTSUKA,Yoshiki |
JPN |
02:16:10 |
|
|||||
14 |
OKAMOTO,Naoki |
JPN |
02:18:14 |
|
|||||
15 |
SUWA,Toshinari |
JPN |
02:19:13 |
|