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19
04
2012

Prof. Dr. Jochen Zinner LSB-Vizepräsident Berlin Leistungssport - Jetzt schägt’s 100! Noch herrscht angespannte Ruhe vor dem olympischen Sturm ©privat

Jetzt schlägt’s 100! Noch herrscht angespannte Ruhe vor dem olympischen Sturm – Prof. Dr. Jochen Zinner LSB-Vizepräsident Berlin Leistungssport

By GRR 0

Am 18. April sind es noch genau 100 Tage bis zum Beginn der Olympischen Sommerspiele in London: Der Countdown läuft! In vielen Sportarten sind die Entscheidungen über Olympia-Tickets gefallen. In manchen Disziplinen qualifizierten sich die Athleten persönlich, z. B. im Boxen. In anderen Sportarten holten die Aktiven das Ticket für den nationalen Verband – wen dieser und der DOSB dann konkret nominiert, liegt aber abschließend in deren Hand.

So ist es zum Beispiel im Wasserspringen, wo man natürlich davon ausgeht, Patrick Hausding oder Nora Subschinski in London wiederzusehen.

Vergleicht man die vorolympische Atmosphäre vor Peking 2008, als auch durch politische Debatten erhebliche Nebengeräusche dominierten, mit heute, so ist es nun nahezu beängstigend ruhig, fast lautlos. Das ist aber sicher nur die Ruhe vor dem Sturm. Die Athleten in aller Welt bereiten sich hochkonzentriert und motiviert vor. Was bis jetzt versäumt wurde, kann man nicht mehr aufholen. Deutschland, so zeigen sich die Verantwortlichen überzeugt, wird bei den Spielen im Konzert der Großen mitspielen können. USA und China auf den beiden Spitzenpositionen im Nationenranking, danach Russland, schließlich die Briten, die Deutschen und ein paar weitere im Kampf um die Vorderplätze – so lauten die meisten Prognosen.

Auch Berlin als Sportmetropole wird erneut in Spitze und Breite seine Stärke beweisen. 50 plus x lautet die Hauptstadt-Formel, was die Zahl der Athleten im deutschen Team angeht. 10 plus x die Planzahl der möglichen Medaillen. Damit werden wir die bisherige Bilanz weiter ausbauen können und unseren Rang unter den besten Sportmetropolen der Welt behaupten. Seit 1992 haben 384 Berliner Athleten bei Sommer- und Winterspielen ihre exzellente Visitenkarte mit Top-Leistungen und 109 Medaillen abgegeben. Auch diesmal können wir uns auf beste Ergebnisse freuen.  

Hoffnungen verbinden sich mit herausragenden Sportlernamen Berlins, die unsere Stadt auf der Insel vertreten werden. Wie die zweimalige Peking-Olympiasiegerin Britta Steffen, Pentathlon-Titelverteidigerin Lena Schöneborn, Hockey-Legende Natascha Keller bei ihrer fünften Olympiateilnahme, Diskus-Recke Robert Harting und andere. Weltmeister Harting ist heißer Kandidat für die ersehnte erste Berliner Leichtathletik-Medaille seit 1992. Auch Ruderer, Kanuten, Wasserspringer stehen sehr gut da – in den Mannschaftssportarten, in denen die Deutschen leider in der Mehrzahl die Teilnahme verpasst haben, sieht die Situation weniger verheißungsvoll aus.

Größter Berliner Trumpf sind hier unsere Hockey-Teams, die immer für Medaillen „gut waren“, und die Wasserballer, in deren Auswahl die Akteure von Rekordmeister Spandau 04 gleich mit acht, neun Athleten vertreten sind.

Berlin ist die Sportstadt Nummer 1 in Deutsch­land. Wir haben viele gute Athleten, hervorragende Trainer. Stellvertretend kann man aus einem großen Kreis von Trainern und Koordinatoren Dr. Dieter Altenburg im Rudern, Jan Kretzschmar im Wasserspringen und André Heinrich im Kanurennsport nennen. Man könnte – müsste – viele weitere hervorheben.

Die Unterstützung – finanziell und konzeptionell – durch OSP, LSB, Senat und Vereine ist wichtiges Element und Unterpfand für die starke Präsenz Berlins im deutschen Spitzensport. 22 Schwerpunktsportarten werden am OSP gefördert, die Olympiakandidaten kommen aus 19 Sportarten. Sie werden in London, so sie nominiert werden, Teil von rund 10 000 SportlerInnen und Sportlern aus 203 Ländern sein, die um 302 Medaillensätze wetteifern. Darauf darf man mit einer Portion gesundem Lokalpatriotismus stolz sein.

Die Spiele in London werden die Bilanz der geleisteten Arbeit der vergangenen vier Jahre in den Sommersportarten ziehen. Aber schon jetzt sind LSB und OSP dabei, die Konzepte für die Jahre 2013 bis 2016 „auf den Weg zu bringen”. Was muss getan werden, um die erfolgreichen Berliner Sportarten weiter an der Spitze zu halten? Was kann unternommen werden, um andere nach vorn zu bringen? Eins scheint dabei klar: Es kann nicht nach dem Gießkannen-Prinzip gefördert werden, klare, zielorientierte Vorgaben sind erforderlich.

Allein schon deshalb, weil es auch in den bislang erfolgreichen Sportarten einige Defizite gibt. Die betreffen zum Beispiel im deutschen Sport immer wieder benannte „Baustellen”: Qualität der Trainingssysteme, Optimierung der dualen Karriere der Sportler und  – gerade mit Blick auf den internationalen Wettbewerb – besser bezahlte Trainer.

Sonst wachsen langfristig Hypotheken, die nur schwer zu  kompensieren sind. Bis dato ist das immer wieder gelungen – das verdient Anerkennung. Nach Olympia ist vor den Paralympics: Über die Vorbereitung der zurzeit 25 Berliner Sportlerinnen und Sportler mit Handicap berichten wir in späteren Ausgaben.

 

Prof. Dr. Jochen Zinner LSB-Vizepräsident Berlin Leistungssport – SPORT in BERLIN – April – Mai 2012

 

author: GRR

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