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11
07
2009

Feil: Früher riet man zur fettarmen Ernährung. Heute haben wir eine andere Sicht auf die Dinge. Wir empfehlen den Leuten die wichtigen Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen.

Interview mit Dr. Wolfgang Feil: Roter Traubensaft schützt die Muskelkraft – Sparkasse Marathon im Dreiländereck

By GRR 0

Ernährungsexperte Wolfgang Feil hat bereits dutzende Profisportler — darunter Daniel Unger und die deutsche Handball-Nationalmannschaft —  auf Wettkämpfe vorbereitet.

LZ-Redakteurin Sandra Pohl hat mit dem Nährstoffexperten gesprochen.

LZ: Richtige Ernährung und körperliche Fitness spielen im Profisport eine immer größere Rolle. Wie ist das bei Freizeitsportlern?

Wolfgang Feil: Bei Freizeitsportlern ist die richtige Ernährung noch viel wichtiger. Die Leute arbeiten in der Regel und sind nicht wie Profis von einem Kompetenzteam geführt. Sie sollten sehr auf sich achten, sonst tut ihnen alles weh und sie sind nur noch müde und ausgebrannt.

LZ: Wie ernährt sich ein Sportler richtig?

Feil: Früher riet man zur fettarmen Ernährung. Heute haben wir eine andere Sicht auf die Dinge. Wir empfehlen den Leuten die wichtigen Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen. Diese sind in Fisch, Raps- oder Speiseleinöl zu finden. Außerdem gibt es ein wichtiges Zeitfenster, bei dem der Körper vor allem Kohlenhydrate und Eiweiß sehr gut verarbeiten kann: direkt nach dem Training. Dann sollten Sportler roten Traubensaft mit Eiweißpulver vermischt zu sich nehmen. Traubensaft hat nämlich viele Kohlenhydrate und muskelschützende Inhaltsstoffe.

LZ: Und wie schaut's vor einem Wettkampf aus? Was sollte man da beachten?

Feil: Zwei Tage vor dem Wettkampf sollte ein Sportler mehr Kohlenhydrate zu sich nehmen. Früher empfahl man die Kartoffel- oder die Nudelportion zu erhöhen. Doch seine Gewohnheiten vor einem Wettkampf stark zu verändern, birgt auch die Gefahr, dass der Körper rebelliert. Heute raten wir zu Traubensaft. Am letzten Tag vor der Belastung sollte man über den Tag verteilt einen Liter Traubensaft zu sich nehmen.

LZ: Was halten Sie denn von einem Hamburger und einer Portion Pommes? Lässt sich ein paar Stunden später erfolgreich ein Marathon laufen?

Feil: Davon rate ich dringend ab. Solch eine Mischung haut einen komplett um! Vor einem Wettkampf sollte ein Sportler grundsätzlich etwas leichtes essen. Ein halbes Brötchen mit Marmelade, ohne Butter und eine Banane.
Seit neustem empfehlen wir sogar noch eine Scheibe Ingwer, das stabilisiert den Magen. Fette Sachen unbedingt weglassen! Sie beschäftigen den Körper stundenlang. Das ganze Blut hält sich dann im Magen-Darm-Trakt auf und fehlt beim Sauerstofftransport im Körper.

LZ: Gibt es noch etwas, das man vor dem Wettkampf tun kann?

Feil: Ja. Etwa zwei Stunden vor dem Start, sollte ein Sportler Antioxidantien zu sich nehmen. Die sind in den Gewürzen Zimt, Kurkuma und Chili zu finden. Eine Prise Chili und jeweils einen halben Teelöffel der beiden anderen Gewürze in einen Joghurt oder in Rote Grütze rühren, das schützt die Muskulatur vor Abbauerscheinungen. Die Mischung sollte man aber im Laufe des Trainings einmal ausprobieren, um herauszufinden, ob der Körper das verträgt.

LZ: Wie ist es während des Wettkampfes? Bringt die gerne gereichte Banane etwas?

Feil: Würde ich nicht wirklich empfehlen. Eine Banane liegt zu lange im Magen. Sie braucht etwa zwei Stunden, bis der Körper sie verarbeitet hat.
Ich rate zu Sportriegeln auf Molkebasis oder Getränken mit Salz. Die schützen vor Muskelkrämpfen.

LZ: Wie häufig sind Trinkpausen während eines Marathons notwendig?

Feil: Es ist wichtig regelmäßig etwas zu trinken. Ich rate zu vier Bechern pro Stunde. Wenn es sehr heiß ist, sollte genügend Salz enthalten sein.

LZ: Kann man mit der richtigen Ernährung eine spürbare Leistungssteigerung erreichen?

Feil: Aber klar doch. Da sind zehn Prozent Steigerung drin. Für Freizeitsportler ist aber ein ganz anderer Aspekt wichtig: Mit einer richtigen Versorgung geht es dem Körper nach einer Extrembelastung wie einem Marathon am nächsten Tag auch gut. Wer sich übernimmt, der wird in der Regel danach krank.

LZ: Kann man mit der richtigen Ernährung auch auf Verletzungen reagieren oder ihnen vorbeugen?

Feil: Ja. In der Basisernährung ist Kieselsäure wichtig. Sie stabilisiert Sehnen, Bänder und Knorpel. Man findet sie in Natur- und Vollkornreis, in Hafer, der täglichen Banane und im Ackerschachtelhalm. Ein typisches Lebensmittel, das nur Marathonläufer kennen. Man bekommt ihn als Konzentrat im Sportgeschäft.

LZ: Sie sind ja selbst Marathonläufer. Wie bereiten Sie sich auf den großen Tag vor?

Feil: Das richtige Training ist natürlich das A und O. Für Wettkämpfe trainiere ich mit einem Trainingsplan. Die Trainingsreize setze ich dann durch eine gezielte Ernährung besonders in der Regenerationsphase um.
Dieses Regenerationsprinzip stelle ich im Vortrag ausführlich vor. Hier liegt das entscheidende Potenzial für den Leistungsfortschritt.

LZ: Danke für das Gespräch.

Sparkasse Marathon im Dreiländereck

author: GRR

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