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2015

3000 m-Startbild mit (v.l.) Judit Varga, Laura Muir, Corinna Harrer, Gesa-Felicitas Krause. ©Wilfried Raatz/wus-media.

Indoor Meeting Karlsruhe 2015: Weiteres Aufrufzeichen der deutschen Läufer – Erfreulich starke deutsche Asse – Neuer Läuferglanz durch Richard Ringer, Florian Orth, Maren Kock und Gesa-Felicitas Krause – Wilfried Raatz berichtet

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Auffällig auf der Pressetribüne war gewiss die Präsenz der niederländischen Kollegen, die vor allem Dafne Schippers beobachten wollten.

Aber auch deren Landsfrau Sifan Hassan. Die aus Äthiopien stammende 1500 m-Europameisterin ließ sich von der Ukrainerin Tamara Tverdostup exzellent bis zur 1000 m-Marke ziehen, ehe sie von ihrer äthiopischen Landsfrau, der Vize-Weltmeisterin Axumawit Embaye bis praktisch auf die Ziellinie extrem attackiert wurde – und in 4:02:57 knapp gegen ihre Rivalin (4:02,92) die Oberhand behielt. In einem gutklassigen Feld ging Annett Horna vorzeitig aus dem Rennen, Elina Sujew musste zeitig abreißen lassen und wurde Siebte (und Letzte) in mäßigen 4:18,74 Minuten, fernab der angepeilten EM-Norm (4:11,50).

Dagegen lief es für die deutschen Starterinnen im 3000 m-Rennen richtig super. An der Spitze duellierten sich die bisherige Weltjahresbeste Laura Muir (Gbr) mit Yelena Korobkina (Rus), die mit einem starken Finish in der neuen Topzeit von 8:47,61 Minuten die Bestzeit laufende kampfstarke Britin (8:49,73) in Schach halten konnte.

Hinter Sofia Ennaoui (8:53,22) und Giulia Viola (8:56,71) spurtete Maren Kock mit einem fulminanten Schlusskilometer in 2:53 (!) unter die EM-Norm mit 8:57,87. „Das war optimal. Auch wenn es am Anfang schwierig war, den richtigen Schritt zu finden. Deshalb bin ich auch hinten gelaufen. Blöd war, dass wir eine zu große Lücke zur Spitze gelassen haben. Als Gesa vorgegangen ist, habe ich mir gesagt: Jetzt musst du alles geben. Super, dass es mit der EM-Norm geklappt hat! Ich bin froh, dass ich überhaupt hier in diesem Feld laufen durfte und bin jetzt stolz, dass ich diese Leistung auch bringen konnte!“

Im deutschen Duell unterlegen, aber dennoch hoch zufrieden zeigte sich die eigentliche Hindernisspezialistin Gesa-Felicitas Krause als Siebte in 9:00,25 Minuten, die damit ebenso die EM-Norm von 9:01,00 blieb.

„Ich bin total happy, dass es mit der Norm geklappt hat. Ich habe mein Herz in beide Hände genommen und habe versucht, die Lücke zu schließen. Das ist mir auch gut gelungen!“ Corinna Harrer fehlt nach dem auskurierten Ermüdungsbruch noch die Tempohärte, um in einem exquisiten Feld bis zum Ende mithalten zu können. Als Neunte erreichte sie letztlich 9:09,44 Minuten, Diana Sujew wurde Elfte (9:12,92).

Ein packendes Duell zwischen den beiden Kenianern Nixon Chepseba und Ilham Tanui Özbilen über 1500 m war die Garantie für eine neue Weltjahresbestmarke, die bis Karlsruhe übrigens Florian Orth mit 3:40,20 hielt.

Mit einem hauchdünnen Vorsprung von sieben Hundertselsekunden hatte letztlich der für die Türkei startende frühere William Tanui Biwott die Nase vorne gegen den IAAF-Diamond-League-Sieger über 1500 m. Der Pole Marcin Lewandowski, 2010 gewann er den 800 m-EM-Titel, nutzte in deren Sog die Chance auf eine starke Endzeit von 3:38,68 Minuten. Der Österreicher Andreas Vojta wurde Achter (3:41,09). Als einziger Deutscher stellte sich Martin Sperlich, Trainingskollege von Richard Ringer, dem internationalen Feld und kam über den letzten Platz trotz Bestzeit von 3:45,02 nicht hinaus.

Das 3000 m-Rennen sollte zumindest für die deutschen Starter Richard Ringer, Florian Orth und Humiyu Tesfaye zu einem emotionalen Höhepunkt werden, wenngleich dies leider viele der 4 300 Zuschauer nicht unbedingt so sahen. „Ich bin aufgeregter als wenn ich selbst laufen würde“, gestand selbst Maren Kock, die Freundin von Florian Orth. Und es sollte aber auch für Richard und Florian zum Aufreger werden. Die beiden Deutschen nahmen in der entscheidenden Rennphase ihr Herz in beide Hände und zogen Position um Position nach vorne – bis auf die Platz zwei und vier.

Lohn der Anstrengung dabei ein Ausrufezeichen und die EM-Norm in der Tasche.

In Düsseldorf setzte Arne Gabius mit dem deutschen 5000 m-Rekord ein Zeichen, in Karlsruhe waren es Richard Ringer und Florian Orth mit Spitzenzeiten von 7:46,18 und 7:49,48 Minuten. Es passiert also etwas im deutschen Laufbereich!

Nach Düsseldorf und Karlsruhe ist plötzlich Homiyu Tesfaye ins Hintertreffen geraten, denn nach seinem vorzeitigen Ausstieg fehlt dem Schützling von Wolfgang Heinig noch eine EM-Qualifikationszeit, die der DLV auf 3:41,00 bzw. 7:54,50 gesetzt hat. „Mag sein, dass diesmal das Höhentraining nicht so angeschlagen hat. Wir werden sehen….“, so der Frankfurter nach dem Rennen.

So sehr sich Paul Kipsiele Koech sich auch streckte, am Ende fehlten 7/10 Sekunden für eine Weltjahresbestzeit, die übrigens sein Landsmann Nixon Chepseba hält. Doch die Aufmerksamkeit gehörte eindeutig den Deutschen. Vor allem Richard Ringer, der mit einer starken Schlussrunde noch fast an Koech heran gelaufen war. „Komisch, heute habe ich mich schlechter gefühlt als am Donnerstagabend in Düsseldorf“, gestand ein überaus zufriedener EM-Vierte.

„Aber im Gegensatz zu Düsseldorf konnte ich das Tempo halten. Da ich mit 7:51,17 bereits die EM-Norm hatte, wollte ich heute eher um einen Platz laufen. Denn bei der EM geht es einzig und alleine auch darum! Als Zweiter hat sich das auch sehr gut angefühlt!“ Auffällig locker waren Richard Ringer und Florian Orth ins Rennen gegangen, schließlich hatten beide die EM-Norm für ihre Lieblingsstrecke bereits in der Tasche. „Wir kennen uns schließlich schon seit 2004, als wir im Schüleralter schon gegeneinander gelaufen waren. Das hilft auch in solchen Rennen…!“

„Jetzt habe ich auch über 3000 m die Norm!“ freute sich Florian Orth über den zweiten Coup. „Ich wollte nicht zu viel riskieren, weil es dann am Ende zu schwer werden würde. Deshalb habe ich mich vor allem an Richard gehalten. Und das war gut so. Jetzt muss ich schauen, wie ich mit dem Uni-Stress umgehe…“, blickte der in München Medizin studierende Nordhesse schon voraus auf die nächsten Tage.

Denn bereits am Montag beginnen die Klausuren für das Staatsexamen. „Ich muss sehen, wie das parallel zu machen ist!“ Aber mit diesem Spagat scheint es bei Florian Orth bestens zu laufen. Siehe die Topzeiten im Vorfeld der Hallen-Europameisterschaften am 6. bis 8. März in Prag.

Die tolle Kulisse nutzten aber auch zahlreiche junge Athleten, die im Rahmenprogramm des IM in zumeist regional besetzten Rennen auf sich aufmerksam machen konnten. Da rannte die Mannheimerin Fabienne Amrhein im Alleingang zum 1500 m-Sieg der U23-Frauen („Das ist ein guter Aufgalopp für die ADH-Meisterschaften und für die Deutschen dann hier in der Halle“), nutzten die LGR-Athleten wie im U23-Wettbewerb über 1500 m Christoph Kessler (Sieger/ 3:52,20) und Jannik Arbogast (Zweiter/ 3:53.50) oder im U18-Wettbewerb über 1000 m Pascal Kleyer (Sieger 2:38,61).

In zwei flotten 800 m-Nachwuchs-Rennen wurden die Zuschauer schon einmal richtig eingestimmt auf die Highlights des Abends. Dabei lief die deutsche U23-1500 m-Meisterin Hanna Klein (SG Schorndorf) in einer begeisternden Aufholjagd gegen die Französin Clarisse Moh als knapp geschlagene Zweite mit 2:05,53 Bestzeit. Kurz darauf stürmte der Wiesbadener Marc Reuther als Sieger des 800 m-U23-Rennens nach 1:51,92 ins Ziel, der Leipziger Felix Rüger wurde mit 1:53,17 Zweiter.

Für den DLV eine überaus gelungene „Werbeveranstaltung“ für die Deutschen Meisterschaften, die am 21. und 22. Februar an gleicher Stelle anstehen. Dann stehen sie wie Verena Seiler, Melanie Bauschke, Cindy Roleder, Richard Ringer, Florian Orth und Julien Howard allesamt wieder im Mittelpunkt des Interesses, dann allerdings gegen die nationale Konkurrenz.

Wilfried Raatz

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