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2021

Olympische Flagge - Foto: Horst MIlde

In der „Ampel-Regierung“ fehlt ein Sportminister – Bildung und Kids – Sport for Germanys Zukunft – Lothar Pöhlitz*

By GRR 0

© Lothar Pöhlitz* – Alle, nein „Ihr – unsere neue Regierung“ muss die Kids wieder fit machen (lassen), ihr habt Monate um die Verantwortung gekämpft und Aufbruch versprochen.

Jetzt müßt ihr Euch nicht nur um das Klima, das Impfen, den Kohleausstieg und die Schuldenbremse, sondern auch um Deutschlands Infrastruktur, mehr Wohlstand, Bildung, Gesundheit und die Fitness der Nation kümmern. Auch wenn ihr „regieren“ wolltet, seid ihr nun, um die vielen vernachlässigten Aufgaben, nicht zu beneiden.

Die 27 Millionen Mitglieder im Sportbund werden nicht besonders begeistert sein das über „SPORT“- vom Breiten- bis zum Leistungssport – im natürlich viel diskutierten Koalitionsvertrag nichts zu lesen ist. Das „weiter so“ ist doch eigentlich abgewählt, sie wollten verändern, Aufbruch, Herausforderungen, alle mitnehmen, alles besser, Deutschland „fitmachen“.

In der Welt wieder konkurrenzfähig sein, in der Wirtschaft und im Sport und auch für die 36% Wähler da sein die ihnen nicht die Stimme gegeben haben. Neben den Klima-Herausforderungen, Corona und der verfehlten Impf-Strategie kommt die bisher nur angedeutete andere Bildung und die Sport-Zukunft-Deutschlands – mit neuen, anderen Zielen im Kinder- und Schulsport, Jugend- und Leistungssport, in den Papieren der „Ampel-Regierung“ (SPD-FDP-GRÜNE) und auch bei ihren Ministerpräsidenten nicht vor. Das wäre aber Voraussetzung, wenn GERMANY auch wieder um mehr Gold – Silber – Bronze bei Olympia kämpfen soll.

Die Zentrale der Krankenkassen empfahl dazu: „Um das Immunsystem von Kindern zu unter­stüt­zen, sind aus­rei­chend Bewegung und gesun­de Ernährung es­sen­ti­ell. Vor allen wird der kind­liche Körper draußen mit ge­nü­gend Sau­er­stoff versorgt, aus­rei­chend Bewegung machen das Im­mun­­system fit“.

Es darf nicht länger im TV als sensationeller Erfolg bejubelt werden, wenn ein Mann oder eine Frau 100 kg abnimmt, wir müssen es als Erfolg loben, wenn Kinder gesund, gar nicht erst unangemessen zunehmen. Fettleibige kosten der Gesundheitskasse bis ins hohe Alter viel Geld.

Deshalb müssen wir, nein s i e, Kindern und der Gesellschaft helfen, damit sie wieder, wie früher, im Verein und in der Schule regelmäßig und fachlich optimal geführt, sporttreiben können. Und es wäre in diesem Zusammenhang Zeit, wenn Sport-Journalisten – außerhalb der „scheinbar Millionen Fußball-Reporter“ – helfen und sich wieder der Sportberichterstattung der anderen Sportarten in TV und Presse – auch in ihren Regionen – zuwenden würden.

Nun bringt sich auch noch eine Leistungssport GmbH oder Sportdeutschland AG ins Gespräch. Eine Neuorganisation des deutschen Spitzensports und seines Leistungssportsystems, mit dem Ziel im Sport international wieder konkurrenzfähig zu sein, in der Medaillenwertung bei Olympischen Spielen wieder zu den Besten zu gehören. Natürlich wäre es toll, wenn es wieder richtigen Spitzensport, neben dem Fußball, geben würde.

Michael Reinsch schrieb dazu am 15.11.2021 in der FAZ:

„Vor allem soll der Spitzensport Deutschlands, mit einigen Hundert Millionen Euro Steuergeld gefördert, unter fachkundiger, strategischer und un-abhängiger Führung, mit Autorität bis hinunter in die Olympiastützpunkte, an denen Top-Athleten zusammengezogen werden, zu mehr Medaillen bei Olympischen Spielen führen. Dies wäre die Krönung der unvollständig gebliebenen Spitzensportreform des deutschen Sports“.

Dabei war es zu einfach und oberflächlich zugleich, mit „der Rigorosität des Modell-Systems des DDR-Sports“ abzurechnen, den DDR-Sport nach den so erfolgreichen „gesamtdeutschen“ Olympischen Spielen 1992 mit der „Doping-Keule“ zu zerschlagen. Neben „dem Doping der Kader“, gab es ein im neuen Deutschland nicht genutztes System, das vor allem von Schul-Sportlehrern geführte Kindertraining, der Kindertrainingszentren und eines anderen Schulsports. Davon profitierten viele Ältere noch Jahre. Zugleich war es die Basis für einen Hochleistungssport in 16 Sportclubs, in denen, an der DHfK Leipzig ausgebildete hauptamtliche Trainer für den Leistungssport, im und für den Spitzensport, arbeiteten. Eine nicht geringe Zahl von ihnen arbeitete danach erfolgreich im Ausland.

Vielleicht helfen „Sport-Lehrer-Trainer“

Nun erfordert eine langfristige Entwicklung, mit Olympiamedaillen als Ziel, neue Sport- und Finanz-Strukturen, von der Basis, d.h. einem leistungs-orientierten Kinder- und Jugendsport in Sportschulen, einer 3-5jährigen Phase des Nachwuchsleistungssports bis zur Spitze der Leistungs-pyramide, einem 8-10jährigen Hochleistungstraining. Dafür wird natürlich mehr Geld gebraucht als bisher zur Verfügung stand, auch weil Spitzen-athleten und ihre Trainer, wie Fußball-Profis, in einem 10jährigen Aus-bildungs- und internationalen Wettkampfprozeß, ihre Kosten für ein ange-messenes Leben zu decken haben.

Soll heißen, das in einer solchen neuen Struktur ohne einen reformierten DOSB und Kinder-, Schul-, Jungend- und Nachwuchsleistungssport, solche wünschenswerten Ziele wohl ohne Fachpersonal und wenigstens 1 Milliarde eine Utopie bleiben. „Sport-Lehrer-Trainer“ – die wie früher im außerschulischen Sport oder in Vereinen dafür arbeiten, wie sie in einigen Landesverbänden schon „im Dienst“ sind, gehören zu „diesem Paket“.

Aus dem IAT Leipzig lesen wir dazu:

„Würde Team D den Anschluss an die drei besten Nationen in der Medaillenwertung anstreben wollen, wie 1992 in Barcelona mit 33 Olympiasiegen und 82 Medaillen, wäre eine Medaillenzahl von über 70 Medaillen notwendig. Voraussetzung wäre eine generell neue gesellschaftliche Positionierung des Sports und des Leistungssports in Deutschland. Aber Geld allein gewinnt keine Medaillen – es braucht ein effizient gesteuertes Leistungssportsystem. Ausprägung einer national von einer Stelle gesteuerten und koordinierten Leistungssportförderung“ (In­stitut für Angewandte Trainingswissenschaft Leipzig (IAT)

Kindersport ist Basis und macht Deutschland auch noch gesünder

Es droht ein derzeit noch gar nicht einzuschätzender Leistungs-Gesundheits- und Wohlstandsverlust, auch weil Deutschlands Nachwuchs auf breiter Front über Jahre geistig und körperlich nicht mehr auf die Anforderungen des Lebens vorbereitet wurde.  Aber auch weil, wie gemeldet, Tausende Corona geschädigte viele Jahre als hochwertige Arbeitskräfte ausfallen werden.

Der weitere Niedergang des deutschen Sports ist so programmiert.

Ein neuer „Goldener Plan der Bundesregierung“ darf nicht nur die Sanierung, die Modernisierung als auch den Neubau von Sportstätten zum Ziele haben, sondern muß auch einen anderen Kinder- und Schulsport, Jugend- und Leistungssport in den Ländern möglich machen, wollen.

Kindersport ist Voraussetzung für Olympiaerfolge Foto Kiefner

Dazu ist längst überfällig wieder Trainer für den Leistungssport auszubilden

Nicht länger weiter wie bisher. Es gibt nicht nur das Klima und den ökologischen Umbau, aus den Berichten und dem Leben wissen wir das Baustellenstillstand in der Gesundheit und im Sport herrschten, es gibt kein „Material“ und zu wenig geeignetes Personal. Im Bundestag aber bleibt kein Stuhl leer, alle kämpfen monatelang um Regierungs- und Parteiposten. Nun warten alle auf „Beschlußfassungen“ um den weiteren Niedergang auf breiter Front umzukehren.

Die junge Generation, die die Ampel-Regierung mit auf den Weg gebracht hat, die immer öfter demonstrieren, muß nun ihren Beitrag leisten und sich nicht nur regieren lassen. Vielleicht erinnern sie sich: „nun wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt“. Bildung und Leistungsbereitschaft sind dafür die Eckpfeiler.

Sport wieder für alle, in den versprochenen neuen Wegen aber bleiben riesige Krater, wie auf den Straßen im Westen. Das erfordert „zuschippen“ zum Wohle der einst erfolgreichen deutschen Sport-Vergangenheit. Offensichtlich gibt es keine Sport-Aktivisten unter den 3 Parteien, die neue Regierung beschloß offensichtlich nichts über den Kinder-, Jugend- und Leistungssport oder die Kroko-Versäumnisse im Schulsport, der Notwendigkeit den Kleinen schon in den Klassen 1-4 das Bewegen zu lehren und das Immunsystem durch Frischluft zu trainieren. Impfdruck ist auf Dauer allein keine Lösung, Wissen beeinflußt Meinungen. Zumindest findet man in den Parteidokumenten und Statements dazu „n i c h t s“.

Und das Interessante, die Medien, TV und die schreibende Presse haben die Sportversäumnisse an der Basis bisher negiert, oft nicht einmal bemerkt. Sie haben ja alle die einfachen Fußballberichte, wer ein Tor schießt bekommt eine 1 – wer verliert eine 5 und Häme.

Den Niedergang in den Jahrzehnten haben vor allem die „Kroko“ und der Bundestag durch „Nichtstun“ beschleunigt, Führungsqualitäten vermissen lassen. Auch die langjährige Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, die SPD-Abgeordnete Dagmar Freitag und das Bundesinnen-ministerium als Geldgeber für den Spitzensport haben vom Schulsport bis zum Hochleistungssport den Niedergang vor allem verwaltet.

Dabei wissen alle, das Sport gut ist für die Gesundheit, die Leistungsfähigkeit von Körper und Geist und gegen die zunehmende Fettleibigkeit. Übergewicht, die Psyche und Ängste werden in der Kindheit aufgebaut. Organisierter Sport würde sogar helfen, das Arbeits- und Rentner-Leben zu verlängern und die Gesundheitskosten drastisch zu senken.

Nicht alle interessieren sich für Fußball, der jetzt schon zum großen Teil von ausländischen „Supertalenten, Millionären“, lebt und von den Medien ohne Widerspruch transportiert wird, die schon unwidersprochen, über die demnächst Milliarden reden.

Die 27 Millionen Mitglieder im DOSB wollen aber wieder „Sport und Sportbedingungen für alle“, deutsche Repräsentation in der Welt, stolz sein auf Deutschland, seine Wirtschaft, seine deutschen Olympia-Medaillengewinner und eine wieder leistungsfähige Jugend, am besten schon bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 oder wenigsten 2032 in Brisbane/Australien.

Arbeitet auch für den Sport und nicht länger vor allem für Euch – bitte, vor allem für Deutschlands Kids

Erfolg ist das Ergebnis von Arbeit und Führung. Qualitäts-Arbeit aber muß bezahlt werden, nicht nur für Politiker, Journalisten, Fußball-Trainer, auch für Kids- oder Jugend-Coaches oder  Vereins- und Lehrer-Trainer

Kids – Sport for Future

Mehr Bewegung und Wettkämpfe schon in den BASICS-Jahren   Foto Pöhlitz

Dabei sollten für Germany, nach den Enttäuschungen von Tokyo, wieder Erfolge und nicht die Teilnahme Ziel Nr. 1 sein. Dafür, vor allem vor Ort, in der Praxis, dort wo unsere Besten trainieren, fehlt das notwendige „Fachpersonal“ und die Bedingungen schon für den Nachwuchsleistungssport außerhalb des Fußballs. Das Training muß auf die Leistungsfaktoren und Wirksamkeit ausgerichtet werden, dafür brauchen wir eine Wende in Deutschlands Sport, im Schulsport und im Kinder-, Jugend- und Leistungssport in den Vereinen, die für die Entwicklung von Wettbewerben von Bedeutung sind. Das „Ehrenamt ist doch out“ –  haben uns zumindest die letzten 15-20 Jahre und die Politiker gelehrt.

Sportmedizin – Physiotherapie auch in den Bundesstützpunkten

Nach den herben Verlusten in der finalen Olympiavorbereitung der 90 nominierten Leichtathleten für Tokyo sind, möglichst schnell und umfas-send, die Defizite unserer zu vielen durch Krankheiten und Verletzungen ausgefallenen Spitzenathleten zu beseitigen. Auch sie früher besser zu begleiten, muß die Devise sein. Dazu gehört auch die auf die Läufer zukommenden Verletzungen der Füße/Beine durch die neuen Wunderschuhe, wenn die Muskulatur nicht rechtzeitig auf die neuen Lauf-Technik-Anforderungen vorbereitet wird. Vielleicht können sie sich sicher noch an die adidas-Torsion-Schuhgeneration erinnern, die zunächst unerkannt, damals zu beträchtlichen Trainingsausfällen führte.

Die unerträglichen Ausfälle durch Krankheiten und Verletzungen im letzten Olympiazyklus weisen auf Defizite in der sportmedizinisch-physio-therapeutischen Begleitung, vor allem auch unserer Besten – Medaillenkandidaten“ für Tokyo hin. Olympiasieger 2016 und Europameister 2018 Thomas Röhler wegen einer Rückenverletzung, Vize-Europameister im Speerwurf Andreas Hofmann, Hürden-Sprinterin Pamela Dutkiewicz-Emmerich, unter-11-Sekunden-Sprinterin Gina Lückenkemper, Sprinter Lucas Jakubczyk, Stabhochspringer Raphael Holzdeppe, Hürdensprinterin Cindy Roleder, auch Alina Reh konnten verletzt nicht zu den Olympischen Spielen. Und von den 90 Nominierten war die Mehrzahl nicht olympiareif!

Insbesondere Aufgabe wäre, wieder junge Talente „auszugraben“, schon sehr früh in ihrer körperlichen Entwicklung zu fördern und begleiten, Wachstum und Belastung in optimalen Bahnen zu sichern, das Gehirn zu programmieren und die Trainer zu qualifizieren. Das wäre natürlich auch die Aufgabe des DLV und seiner Landesverbände.

„Vielleicht nimmt sich die konservative Mitte-Partei Union“ diesen schweren Brocken an, wie Grünen-Chef Habeck beim Lanz Talk für demnächst sogar als hilfreich ansah.

Schon 2024 sollte nicht die Teilnahme, der Erfolg das Ziel sein       Foto Kiefner / Ayadi

Eine solche Komplex-Ausbildung erfordert erfahrungsgemäß, nach den ersten BASICS-Bewegungsjahren im Alter von 6-9 Jahren, etwa 10-12 Jahre (BASICS 10-14 Jahre + Nachwuchsleistungstraining 15-19 Jahre) und schrittweise mehr Trainingszeit als bisher und für die unterschiedlichen Aufgaben vorbereitete Kids-Coaches

Ein Traum, mein Traum – die einfachste Lösung – ein Sportminister mit Kompetenzen und in der Frühkindphase mit Bewegungs-Kitas aktive Bewegung anerziehen. Danach 4 x 2 Stunden Schulsport und den außerschulischen Sport am Nachmittag zurückholen. Das erfordert natürlich erst einmal den Schulsport und seine Bedingungen – die Sportstätten, Sporthallen, Sportlehrer, die Schulsportausstattung zu modernisieren – die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte auszubügeln.

Daraus „wachsen“ talentierte Athleten, die in den BASICS-Jahren von 8-14 von Sportlehrern ausgebildet werden, danach von Spitzen-Trainern, bei guter sportmedizinisch-physiotherapeutischer Begleitung auf das Hochleistungstraining vorbereitet werden, um dann 8-10 Jahre 20-30 Stunden, von anderen Aufgaben frei, ihr Training und die Regeneration, von einem professionellen Management begleitet, verletzungsfrei bewältigen können.

Lothar Pöhlitz

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*© Lothar Pöhlitz – Dipl.-Sportlehrer für Leistungssport – Sportwissenschaftler – 1971-1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums für Lauf-Trainingsmethodik im DVfL – 1980-1998 18 Jahre DLV-Bundestrainer Lauf – 3x Olympia-Trainer für Deutschland – 2006-2020 Leichtathletik-Coaching-Academy

 

 

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