Ein Wikinger unter den Zuchauern - Foto: Klaus Weidt
Immer wieder verschoben Alle Isländer trauern um ihren Reykjavik-Marathon. Der wird nun erst im August 2022 mit der „Kulturnacht“ ausgerichtet. Klaus Weidt berichtet
2019 fand er zum letzten Mal statt. Mitte August wie immer, denn da sind auf Island mit 15, 16 Grad die höchsten Tagestemperaturen. Und da gibt es immer das spektakuläre Kultur-Nacht-Festival danach.
An solch einem Sommertag strömt die ganze Insel zusammen. Der Reykjavik-Marathon hat die Isländer ins Laufen und Feiern gebracht. Nun aber fällt beides aus.
Erst war noch Hoffnung. Corona hielt sich in den Insel-Grenzen. Vom 21. August verschoben die Veranstalter den beliebten Marathon auf den 16. September. „Es wäre ein Schlag für die Läufer“, so Friman Ari Ferdinandsson, der Chef der isländischen Sportföderation, „wenn er zum zweiten Mal in Folge ausfallen müsste.“ Aber er musste! Die täglichen Infektions-Zahlen kletterten zu hoch, eine neue Corvid-19-Welle hatte Island erfasst und die Krankenhäuser gefüllt. Die aktuellen Einschränkungen konnten beim besten Willen nicht überlaufen werden.
Island Geysire – Foto: Klaus Weidt
Friman, mit dem wir korrespondierten, machte aus seiner Enttäuschung kein Hehl. „Jetzt wird natürlich hier viel darüber diskutiert, welche Regeln für Veranstaltungen für die Zukunft anzuwenden sind, um auch den Reykajvik-Marathon weiter durchführen zu können.“ Die Veranstalter schauen auf andere Länder, in denen Konzerte und große Sportveranstaltungen trotz Corona stattfinden. Interessant fanden sie auch die Konzeption des Berliner Halbmarathons. Sie haben in den zwei Jahren ohne ihre Marathon-Veranstaltung einen hohen Verlust verzeichnen müssen. So etwa eine halbe Million Euro, was für eine so kleine Sportorganisation viel Geld bedeutet.
Der Reykjavik-Marathon war 1983 eine Idee von zwei laufbegeisterten Tourismus-Mitarbeitern, die mit ihm eine neue Sport-Klientel auf die nördliche Insel bringen wollten. Das gelang ihnen dann bereits ein Jahr später. Mit Marathon, Halbmarathon und 10 Kilometern. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt sind schnell umlaufen – Hallgrimskaja-Kirche, Saga-Museum, am Meer entlang mit Blick auf die Berge. Doch nach dem Laufen und Feiern beim „Cultural Night Festival“ folgen dann die unvergesslichen Exkursionen. Auf dem „Golden Circle“ entlang, zu den Geysiren, Lava-Feldern, Vulkanen, Wasserfällen und natürlich zur „Blauen Lagune“. Die wilden Islandpferde und die bunten Haubentaucher lassen auch grüßen.
Der Island Marathon – Foto: Klaus Weidt
Die Organisatoren steigerten sich von Jahr zu Jahr. Ihre Einfälle lockten immer mehr ausländische Läuferinnen und Läufer an. Ein 3-km-Familienjogging gesellte sich bald dazu, auch Skater. Und ein origineller Kinderlauf. Bald überfüllte sich die Startgasse an der City Hall. Die Mädchen trugen Zöpfe und hatten sich Sommersprossen auf die Nase getupft. Nachdem nämlich im isländischen Fernsehen die Serie über die Puppe „Lazy“ ausgestrahlt wurde, drängte es die Jüngsten auf die Beine. Diese Puppe lebte in Lazy Town, erst immer bequem und lustlos, launisch und war schließlich krank. Freunde bewegten sie zum Laufen, und siehe da, Lazy wurde gesund. Schließlich tauchte sie auch beim Reykjavik-Marathon auf, wo sie bald 5000 Mädchen und Jungen sehen und auch mitmachen wollten.
Und so stiegen die Teilnehmerzahlen insgesamt, auch international mit Gästen aus Europa, Amerika, auch Afrika. Bis zu 15 000 wurden gezählt, für das kleine Inselreich beachtlich. 500 Helfer sorgten für eine reibungslose Ausrichtung. Der Reykjavik-Marathon wurde Mitglied der AIMS. Die isländische Sportföderation, die „Reykjavik Sports Union“, erweiterte bald das Lauf-Programm in Island auf fünf Events. Darunter der Northern Light Run und der Laugavegur Ultra.
Wünschen wir mit Friman Ari Ferdinandsson, dass die 40. Auflage als schönes Jubiläum im August 2022 wieder mit vielen Freunden aus dem In- und Ausland und der Puppe „Lazy“ gebührend gefeiert werden.kann.
Klaus Weidt