
Das Boost-Team nach dem erfolgreichen 10 km-Lauf in der JVA Plötzensee ©Horst Milde
Immer an der Mauer entlang – Axel Belger berichtet
Nach einem gelungenen ersten Versuch im letzten Jahr fand am 16.10.2015 der zweite Berliner 10km Lauf für Gefangene in der JVA Plötzensee statt. Um den Lauf etwas interessanter zu gestalten, wurde das Läuferfeld durch einige externe Läufer ergänzt.
Ich hatte schon im vergangenen Jahr die Gelegenheit, bei diesem ganz besonderen Lauf dabei zu sein. In diesem Jahr, mit mehr Gefangenen im Startfeld, durften auch noch ein paar mehr externe Läufer bei diesem Lauf an den Start gehen. Daher wurde ich von einer Läuferin und drei Läufern aus dem adidas-running-Netzwerk #boostberlin begleitet.
So trafen sich also rund 30 externe Läufer und Helfer am frühen Freitagnachmittag erwartungsvoll vor dem Eingang der JVA Plötzensee. Das Betreten der JVA durch die große Pforte mit zwei Gitterschleusen war auch im zweiten Jahr ein ebenso beeindruckendes wie beklemmendes Erlebnis.
Nach dem Betreten des Geländes wurden die Ausweise und die Mobiltelefone von Justizbeamten „eingelagert“. Danach liess ein Blick in den Start- und Zielbereich die bewährte Handschrift erfahrener „Marathonrecken“ um Horst Milde, John Kunkeler und Reinhard Röcher in der Organisation erkennen. Bei der Übergabe der Startnummern stellte ich fest, dass in diesem Jahr farblich getrennte Nummern für Gefangene bzw. externe Läufer ausgegeben wurden.
Zusätzlich erhielten externe Läufer ein Registrierungsband für das Handgelenk. Irgendwie beruhigend, diese Bänder sollten später den reibungslos Weg zurück in die Freiheit ermöglichen.
Kurz, nachdem die „internen“ Sportler das Startareal betreten hatten, gab es dann auch schon das Startsignal. Auf einen Startschuß wurde aus nachvollziehbaren Gründen verzichtet, stattdessen zählte John Kunkeler den Countdown zum Start herunter und das Feld aus rund 65 Läufern begab sich auf die Strecke, bestehend aus einer offiziell vermessenen 1.000m-Runde immer an der Gefängnismauer entlang, die zehn Mal zu durchlaufen war.
Die Zeitnahme erfolgte klassisch manuell, bei jedem Durchlauf wurde die Rundenzahl angesagt.
Unterwegs ergab sich immer wieder die Gelegenheit zu kurzen Gesprächen mit den Gefangenen, die sichtlich erfreut über diesen Kontakt zur Aussenwelt waren. Zu beobachten waren teilweise bemerkenswerte Leistungen der Gefangenen, der Sieger benötigte für den winkligen Kurs entlang der Gefängnismauern eine respektable Zeit von deutlich unter 40 Minuten.
Nach dem Zieleinlauf klatschten sich Gefangene und externe Läufer gegenseitig ab, es gab immer wieder die Gelegenheit zu kurzen Gespräch. Hier wurde der verbindende Charakter des Laufsports wieder einmal mehr als deutlich.
Genau das macht solche, leider zu seltenen, Veranstaltungen auch so wertvoll als Baustein für die Resozialisierung der Gefangenen.
Die abschliessende Siegerehrung für die Gefangenen zeigte deutlich, wie sehr sich diese über ihre Preise, Pokale und Sportausrüstung, gefreut haben.
Letztlich ging dieser Nachmittag viel zu schnell zu Ende. Eines ist aber sicher: auch bei der nächsten Auflagen des Berliner Laufs für Gefangene werden wir von #boostberlin wieder dabei sein.
Axel Belger
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