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13
07
2008

Sex macht glücklich, aber auch das Glück ist ein Faulpelz, und manchmal kann es nicht schaden, ihm ein wenig auf die Sprünge zu helfen.

Höhepunkte des Alters – Dr. Hartmut WEWETZER vom Tagesspiegel fahndet nach guten Nachrichten in der Medizin. Heute: Wenn der Sex in die Jahre kommt

By GRR 0

Sex ist der Glücksbringer Nummer eins – nichts sonst bringt unser Wohlbefinden so auf Trab. Wenn aber über Sex in höherem Lebensalter diskutiert wird, dann stehen meist negative Seiten im Vordergrund. Sicher, der Körper funktioniert nicht mehr ganz so reibungslos wie in früheren Jahren, und vielleicht mag das Thema überhaupt an Bedeutung verlieren.

Aber auch wenn in diesem Klischee wohl ein Kern von Wahrheit liegt, so ist es nicht die ganze Wahrheit. Das belegt eine Studie, die offenbart, dass eine wachsende Zahl älterer Menschen ein durchaus ausgefülltes Liebesleben genießt. Nils Beckman und seine Kollegen von der Universität von Gothenburg in Schweden verglichen dazu Interviews, die jeweils mit 70-Jährigen in den Jahren 1971, 1976, 1992 und 2000 aufgezeichnet worden waren. Wie die Forscher diese Woche im Fachblatt „British Medical Journal“ berichten, gab es einen klaren Trend:

Der Sex der Studienteilnehmer war im Laufe der Jahre häufiger und besser geworden! Und der überwiegende Teil der Paare mit 70 schläft noch miteinander. „Wir haben festgestellt, dass die meisten älteren Menschen sexuelle Aktivität als natürlichen Teil des Lebens auch in späteren Jahren ansehen“, schreiben die Forscher.

Sex macht glücklich, aber auch das Glück ist ein Faulpelz, und manchmal kann es nicht schaden, ihm ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Das zumindest ist das Motto zweier Ehepaare aus den USA, die dort gerade mit einer befremdlichen Strategie Aufsehen erregt haben: Da im Ehebett nur noch Flaute herrschte, hatten sich die Ehepaare – unabhängig voneinander – einfach vorgenommen, in den nächsten 365 beziehungsweise 101 Nächten miteinander zu schlafen.

Hört sich anstrengend an? Nun, das war es wohl auch. Andererseits: Die Ehepaare berichten in ihren kürzlich erschienenen Büchern dazu („365 Nights“ von Charla Muller, „Just Do It“ von Douglas Brown) überwiegend von positiven Erfahrungen. Der Erfahrung etwa, dass sie sich über den Sex auch emotional wieder nähergekommen sind. Der Appetit kam gewissermaßen mit dem Essen.

Für Männer gibt es da laut einer neuen Studie noch einen weiteren Bonus: Sex macht potent. Wer rastet, rostet – das gilt anscheinend auch für die Manneskraft. Finnische Forscher untersuchten 1000 Männer zwischen 55 und 75 über einen Zeitraum von einigen Jahren. Ergebnis: Männer, die wenigstens einmal in der Woche Geschlechtsverkehr haben, halbieren ihr Impotenzrisiko.

Und es kommt noch besser. Wer mindestens drei Mal pro Woche Sex hat, dessen Risiko sinkt auf ein Viertel. „Sex erhält die Potenz auf die gleiche Weise wie körperliche Übungen die Funktion des Organismus“, sagt Studienleiter Juha Koskimaki von der Universität von Tampere. „Use it or lose it“, lautet eine Losung der Medizin.

Auf Deutsch: „Benutze es, sonst verlierst du’s.“

Dr. Hartmut Wewetzer leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegel.

Eine Sammlung von Hartmut Wewetzers Kolumnen ist nun unter dem Titel „Der Brokkoli-Faktor“ im Ullstein-Verlag erschienen (185 Seiten, 7 Euro 95).

author: GRR

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