Überglücklich nach einem tollen Berlin-Marathon: Silke Optekamp. ©Kurt-U. Heldmann/heldmann-images
Höhepunkt Berlin-Marathon: Für Silke Optekamp läuft 2011 fantastisch – „Das ist ein absolut perfektes Jahr“ – Michael Küppers berichtet
Auch am Tag danach lachte Silke Optekamp unentwegt. So kennt man die Läuferin des PSV Grün-Weiß Kassel, aber was beim 38. Berlin-Marathon für sie abging, das kann sie auch jetzt noch kaum fassen: „Das ist der helle Wahnsinn, ich bin einfach nur glücklich“, sagt die 32-Jährige nach ihrem starken Auftritt in der Hauptstadt.
Mit 2:37:17 verbesserte sich die Mönchengladbacherin gegenüber dem Frankfurt-Marathon im Vorjahr (2:39:56) noch einmal um zweieinhalb Minuten. Damit war sie hinter der Zweitplatzierten Irina Mikitenko die zweitschnellste Deutsche und hat sich in der Deutschen Jahresbestenliste hinter Mikitenko auf Platz zwei gesetzt. „Ich bin immer noch voller Adrenalin und ganz begeistert. Was die Macher hier in Berlin auf die Beine gestellt haben, das war ganz großes Kino“, berichtet Optekamp.
Vor über einer Million Zuschauer zu laufen, das, so sagt sie, ist „sehr, sehr cool“. Alles hat sie wahrgenommen an der Strecke, hat die Stimmung aufgesogen und hat sich ins Ziel gepusht. Punktgenau vorbereitet von Trainer Winfried Aufenanger, der noch nachts zuvor unmittelbar nach den letzten Aufräumarbeiten beim Herkules-Berglauf nach Berlin gefahren war und beim Lauf immer in der Nähe war.
Und toll geführt von Vereinskamerad Fred Schmalz, der sich ebenfalls auf neue persönliche Bestzeit (2:38:44) steigerte. „Es war sehr hart, ich musste wirklich alles geben“, erzählt sie. Zuvor aber ließ sie es bis spät nachts einmal richtig krachen und tanzte nach den Glücksgefühlen beim Lauf auch bei der Marathon-Party und danach wie angekündigt bis zum Abwinken: „Ich weiß jetzt nicht, was mehr schmerzt, der Nacken vom Tanzen oder die Beine vom Laufen.“
Und beim Frühstück am Morgen danach holte sie sich noch ein Autogramm vom neuen Weltrekordler Patrick Makau (2:03:38), der den Berlin-Marathon zum historischen Ereignis machte – auf einer Serviette. „Das musste sein“, sagt sie, schließlich war sie ja auch Teil dieses Ereignisses. In Kassel und Nordhessen dürften aber auch die Autogramme von Silke Optekamp schon gefragt sein.
Denn natürlich ist Vereinskamerad Marco Schwab beim E.ON Mitte Kassel Marathon 2011 mit 2:29:57 schneller gelaufen als Silke Optekamp. Silke sieht das ganz locker, dass sie nun aber endgültig auch in Deutschland im Kreis der Topläuferinnen angekommen ist, freut sie sehr: „Auch darauf bin ich stolz.“ Die „Spätberufene“, die erst vor ein paar Jahren vom Dressurreiten zum Laufen kam, hat sich in dieser Zeit kontinuierlich gesteigert.
Das Jahr 2011 ist zweifelsohne das sportlich erfolgreichste ihres Lebens. „Es ist ein perfektes Jahr, unglaublich“, so die immer gut gelaunte Niederrheinerin, die im Dress des PSV Grün-Weiß Kassel aber längst auch in Nordhessen zum Publikumsliebling bei den Laufveranstaltungen avanciert ist. Sie lief persönliche Bestzeiten auch auf den „ungeliebten“ Mitteldistanzen, steht über 5.000 m auf Platz 20 in Deutschland (16:55,72), über 10 km Straße (34:46) auf Rang neun, im Halbmarathon (1:17:11) auf zehn, in der Hessischen Bestenliste gar von 1.500 m bis Marathon überall unter den Top drei.
Dazu der neunte Platz über 5.000 m bei der Deutschen Meisterschaft im Kasseler Auestadion, zuletzt der Deutsche Meister-Titel mit den PSV-Frauen über 10 km: „Besser kann es einfach nicht laufen für mich.“ Da hatte sie sich die anschließende Schiffstour auf der Spree und das eine oder andere Bierchen redlich verdient. „Jetzt“, meint Silke, „bin ich ganz locker und lasse das Jahr in Ruhe ausklingen. Und bin froh, dass ich endlich mal die Füße hochlegen kann.“
Wer Silke Optekamp näher kennt, weiß, dass das nicht lange andauert…
Mit Fred Schmalz sorgten Jürgen Wagner (2:44:46), Dr. Karsten Wurm (2:57:19, freute sich sehr darüber, erstmals unter drei Stunden zu laufen) und Gerwin Degen (3:08:37) für ein sehr gutes M 40-Ergebnis des PSV Grün-Weiß Kassel.
Michael Küppers