Schädel des frühen Homo aus Georgien Schädel des frühen Homo aus Georgien mit einem affenähnlichen (links) und aus Indonesien mit einem menschenähnlichen Gehirn (rechts). - Foto: M. Ponce de León und Ch. Zollikofer / Universität Zürich - UZH
Hitliste der Medienmitteilungen – Freudenschreie und moderne Menschen – Universität Zürich – UZH – Melanie Nyfeler
Gesundheit, Psychologie und Technik prägten im Jahr 2021 die zehn erfolgreichsten Medienmitteilungen zu UZH-Forschungsprojekten. Weltweit am meisten berichtet wurde darüber, dass das moderne Gehirn des Menschen sich in Afrika entwickelte und positive Schreie intensiver wahrgenommen werden als etwa Wutgebrüll.
Letztes Jahr veröffentlichte Media Relations der Universität Zürich 84 Medienmitteilungen zu richtungsweisenden Forschungsergebnissen aus allen Fakultäten. Neben gesundheitlichen Themen – wen wundert’s in einem von Covid-19 getriebenen Medienumfeld – wurden auch neue wissenschaftliche Ergebnisse in Evolutionsgeschichte und Psychologie weltweit besonders häufig aufgegriffen.
Hier die zehn erfolgreichsten UZH-Medienmitteilungen des Jahres 2021 in Print und online – viermal wurden online gar über eine Million potenzielle Leserinnen und Leser erreicht:
1. Modernes Gehirn aus Afrika
Mit über 420 Berichten eindeutiger Spitzenreiter ist die Meldung, dass das moderne menschliche Gehirn vor rund 1,7 Millionen Jahren in Afrika entstanden ist. Christoph Zollikofer und Marcia Ponce de León vom Anthropologischen Institut konnten mit computertomografischen Analysen fossiler Schädel aufzeigen, dass sich das Gehirn über die Zeit vor allem im Stirnbereich vergrösserte. Dieses Areal ist für die Planung und Ausführung komplexer Denk- und Handlungsmustern und letztlich für die Sprache zuständig – also für die Anforderungen des modernen Lebens. Die Nachricht ging milliardenfach um die Welt – von Europa nach Amerika, von Südafrika bis nach China und Indien.
2. Freudenschreie werden intensiver wahrgenommen
Glücksjubel über eine rekordverdächtig hohe potenzielle Leserschaft von rund 1,7 Milliarden Menschen rund um die Studie «Freudenschreie werden stärker wahrgenommen als Angst- oder Wutgebrüll». Sascha Frühholz und sein Team fanden heraus, dass das menschliche Gehirn positive Schreie besser verarbeitet als alarmierende. Insgesamt 318 Artikel berichteten darüber, von der spanischen El Pais und dem englischen Guardian über die Süddeutsche Zeitung bis zum amerikanischen CNN.
3. Neuer Wirkstoff gegen Alzheimer
Vor allem in der Schweiz für sehr grosse Resonanz sorgte die Meldung, dass der an der Universität Zürich entdeckte Wirkstoff Aducanumab als Alzheimer-Medikament in den USA zugelassen wurde. Forschenden der UZH und des Spin-offs Neurimmune war es gelungen, schützende Antikörper gegen Eiweiss-Ablagerungen im Gehirn von gesunden älteren Menschen sowie von solchen mit langsam fortschreitender Demenz zu identifizieren. Die Hoffnung ist, mit diesem Wirkstoff das Voranschreiten der Krankheit reduzieren zu können. Insgesamt gab es zu dieser medizinischen Neuheit schweizweit 140 Print- und Online-Artikel, weitere 170 im Ausland.
4. Autonome Drohnen sind schneller
Spielerischer Wettstreit mit Innovationskraft: Davide Scaramuzza und seine Robotics and Perception Group entwickelten einen neuen Algorithmus, der die optimale Flugbahn einer autonomen Drohne um Hindernisse herum berechnet und gleichzeitig deren Energiekapazität berücksichtigt. Vor allem aber fliegt sie mit dem selbst erlernten Algorithmus selbst schneller durch einen Parcours als erfahrene Profi-Piloten sie steuern könnten. Dieses Rennen ging ebenfalls mit 307 Artikeln um die Welt und erreichte 1,5 Milliarden potenzielle Leserinnen und Leser.
5. Ungesunder Zuckerkonsum
Zu viel Zucker ist ungesund, mahnten bereits unsere Mütter und nun auch einmal mehr die Wissenschaft: Das Team um Philipp Gerber von der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung fand heraus, dass bereits moderate 80 Gramm zugesetzter Zucker täglich – rund 8 Deziliter eines handelsüblichen Softdrinks – die Fettproduktion der Leber ankurbeln und so Diabetes und eine Fettleber begünstigen. Diese trüben Aussichten für Naschkatzen wurden in über 260 Berichten weltweit vor allem online geteilt.
6. Menschliches Mini-Gewebe im All züchten
Dass UZH-Forschung mitunter hoch hinaus will, zeigte Anatomie-Professor Oliver Ullrich: Sein UZH Space Hub züchtet zusammen mit Airbus Defense and Space auf der internationalen Raumstation ISS menschliches Mini-Gewebe im All. Dereinst sollen dreidimensionale Organoide in der Schwerelosigkeit für den Einsatz auf der Erde hergestellt werden. Ein Projekt, das national und international für einige mediale Aufmerksamkeit sorgte: 253-mal wurde darüber berichtet, unter anderem in der Zeit online, im Stern oder in der Sputnik Brazil.
7. Plauderei unter Weissbüchelaffen
Weissbüschelaffen nehmen die Laut-Interaktionen zwischen ihren Artgenossen als zusammenhängende Unterhaltungen wahr und bewerten deren Inhalte, weist die Studie der beiden Anthropologinnen Rahel Brügger und Judith Burkart nach. Diese Nachricht erreichte über 250 Artikel rund 1 Milliarde potenzielle Leserinnen und Leser weltweit.
8. Harmlose Erkältung kann auch gegen Covid-19 schützen
Covid-19 war in den Medien auch 2021 omnipräsent. Besonders vielbeachtet: Eine Studie von Virologin Alexandra Trkola, die aufzeigt, dass neben der Impfung auch die Immunreaktionen gegen andere, harmlose Erkältungs-Coronaviren einen gewissen Schutz vor SARS-CoV-2 verleihen können. 245 Berichte wurden weltweit über diese Kreuzreaktion als wichtiges Puzzleteil für die umfassende Immunität gegen SARS-CoV-2 verfasst.
9. Tumore sollen sich selbst eliminieren
Eine neue UZH-Technologie ermöglicht es dem menschlichen Körper, auf Abruf therapeutische Wirkstoffe an genau der Stelle herzustellen, an der sie benötigt werden – dies etwa bei Krebs. Gemäss der Studie des Forschungsteams um den Biochemiker Andreas Plückthun könnte man den Tumor also dazu bringen, sich selbst zu eliminieren. Rund 220 Medien weltweit berichteten vor allem online über diese Innovation.
10. Mit einer App die eigene Persönlichkeit verändern
Nicht nur Zellen lassen sich verändern, sondern auch die ganze Persönlichkeit eines Menschen. Der Psychologe Mathias Allemand konnte zusammen mit einem internationalen Team aufzeigen, dass eine Smartphone-App in drei Monaten zu gewünschten Persönlichkeitsänderungen führen kann.
Diese sollen auch drei Monate nach der täglichen Intervention noch spürbar sein. Diese positive Nachricht, dass alte Erlebens- und Verhaltensmuster gezielt in eine Richtung verändert werden können, war den Medien 168 Berichte wert.