Dr. Dr. Lutz Aderhold - Foto: privat
Haut- und Nagelprobleme bei Läuferinnen und Läufern – Dr. Dr. med. Lutz Aderhold
Hautreizungen
Neben dem Bewegungsapparat wird auch die Haut durch Sport stark beansprucht. Die Haut ist ein Sinnesorgan, schützt gegen äußere Einflüsse und ist an der Regulation des Wärme- und Wasserhaushalts beteiligt.
Ein oberflächlicher leicht saurer Hydrolipidfilm sorgt für Feuchtigkeit und Elastizität. Jede Reinigung belastet die Haut und entzieht ihr Fett und Feuchtigkeit. Tenside haben eine entfettende Wirkung und greifen den Säureschutzmantel der Haut an. Moderne Syndets haben einen der Haut angepassten pH-Wert und enthalten häufig rückfettende Substanzen.
Beschränken Sie die Hautreinigung auf das notwendige Maß und übertreiben Sie nicht. Reinigungsmittel sollten Sie sparsam einsetzen und nicht zu heiß duschen. Zur Hautpflege können Salben, Cremes und Lotionen je nach individueller Verträglichkeit verwendet werden.
Hautreizungen treten besonders an Stellen auf, die stärkeren mechanischen Belastungen ausgesetzt sind. Hier sind die Innenseiten der Oberschenkel, die Achselregion und die Brustwarzen zu nennen. Aufgescheuerte Stellen werden im Läuferjargon auch als „Wolf“ bezeichnet. Die Irritation kann rein mechanisch, aber auch chemisch oder allergisch bedingt sein (Waschmittel). Durch Reiben, Schwitzen und bakterielle Infektion kann sich die Hautreizung verstärken. Dann ist die Haut häufig stark gerötet, brennt und ist möglicherweise aufgeschürft. Die gereizte Haut kann lokal mit Salben behandelt werden.
Vorbeugend sollten Sie weit geschnittene bzw. eng anliegende Kleidung tragen, um Reiben und Scheuern zu vermeiden. Baumwolle wirkt sich meist negativer aus als die modernen Funktionsfasern.
Besonders belastete Stellen können Sie auch mit Vaseline einreiben oder den Brustwarzenbereich mit Pflaster abkleben.
Blasen
Blasen entstehen durch Reibung zwischen Socken und Schuhen bzw. der Haut. Die dabei auftretenden Scherbelastungen zwischen verschiedenen Hautschichten führen zu einer Ansammlung von Gewebsflüssigkeit, bei Gefäßzerreißungen tritt auch Blut aus. Ferse, Zehen und Großzehenballen sind die am häufigsten betroffenen Stellen. Ursächlich sind zu große oder zu knapp sitzende Laufschuhe sowie nicht optimal passende Socken, die verrutschen oder Falten werfen. Auch durchnässte Schuhe und Socken, z. B. bei starkem Regen oder Schwitzen, können zu verstärktem Reiben führen (Scheer et al. 2014).
Therapie
Öffnet sich eine Blase, kann eine schmerzhafte Wunde entstehen! Blasen sollten von Ihnen nicht geöffnet werden, auch nicht mit einer sterilen Nadel. Es hat sich bewährt, die obere Hautschicht zu belassen, sie stellt den besten Wundverband dar, verhindert Infektionen und schützt die darunter liegenden sich neu bildenden Schichten.
In der ersten akuten Phase decken Sie die Stelle mit einem Blasenpflaster ab. Die Flüssigkeit wird langsam resorbiert und die obere Hautschicht löst sich dann von allein oder lässt sich einfach und schmerzfrei entfernen. Hat sich die Blase primär geöffnet, sollte man sie zum Infektionsschutz mit einem sterilen Wundverband abdecken. Größere oder entzündete Blasen müssen von einem Arzt behandelt werden.
Wie vermeiden Sie Blasen?
-
Verwenden Sie zum Laufen nur bereits getragene und gut sitzende Socken ohne Nähte (Herring et al. 1990; Knapik et al. 1995).
-
Vor allem im Wettkampf sollten Sie nur eingelaufene Schuhe tragen. Sie können sich auch individuelle Einlegesohlen anpassen lassen, was insbesondere bei Fehlstellungen ratsam ist.
-
Empfindliche Stellen können Sie mit Tape oder Blasenpflaster schützen. Bewährt hat sich auch das Einreiben mit Fußsalbe oder Vaseline.
-
Die Nägel müssen regelmäßig geschnitten und die Haut geschmeidig gehalten werden. Hierzu ist vor allem im Winter bei trockener Luft die regelmäßige Verwendung eines Fußbalsams ratsam.
Die Füße sind das Kapital des Läufers, deshalb sollten Sie auf eine gute Pflege achten.
Bei entsprechender Veranlagung (Disposition) kann es unter körperlicher Belastung zu einer Urtikaria (Nesselsucht) kommen. Als Symptome treten eine fleckige Rötung der Haut, Quaddeln (Urtikaria), Juckreiz, Engegefühl, Atemnot, Kreislaufstörung und Erbrechen auf. Als mögliche Ursachen konnten erhöhte Serumhistaminspiegel festgestellt werden. Neben Nahrungsmitteln werden auch Wetterbedingungen (Hitze, Kälte) als Auslöser diskutiert (Kleinmann 2009).
Fußnagelprobleme
Blauer Zehennagel (Nagelhämatom)
Durch Druckbelastung kann es zu einem Bluterguss unter dem Zehennagel kommen. Der Nagel verfärbt sich dann blau und kann sich später auch ablösen. Als Ursache kommen insbesondere schlecht sitzende und zu kurze Schuhe, lange Zehennägel sowie Bergablaufen in Betracht. Auch ein Spreizfuß kann die Entstehung begünstigen.
Therapie
Eine Einblutung im Nagelbett ist durch den damit verbundenen Druck auf das umgebende Gewebe meist schmerzhaft. Bei akuten Beschwerden sollten Sie für Entlastung sorgen. Den Zehennagel aufzubohren und den Bluterguss abzulassen, ist in den meisten Fällen nicht erforderlich. Dadurch kann aber evtl. das Ablösen des Nagels vermieden werden. Zum Öffnen des Nagels verwendet man nach Desinfektion der Nageloberfläche am besten eine sterile Injektionskanüle. Der beschädigte Nagel wird nicht entfernt. Er soll vielmehr auswachsen, denn er ist der beste Schutz für das Nagelbett. Kommt es zu einer Rötung und Schwellung im Zehenbereich, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Vorbeugung
Um Nagelhämatome zu vermeiden, müssen Sie vor allem auf gut sitzende Schuhe mit ausreichend großer Zehenbox und beim Bergablaufen auf eine feste Schnürung achten bzw. die Schnürung so verändern, dass im Zehenbereich ausreichend Platz ist. Die Nägel sollten Sie regelmäßig schneiden und kurz halten.
Eingewachsener Zehennagel
Eingewachsene Zehennägel werden meist durch schlecht passende Schuhe verursacht, wodurch die Haut gegen den Nagelrand gedrückt wird. Am häufigsten ist die Großzehe betroffen. Am betroffenen Zehennagel kommt es zu Druck- und Dauerschmerz sowie Rötung und Schwellung. Durch chronische Reizung kann auch eine Gewebewucherung auftreten. Bei eingewachsenen Zehennägeln kann es zu bakteriellen Infektionen des Nagelhäutchens (Paronychie) mit erheblichen Beschwerden kommen.
Therapie
Es müssen dann lokale Entlastungen und antiseptische Maßnahmen vorgenommen werden. Gegebenenfalls ist auch eine antibiotische Behandlung erforderlich. Bei anhaltenden Beschwerden ist eine Operation angeraten.
Vorbeugung
Damit es nicht soweit kommt, sollten Schuhe mit einer ausreichend großen Zehenbox und guter Passform getragen werden. Auch die Strümpfe sollten nicht zu eng sein. Die Zehennägel müssen regelmäßig geschnitten werden, zudem ist auf eine gute Hautpflege zu achten.
Hornhautschwielen, Hühneraugen, Rhagaden und Warzen
Hornhautschwielen und Hühnerausgen
Hornhautschwielen sind reaktive Verdickungen der Hornhaut, die sich vor allem an der Ferse, der Innenseite der Großzehe, dem Fußballen und der Oberseite von Hammerzehen bilden. Sie können zusammen mit einem Hühnerauge (Clavus) oder einer Warze auftreten. Bei einem Hühnerauge sind durch den dornartigen Zapfen auch tiefere Schichten der Haut betroffen. Als Ursache kommen eine Druckbelastung durch enge Schuhe, zu feste Schnürung oder Fehlstellungen wie eine Hammerzehe in Betracht. Reine Schwielen sind schmerzlose Hornhautverdickungen, bei einem Hühnerauge liegt ein örtlicher Druck- und Belastungsschmerz vor.
Therapie
Die Schwielen werden z. B. mit einem Hobel abgetragen, am besten nach einem warmen Fußbad. Hühneraugen können mit salizylsäurehaltigen Pflastern behandelt oder chirurgisch entfernt werden.
Vorbeugung
Zur Verhütung ist eine regelmäßige Fußpflege wichtig. Außerdem ist auf die richtige Schuhauswahl zu achten.
Rhagaden
Rhagaden sind spaltförmige Einrisse der Oberhaut. Sie treten an der gesamten Fußsohle durch Überdehnung der Haut auf. Durch Bakterien und Pilze kann es dann zu einer Infektion kommen. Als Ursache kommt vor allem eine Austrocknung der Haut durch unzureichende Fußpflege in Betracht.
Therapie
Die Behandlung erfolgt mit Druckentlastung, Schuhkorrektur und evtl. entzündungshemmenden Salben.
Vorbeugung
Zur Vorbeugung ist eine regelmäßige Fußpflege mit einer Salbe oder einem Fußbalsam nach dem Waschen wichtig. So bleibt die Haut geschmeidig und Einrisse werden vermieden.
Warzen
Warzen am Fuß (Verrucae plantares) werden auch als Sohlen- oder Dornwarzen bezeichnet und durch eine Virusinfektion hervorgerufen. Die Inkubationszeit beträgt einen bis sechs Monate. Durch die Feuchtigkeit und das lange Tragen von Schuhen sind Läufer nicht nur für Pilzinfektionen, sondern auch für eine Warzenbildung, anfällig. Auch das Barfußgehen in Dusch- und Umkleideräumen kann eine Infektionsquelle darstellen. Weitere Ursachen sind ein unregelmäßiger Schuh- und Sockenwechsel sowie unzureichende Fußpflege. Auf der Fußsohle zeigen sich rundliche Gewebswucherungen meist mit einem Riss oder dunklen Punkt in der Mitte, die auf Druck und Belastung schmerzen. Eine bakterielle Superinfektion sowie Hornhautschwielen können begleitend auftreten.
Therapie
Zur Behandlung eignen sich Fußbäder, das Abtragen der Hornhautschwielen und Behandlung mit salizylsäurehaltigen Mitteln (Salben und Pflaster). Bei anhaltenden Beschwerden ist die chirurgische Entfernung durch den Arzt erforderlich.
Aderhold L, Weigelt S. Laufen! Vom Einsteiger bis zum Ultraläufer. München: Elsevier 2018.
Fuß- und Nagelpilz
Sport stellt einen der wichtigsten Risikofaktoren für Pilzinfektionen der Füße dar. Bei mehr als 30 % der Marathonläufer konnten Hautpilzinfektionen festgestellt werden (Auger et al. 1993; Lacroix et al. 2002; Field u. Adams 2008).
Der Fußpilz (Tinea pedum) ist die am häufigsten verbreitete Pilzerkrankung. Kleidung, hygienische Gewohnheiten, aber vor allem ein feuchtes Milieu sind für den Ausbruch der Erkrankung von Bedeutung. Gerade die Füße des Läufers sind durch enge Schuhe mit ungünstiger Abdunstung und Schwitzen gefährdet. Die Infektion wird durch hyphenbildende Fadenpilze hervorgerufen, welche die Haut und die -anhangsgebilde, Nägel und Haare, befallen. Sie breiten sich im Hornmaterial der Haut aus und befallen aufgrund des feuchten Milieus bevorzugt die Zehenzwischenräume (Interdigitalräume). Am häufigsten sind der dritte und vierte Zehenzwischenraum betroffen.
Die Erkrankung zeigt sich durch Rötung, Nässen, Schuppung, Blasenbildung und Juckreiz. Teilweise tritt auch eine erhebliche Entzündungsreaktion auf. Durch eine Verletzung des Nagelbettes kann es zu einem Pilzbefall der Nägel (Ochynomykose) kommen.
Eine Nagelpilzinfektion zeigt sich an einer weißen bis gelben Verfärbung der Nägel. Die Nagelplatte ist verdickt, wird rissig und spröde. Bei einer weiteren Ausbreitung können auch die Fußsohlen betroffen sein. Nicht selten ist auch eine Superinfektion mit Bakterien. Eine Fuß- und Nagelpilzinfektion gehört in ärztliche Behandlung (Hautarzt)!
Die Diagnose wird aus dem klinischen Bild und dem mikroskopischen Pilznachweis gestellt. In unklaren Fällen wird auch eine Kultur angelegt. Differenzialdiagnostisch müssen eine Hefepilzinfektion (Candida albicans), Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris), bakterielle Infektionen und Ekzeme verschiedener Ursache ausgeschlossen werden. Nicht selten kommen auch gemischte Mykosen vor, d. h. in den Zehenzwischenräumen werden sowohl Faden- als auch Hefepilze nachgewiesen.
Therapie
Liegt eine starke Entzündung vor, bieten sich Bäder mit Kaliumpermanganat und zum Bepinseln Lotio alba und Farbstoffe in Verbindung mit einer Kombination aus Antimykotikum (Pilzmittel) und Glukokortikoiden (Kortison) an.
Liegt keine Entzündung vor, kann gleich mit einem Antimykotikum lokal behandelt werden. Die Zehen sollten durch Einlegen von Stoffstreifen separiert und trocken gehalten werden.
Die Behandlung einer Nagelmykose kann langwierig sein. Auch ist meist eine längere medikamentöse Therapie erforderlich, wobei sich neuerdings die Lokalbehandlung mit antimykotischem Nagellack bewährt hat.
Vorbeugung
Die beste Prophylaxe ist das Trockenhalten der Zehenzwischenräume. Durch eine gute und regelmäßige Pflege der Füße wird die Haut geschmeidig gehalten und der Entstehung von kleinen Verletzungen und Pilzinfektionen vorgebeugt. Außerdem können Sie ein desinfizierendes Puder mit hoher Wasseraufnahmefähigkeit anwenden. Enges Schuhwerk und Synthetikmaterial bei Schuhen und Strümpfen begünstigen die Feuchtigkeitsentstehung.
Der tägliche Strumpfwechsel sollte für den Läufer selbstverständlich sein. Das wichtigste Sportgerät des Läufers, der Schuh, sollte ausdünsten können, sauber gehalten und gegebenenfalls auch desinfiziert werden. Laufen Sie also nicht täglich in denselben Schuhen, sondern wechseln Sie die Laufschuhe, auch wegen der unterschiedlichen Belastung.
Weitere Hinweise und das Literaturverzeichnis finden Sie in: Aderhold L, Weigelt S. Laufen! Vom Einsteiger bis zum Ultraläufer. München: Elsevier 2018.
Dr. Dr. med. Lutz Aderhold
https://germanroadraces.de/?p=220230