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06
05
2016

2014 Rome Diamond League Rome, Italy June 5, 2014 Photo: Giacarlo Colombo@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET

Harting bangt um Olympia – „Und dann fängt der Mist wieder an“ – Michael Reinsch, Berlin, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

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„Ich hatte mich schon Robert-Harting-mäßig gefühlt“, sagt Robert Harting über die vergangenen Monate, „und dann fängt der Mist wieder an.“ Es ist, wieder einmal, das Knie, und das hat Konsequenzen für den Diskus-Olympiasieger.

Im Trainingslager in Florida hat er sich einen Muskelfaserriss in der Brust zugezogen, wochenlang mit dem Training ausgesetzt, an diesem Montag mit vorsichtigem Wurftraining begonnen – und ringt ansonsten um Fassung. „Ja, es stimmt“, kommentierte er am Montag auf Twitter und Facebook die Schlagzeilen vom Berliner Boulevard:

„Ich bin ab heute Mannschaftssportler! Das ganze Team arbeitet am Hochleistungskadaver! Danke Leute!“
 
Die Weltmeisterschaftssaison 2015 ließ Harting sausen, um von einem Kreuzbandriss im linken Knie vollständig zu genesen. Im September 2014 war er, Weltmeister, Europameister und Olympiasieger, beim Jogging gestolpert und hatte sich die Verletzung zugezogen. Nun scheint sogar seine Olympia-Teilnahme gefährdet. Erst im Februar hatte Harting sein Comeback gegeben, beim Hallen-Istaf in Berlin, achtzehn Monate nach dem Sturz.

Zwar warf er den Diskus in der Halle 64,81 Meter weit, doch vermutlich hätte er sich besser geschont. „Das Knie verfolgt mich seit Januar“, sagte er am Montag am Telefon. Diesmal ist es das rechte, und die Entzündung verstärkte sich durch den Wettkampf.

Durch den Schmerz schlichen sich im Training Ausweichbewegungen in seinen Wurf ein. Sie führten zur Verletzung im Brustmuskel im Trainingslager in Florida. Harting reiste vorzeitig nach Berlin und versuchte nach einer Trainingspause von zweieinhalb Wochen sich mit Schwimmen und Training in einer Aufhängung – „gravitätsfrei“ – fit zu halten.

„Ich kann nicht auf dem rechten Bein stehen“, sagt er. Am 2. Juni will er seinen ersten Wettkampf bestreiten, beim Diamond-League-Sportfest in Rom.

Zwei Herzen schlagen in der verletzten Brust des 31-Jährigen: Einerseits weiß er, dass nur die Zeit die Wunden schließt. Andererseits ist er noch nicht für die Olympischen Spiele im August qualifiziert; das Internationale Olympische Komitee kennt keine Titelverteidiger.

Die Konkurrenz, angeführt von seinem Bruder Christoph, wird am übernächsten Wochenende in Wiesbaden in die Saison einsteigen. „Ob du im Stadion wie in Rom wirfst oder auf einer Wiese wie in Wiesbaden“, sagt er, „das kann drei bis vier Meter Unterschied machen.“

Mit viel Kopf, viel Erfahrung und viel Geduld muss Harting durch diese Saison kommen. „Das quält, es ist ein bisschen nervig“, sagt er. „Irgendwann muss man ja mal die Schlagzahl erhöhen.“

Michael Reinsch, Berlin, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Montag, dem 2. Mai 2016

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