
Haile Gebrselassie und Yuku Kawauchi bei der Pressekonferenz des Tokyo-Marathons 2012. ©Helmut Winter
Haile Gebrselassie startet beim Fukuoka-Marathon am 2. Dezember 2012 – Helmut Winter berichtet
Nach dem Tokyo-Marathon im Februar plant Haile Gebrselassie auch seinen nächsten Marathon auf japanischem Boden zu absolvieren. Bei der 66. Ausgabe des traditionsreichen Marathonlaufs im südjapanischen Fukuoka ist er der Topstar, der zusammen mit etwa 400 Läufern der Leistungsklasse am 2. Dezember um 12:10 Uhr an den Start gehen will.
Ferner wird Vielstarter Yuki Kawauchi aus Japan laufen, der einer Vollbeschäftigung nachgeht und als „Amateur" die japanische Laufszene in den letzten Jahren mächtig aufgemischt hat. Gespannt sein darf man auf das Debut des in Japan lebenden Kenianers Martin Mathathi, der in seinem ersten Marathon eine Zeit unter 2:05 anpeilt.
Und dazu könnten sich noch Läufer aus dem Elitefeld des New York City Marathons gesellen, der am letzten Sonntag wegen der Auswirkungen des Hurrikans Sandra sehr kurzfristig abgesagt wurde. Leider hat sich diesbezüglich einer der stärksten Läufer der aktuellen Marathonszene, der Kenianer Wilson Kipsang, schon für den Honolulu-Marathon entschieden, der eine Woche nach Fukuoka stattfindet.
Haile Gebrselassie hatte mit 2:08:17 den Tokyo-Marathon als Vierter beendet, nachdem er noch bei 35 km klar in Führung liegend Rückenprobleme bekam. Mit dieser Zeit liegt er in der aktuellen Weltjahresbestenliste nicht unter den 100 schnellsten Leistungen des Jahres 2012. In Fukuoka war er bereits 2006 am Start und gewann nur zwei Monate nach dem Berlin-Marathon in 2:06:52 bei recht ungünstigen Bedingungen.
Seine Ambitionen auf den Marathon-Weltrekord in der Mastersklasse, den nach wie vor Andres Espinoza mit 2:08:46 vom Berlin-Marathon 2003 hält, wird er erst nach dem 18.4.2013 umsetzen können, denn an diesem Tag wird der wohl beste Läufer aller Zeiten 40 Jahre alt. An ein definitives Beenden seiner einmaligen Karriere scheint der Superstar der Szene immer noch nicht zu denken.
Yuki Kawauchi hat mit seiner unkonventionellen Art die japanische Straßenlaufszene recht kräftig aufgemischt. Er geht in der Verwaltung einer Schule einer Vollbeschäftigung nach, die er sehr ernst nimmt; Sonderurlaube kommen für ihn kaum in Frage. Sein Training absolviert er in den Morgen- sowie Abendstunden. Und im Rahmen von Wettbewerben, wo er ein ausgesprochener Vielstarter ist, der dem legendären Schweden Kjell Eric Stahl kaum nachsteht. Im letzen Jahr wurde er in Fukuoka in 2:09:57 großartiger Dritter und bester Japaner. Schon zwei Wochen später gewann er in Hofu in 2:12:33. Im Februar dieses Jahres hatte er einen schwachen Tag und wurden in 2:12:51 nur 14., das kostete ihm die Teilnahme bei Olympia.
Zwei Monate später am 24.4. war er erstmals in Deutschland am Start und wurde in Düsseldorf mit Jetlag in 2:12:58 Achter. Wieder zwei Monate später lief er Streckenrekord in 2:51:45 über 50 km in Okinoshima, bevor er im August mit 2:18:38 in Hokkaido, im September in Sydney in 2:11:52 und am 21. Oktober in Chiba in 2:17:48 siegte. Nächste Station dieser Multi-Marathon-Kette soll nun Fukuoka sein, wo der sympathische Selfmade-Mann eine Zeit im Bereich von 2:07 anpeilt.
Noch schneller will der Debütant Martin Mathathi laufen, der von den Unterdistanzen her ein erhebliches Potential aufweist. Mit der denkbar knappsten Zeitspanne hat er mit 26:59:88 über 10000 m auf der Bahn die 27 Minutenmarke unterboten, die Schwelle zur absoluten Weltklasse, und auf der Straße erzielte er als Sieger beim Sendai-Halbmarathon 2010 mit 59:48 ebenfalls eine Topzeit.
Haile, Kawauchi und Mathathi werden von Henryk Szost aus Polen begleitet, der bei strömendem Regen in Otsu beim Lake Biwa Marathon im März 2012 mit 2:07:37 eine Klassezeit erzielte und durchaus das Potential für noch schnellere Zeiten besitzt. Die Konkurrenz ist diesbezüglich sicherlich gut genug, um Szost in die Nähe der europäischen Bestmarke zu bringen, für die er seinen persönlichen Rekord um noch eine Minute steigern müsste. In dieses Regime will auch Arata Fujiwara laufen, der im Februar in Tokyo seine Bestzeit von 2:08:48 erzielte und sich damit an die Startlinie zum Olympischen Marathon in London im August brachte. Während aber Szost in 2:12:28 dort immerhin Neunter wurde, hatte Fujiwara keine guten Tag und schaffte in indiskutablen 2:19:11 nur Platz 45.
Zu nennen sind ferner Dmytro Baranovskyy, der fast ein Stammgast in Fukuoka ist und dort – allerdings schon im Jahr 2005 – gewann. Auch seine Bestzeit lief er in Fukuoka, als er 2006 hinter Haile in 2:07:15 Zweiter des Laufs wurde. Und gleichfalls Zweiter hinter Haile wurde Isaac Macharia, der sich beim Dubai Marathon 2008 auf 2:07:16 steigerte.
Es wäre ferner nicht überraschend, wenn durch die Absage in New York City noch weitere Läufer der Weltspitze bei dieser traditionsreichen Veranstaltung an den Start gehen würden. Leider wird diesbezüglich einer der besten Läufer der aktuellen Marathonszene, Wilson Kipsang aus Kenia, mit Sicherheit nicht in Fukuoka starten, da er sich für den Honolulu Marathon entschieden hat, der eine Woche später gestartet wird.
Helmut Winter
Liste der Topathleten beim 66. Fukuoka-Marathon
Haile Gebrselassie |
ETH |
2:03:59 |
Dmytro Baranovskyy |
UKR |
2:07:15 |
Isaac Macharia
|
KEN |
2:07:16 |
Henryk Szost
|
POL |
2:07:39 |
Arata Fujiwara
|
JPN |
2:07:48 |
Yuki Kawauchi
|
JPN |
2:08:37 |
James Mwangi
|
KEN |
2:08:38 |
Yoshinori Oda
|
JPN |
2:09:03 |
Cyrus Njui
|
KEN |
2:09:10 |
Hiroyuki Horibata
|
JPN |
2:09:25 |
Harun Njoroge
|
KEN |
2:09:38 |
Martin Mathathi
|
KEN |
Debut |
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