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12
07
2008

Wasser mähen. Nicht nur die Luftverschmutzung ist in China ein Problem, es gibt auch Schwierigkeiten mit Algen

Grün ist nur das Meer – Wie China Luftverschmutzung und Algenplage bis zu den Olympischen Spielen in den Griff kriegen will. Benedikt Voigt im Tagesspiegel

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Peking – Wie gut für die Organisatoren der Olympischen Spiele in Peking, dass der Raum Nummer vier im Main Press Center keine Fenster hat. So blieb während der Pressekonferenz zum Thema „Green Olympics“ das von einem Projektor an die Wand geworfene Idyll mit Baum und blauem Himmel unwidersprochen. Fenster hätten am Donnerstagmorgen den Blick auf die traurige Realität eröffnet: Peking, eingehüllt in grauen Smog.

28 Tage vor Eröffnung der Olympischen Spiele ist die Luft trotz zahlreicher Maßnahmen weiterhin stark verschmutzt. In der vergangenen Woche maß die Zeitung „Sunday Times“ am National Stadium 780 000 Feinstaubpartikel pro Liter. Die Weltgesundheitsorganisation betrachtet bereits 105 000 Partikel pro Liter als gesundheitsgefährdend. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat die Luftqualität neben den Übertragungsrechten für das Fernsehen als einzigen verbesserungswürdigen Punkt ausgemacht.

„Wir müssen jetzt sehen, wie sich die Maßnahmen auf die Luftqualität auswirken“, sagte Hein Verbruggen, Vorsitzender der IOC-Koordinierungskommission. Am 20. Juli treten in Peking Fahrverbote in Kraft, eine Million Autos soll von den Straßen verbannt werden.

Fragt sich, ob das hilft. Peking will schon zuvor einiges getan haben. 45 Minuten benötigt der Stellvertretende Direktor der Pekinger Stadtentwicklungs- und Reformkommission, Wang Haiping, um alle Maßnahmen der vergangenen Jahre aufzuzählen. 17 Milliarden Dollar hat die Stadt in Energiespar-, Umweltschutz- und Begrünungsprojekte investiert – doch die Luft bleibt grau. Oder nicht?

Alles eine Frage der Definition. „Die Luft ist besser als früher”, sagte Du Shaozhong. Der Abteilungsleiter der Pekinger Umweltschutzbehörde stützt sich dabei auf den umstrittenen Luftverschmutzungsindex API, der unter anderem die Feinstaubkonzentration misst. Peking bezeichnet jeden Tag mit einem API unter 100 als „Tag mit blauem Himmel“. Und sei er noch so grau. Kritiker werfen der Behörde vor, die Luftmessstationen in die Außenbezirke der Stadt verlegt zu haben, um bessere Werte zu bekommen. Dem „Wall Street Journal“ fiel auf, dass viele Messwerte knapp unter dem API-Richtwert von 100 lagen, aber keine nur knapp darüber. Werden die Werte geschönt? Du Shaozhong antwortete kryptisch: „Die Messungen können auf lokaler Basis dazu benutzt werden, um den Grad der Umweltverschmutzung zu reduzieren.“

Gegenwärtig besteht der Verdacht, dass die Fabriken und Kraftwerke in Peking und den umliegenden Provinzen Extraschichten fahren könnten, um Produktionsausfälle ab dem 20. Juli zu kompensieren. Ab diesem Termin können sie temporär stillgelegt oder gezwungen werden, die Produktion zu drosseln. Wang Haiping will darauf nicht antworten. „Wir beobachten und messen ständig“, sagte er.

Die „Green Olympics“ haben der Stadt auch eine Kuriosität gebracht. Bäume und Wiesen wachsen nicht langsam – sie sind über Nacht plötzlich da. Per Lastwagen werden sie angekarrt und eingepflanzt. 10 000 Hektar seien mit Bäumen bepflanzt worden, meldet Wang Haiping stolz, 46 Millionen Quadratmeter Rasen seien eingesetzt worden. Doch diese Bepflanzung geht auf Kosten der Umwelt, behauptet eine Studie der kanadischen Umweltschutzorganisation Probe International, weil die Bewässerung fehle. Demnach beziehe die Stadt bereits Trinkwasser von einer Karstschicht aus über einem Kilometer Tiefe, was eigentlich für Notzeiten vorgesehen war.

Auch müsse die von Wasserproblemen geplagte Provinz Hebei 80 Prozent ihres Wassers an Peking abtreten. Bi Xiaogang, Vizedirektor der Pekinger Wasserbehörde, weist die Vorwürfe zurück: „Wir können beim Bewässern dank neuer Technologien auf wiederaufbereitetes Wasser zurückgreifen.“

Auch in Qingdao wird zurzeit wiederaufbereitet, allerdings im Wasser selber. Dort schneiden freiwillige Helfer die grünen Algen ab, die großflächig das Meer verschmutzt haben. Bis zum Beginn der Segelwettbewerbe wird die Plage wohl eingedämmt sein. Spötter aber hatten ihren Spaß.

Die Internetseite „Shanghaiist.com“ schreibt: „Gut, sie hatten ja gesagt, dass es Green Olympics werden …“

Benedikt Voigt im Tagesspiegel, Freitag, dem 11. Juli 2008

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