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17
08
2007

Namhafte Mediziner haben sich in der Zwischenzeit mit Statements zu diesem Thema geäußert.

German Road Races (GRR) hat zu einer Versachlichung der Diskussion um die tragischen Todesfälle bei Laufveranstaltungen in Deutschland aufgerufen. Neu im Internet von GRR: Medizin-News und Sportmedizinische Unikliniken

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Auf der Homepage von German Road Races: www.germanroadraces.de sind alle Beiträge veröffentlicht. Um allen Interessierten einen Überblick über die uns zugegangenen Beiträge zu geben, hat GRR-Sprecher Wilfried Raatz eine Kurzform erstellt, die nach den jeweiligen Autoren sortiert ist.

Aderhold, Dr. Lutz (Verein zur Förderung des Ultramarathons in Deutschland):
Marathonlaufen hat primär nichts mit präventivem Ausdauersport zu tun, es ist eine starke Belastung für das Herz-Kreislauf-System und den Bewegungsapparat. Um Langzeitausdauerprüfungen zu bewältigen, bedarf es einer guten Konstitution und langfristigem Trainingsaufbau. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Wechsel von Be- und Entlastung mit Einhaltung der nötigen Regenerationsphasen. Unter Beachtung dieser Prinzipien werden Ausdauersportler mit Sicherheit eine längere Lebenserwartung haben als inaktive Personen.

Ein modernes Ausdauertraining nach individueller Belastbarkeit gehört heute zur Basistherapie der Herzinsuffizienz. Auch bei milderen Formen der Depression hat ein Ausdauertraining positive Auswirkungen und ist mit denen von Medikamenten vergleichbar, bei fehlenden Nebenwirkungen. Sport und körperliche Aktivität sollte heute je nach individueller Belastbarkeit, die mit einer Fahrradergometrie bestimmt werden kann, wie ein Medikament zur Therapie und Prävention chronischer Erkrankungen eingesetzt werden. Ein Problem ist dabei die Regelmäßigkeit, die einer gewissen Disziplin und Konsequenz bedarf.

Andresen, Prof. Dr. Dietrich (Herzspezialist im Vivantes-Klinikum Am Urban in Berlin-Kreuzberg):
Unter dem Titel „Jede Sekunde nutzen“ zeigt der Autor auf, dass zu wenig Menschen wiederbelebt werden. Bei 313 Menschen mit plötzlichem Herztod wurden die näheren Umstände untersucht. Dabei brachen 60 Prozent der Menschen in Anwesenheit von Zeugen zusammen, die rasch Hilfe herbeiholten, jedoch nur bei jedem dritten Bewusstlosen wurden von Zeugen Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet. Nach den derzeit gültigen internationalen Leitlinien für die Wiederbelebung sei sowohl die Herzdruckmassage als auch die Beatmung bedeutsam, wobei nach neueren Erkenntnissen allerdings die Beatmung weniger wichtig sei, da in den ersten Minuten nach einem Kreislaufzusammenbruch im gesamten Körper noch viel Sauerstoff sei. Es wird empfohlen, jede Sekunde zu nutzen, um den verfügbaren Sauerstoff mittels Herzdruckmassage ins Gehirn zu pumpen.

Bobbert, Dr. Thomas und Diederich, Dr. Sven (Abteilung für Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin Charité Berlin):
Laufen ist, erwiesenermaßen in vielerlei Hinsicht gesund. So konnte aufgezeigt werden, dass körperliches Training bei vielen Erkrankungen ähnlich wirksam ist wie ein Medikament. So ist Sport eine grundlegende Therapie bei so genannten Wohlstandserkrankungen wie auch bei Depressionen. Wie jedes Medikament hat aber auch der Sport seine Nebenwirkungen. So können auch Effekte auftreten, die zur Beeinträchtigung der körperlichen Gesundheit führen. Primär sind dies orthopädische Probleme bzw. Verletzungen, es können aber auch auf der Ebene der Hormone Veränderungen auftreten, die nicht immer positiv sein müssen.
Deshalb sollte bei Ausdauersportlern, die über körperliches Unwohlsein oder einen nicht geklärten Leistungsabfall klagen, auch immer an das Vorliegen von sportinduzierten hormonellen Veränderungen gedacht werden. Diese können Ausdruck eines psychophysischen Stresses sein und zu schweren Folgeerscheinungen führen (Blutarmut, geringe Knochendichte). Allerdings ist die Messung von Hormonen bzw. die Durchführung von Hormontests schwierig und auch die Interpretation der Ergebnisse häufig nicht einfach.

Bekanntlich ist körperliche Aktivität ein wesentlicher Faktor in der Verhinderung von Zivilationserkrankungen wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Typ 2 Diabetes. Welche Mechanismen hier greifen ist weitgehend unbekannt. Das Fettgewebe ist nicht nur als Speicherorgan bedeutsam, sondern auch am Zucker- und Fettstoffwechsel beteiligt. Im Fett werden viele Hormone bzw. Botenstoffe hergestellt, viele dieser werden vermehrt produziert, wenn entsprechend mehr Fettgewerbe existiert und sind deshalb mit eher negativen Eigenschaften des menschlichen Stoffwechsels assoziiert. Eine Ausnahme macht das Hormon Adiponectin. Ein hoher Adiponectinspiegel korreliert mit einem geringeren Risiko bei Altersdiabetes und einem Herzinfarkt.

Untersuchungen an der Charité und der Humboldt-Universität haben Hormonverläufe beim Marathontraining durchgeführt. In Phasen höherer Trainingsbelastungen kommt es tendenziell zu einer verminderten Hemmung der körpereigenen Cortisolproduktion und damit zu einer gewissen Resistenz gegenüber einer weiteren Stressbelastung.
Ob dies allerdings ein Vor- oder Nachteil ist, das bedarf weiterer Forschung.

Brüntrup, Dr. Jens (Orthopädische Klinik/ Städtisches Klinikum Bielefeld):
Die zunehmende Zahl von Marathonläufen und Sporttreibenden aller Altersgruppen haben zu einem Anstieg von Überlastungsschäden in der unteren Extremität geführt. 70 % aller Stressfrakturen kommen im Laufsport vor. Nach einer Klassifikation wird hier in Low Risk- und High-Risk-Verletzungen unterschieden.

Gerlach, Dr. Klaus (Dresdner Kleinwort Frankfurt Marathon):
Marathonlaufen entwickle sich zu einem Event-Phänomen und jeder glaube, die 42,195 km absolvieren zu können. Viele eher Untrainierte unterliegen einem falschen Bewegungsdrang und fassen ohne ärztliche Untersuchung in kurzer Zeit einen Marathonstart ins Auge. Je näher der Lauftermin rücke, desto stärker ignorieren Läufer angesichts des zu erwartenden „Flows“ die Signale des Körpers, weswegen Appelle an die Selbstverantwortung nicht mehr greifen würden.
Deshalb hält man in Frankfurt einen umfangreichen Gesundheits- und Trainingscheck für erforderlich. Hierzu gehören eine sportärztliche Standard-Untersuchung mit Belastungs-EKG, Herz-Ultraschall und einer orthopädischen Kontrolle, aber auch Funktionstests zu Dysbalancen, Regenerationsparametertests sowie eine trainingsmethodische Betreuung und Ernährungskontrolle. Für den Mediziner steht, ähnlich wie in den USA, das Erreichen des Marathonziels über der Zielzeit.
Um sich dem wirtschaftlichen Druck zu entziehen, erhalten alle vorangemeldeten Marathonläufer, sie sich mit einem ärztlichen Attest abmelden, einen Freistart für das Folgejahr bei einer Bearbeitungsgebühr von 10 Euro.

Hanssen, Dr. Henner (Lehrstuhl für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin/ TU München):
Aus der Boston-Marathon-Studie wissen wir, dass die Schäden am Herzen und an den Gefäßen vom Trainingszustand abhängig sind. Je besser die Personen vorbereitet sind, desto geringer sind die zu erwartenden Schäden, insbesondere am Herzmuskel. Es ist nicht nur ein Überschätzen der eigenen Leistungsfähigkeit, sondern auch ein Unterschätzen der Beanspruchung eines Marathons. Wir empfehlen eine vorherige Untersuchung und eine ausreichend lange und intensive Vorbereitung, eine Leistungsdiagnostik ist dabei sehr hilfreich.

Heepe, Dr. Willi (Marathonarzt, Praxis Westend/ Kardiologie, Sport und Präventivmedizin Berlin):
Wer älter wird im Laufsport, der erkennt, dass ich in der Tat im Laufen ein unglaubliches, psychisches Selbstwertgefühl entwickelt. Dieses Wohlbefinden, dieses Ignorieren der Veränderungen, beinhaltet aber eine enorme Gefahr. Man unterdrückt ggf. Veränderungen im Gesundheitszustand. Man will nicht wahrhaben, dass das Älterwerden gewisse Risiken mit sich bringt, auch ein Läuferherz oder einen Läuferkörper treffen können. Man verdrängt allzu leicht und ändert die Wahrnehmungsfähigkeit. Prozesse, die in Richtung Infarkt, Schlaganfall oder ähnliches, werden ignoriert, weil die sportmedizinischen Analysen fehlen.

Was macht es für eine Mühe, einmal sorgfältig ein Belastungs-EKG, ein Echokardiogramm erstellen zu lassen, die wichtigsten Blutwerte zu analysieren? Dies ist für den verantwortungsbewussten Läufer ein Selbstverständnis. Aus den gewonnenen Daten sind zwei Schritte abzuleiten: Ich bin gesund und kann mir ein (Marathon-)Abenteuer zumuten und ich werde mich einer Leistungsanalyse unterziehen (Laktattest, spiroergometrische Analyse). Während in den USA lediglich die Frage kommt „Finisher – ja oder nein?“, wird in Deutschland nach der Zeit gefragt. Macht es nicht viel mehr Spaß, sich in der Gesellschaft kommunizierend zu bewegen, das Umfeld zu erleben, als verbissen in sich selbst hinein zu kämpfen, mit welcher Zeit komme ich an?

Der Laufsport hat eine große Gegenwart. In ihr liegt aber auch die Gefahr, dass bei Missbrauch und einer weiter explodierenden Teilnehmerzahl es immer mehr Teilnehmer geben wird, die unvorbereitet und mit Hochrisiko daran teilhaben. Die Gefahr, die sich hieraus ableitet für die gesamte Laufbewegung, ist nicht gering: Veranstalter und Organisatoren müssen zunehmend auf die Eigenverantwortlichkeit einwirken und müssen in der Ärzteschaft Kompetenz für den Laufsport und Sorgfalt in der Beratung und in der Untersuchung initiieren.

Bei einer Studie im Rahmen des Boston-Marathons wurden Parameter ermittelt, die auf eine Schwächung des Herzmuskels bzw. auf Zellsterben innerhalb des Herzmuskels hinweisen. Die Messwerte sind um so stärker angestiegen je geringer der Trainingszustand der Probanden war. Wenig Trainierte werden die Marathondistanz zum großen Teil im aneroben Bereich absolvieren und dabei eine hohe Produktion von freien Radikalen verursachen.
Diese können stark auf das Myokard reagieren.

Welchen Nutzen bringt der Sport? Dauerleister leben im Allgemeinen gesünder. Das Auftreten, auch eines ererbten Bluthochdrucks kann bis in höhere Altersbereiche hinausgeschoben werden und verliert somit viel von seinen schrecklichen Folgen.

Jung, Prof. Dr. Klaus (Sportmedizin, Prävention und Rehabilitation Johannes-Gutenberg-Universität Mainz):
Eine gründliche sportmedizinische Tauglichkeitsuntersuchung und Leistungstestung soll Sportschäden vermeiden helfen, sie sind als präventive Maßnahme sinnvoll und notwendig. Insgesamt ist auf die Wirbelsäule (mit allen Übergängen und korrespondierenden Gelenken) zu achten. Neben der klassischen (statischen) klinischen Untersuchung beinhaltet eine adäquate Diagnostik auch eine Beurteilung des Laufverhaltens und eine Inspektion der Laufschuhe. In einzelnen Fällen ist ein Feldtest im freien Gelände notwendig. Auch apparative Diagnostikgeräte haben an Bedeutung gewonnen.

Kindermann, Prof. Dr. Wilfried (Institut für Sport- und Präventivmedizin, Klinische Medizin der Universität des Saarlandes, Präsidiumsbeauftragter des DLV):
Für manche ist Marathon eine Mutprobe oder auch Selbstbestätigung, ohne entsprechend vorbereitet zu sein. Manche meinen, mit 30 km wöchentlichem Training könne man einen Marathonlauf erfolgreich bestreiten, sondern wenn folgende drei Faktoren zusammenkommen: Unzureichendes Training, falscher Ehrgeiz und mangelhafter Gesundheitszustand. Wer Marathon läuft, sollte rundum gesund sein, was eine qualifizierte ärztliche Untersuchung erfordert.
Der Arzt sollte ausdrücklich die Sporttauglichkeit für Marathon bescheinigen. Damit muss er auch überprüfen, ob das bisherige Training ausreichend ist. Seit der Einführung verpflichtender Screening-Untersuchungen für Wettkampfsportler in Italien wurde dort eine Reduktion plötzlicher Herztodesfälle um 89 % verzeichnet.
Ein Restrisiko wird immer bleiben. Es gibt genügend Argumente, dass Teilnehmer an langen Laufwettbewerben eine ärztliche Bescheinigung vorlegen sollte. Gegenteilige Argumente wie rechtliche Konsequenzen oder kaum zu bewältigender Verwaltungsaufwand sind nicht nachvollziehbar.

Löllgen, Prof. Dr. Herbert (Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention/ DGSP):
Körperliche Aktivitäten haben nicht nur im Freizeit- und Breitensport einen hohen Stellenwert, sondern auch in der Prävention von Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, aber auch bei Erkrankungen im Stoffwechsel- und orthopädischen Bereich und bei Tumorleiden. Neuere Untersuchungen zeigen, dass durch sportärztliche Vorsorgeuntersuchungen das kardiale Risiko, insbesondere den plötzlichen Tod im Sport, gesenkt werden kann. Das ist ein bedeutsames Argument für eine Vorsorgeuntersuchung für „Jedermann“, wie sie es früher in einigen Bundesländern gegeben hat, wobei die Kostenübernahme ernsthaft diskutiert werden sollte.

Die Vorsorgeuntersuchung dient der Erkennung latenter oder bereits vorhandener Krankheiten, die eine Gefährdung darstellen können. Sie soll gesundheitliche Risiken mindern oder vermeiden helfen und eine optimale Ausübung von Sport ermöglichen.

Maharam, Lewis G. (Medical Director New York Road Runners):
In den USA lässt sich kein Teilnehmer an einer Laufveranstaltung ausschließen, deshalb müssen die medizinischen Teams im Vorfeld derartiger Veranstaltungen auf läuferspezifische Probleme geschult werden. Zugleich ist es wichtig, dass die Teilnehmer über Verletzungs- und physische Probleme, Trinkverhalten und Dehnungsprogramme informiert werden. Dies geschieht über Informationsblätter, Info-Stände, Foren in Zeitungen, Magazinen und TV-Sendungen.
Jeder Teilnehmer muss eine Haftungsfreistellungserklärung unterzeichnen und bei eigenem Risiko versichern, dass er physisch in der Lage ist, den Lauf zu bestreiten.

Meyer, Prof. Dr. Tim (Institut für Sportmedizin Universität Paderborn):
Ein hoher Prozentsatz an Herzerkrankungen kann im Vorfeld erkannt werden. Untersuchungen mit Ultraschall und Belastungs-EKG zur nichtinvasiven Überprüfung der Herzkranzgefäße kosten allerdings Zeit, Geld und sportmedizinische Kompetenz. Ab einem Alter von 35-40 Jahren an ist eine stärkere Verkalkung der Herzkranzgefäße möglich, während jüngere Sportler eher durch angeborene Erkrankungen gefährdet sind. Appelle an die Eigenverantwortlichkeit sind nötig, um bei Beschwerden oder gar bereits bei verdächtigen Symptomen die entsprechenden Schritte zu unternehmen.
Empfohlen wird die Konsultation eines der etwa 20 sportmedizinischen Universitätsinstitute in Deutschland oder eines versierten Kardiologen, Internisten bzw. Sportmediziner.

Möhlenkamp, PD Dr. Stefan (Westdeutsches Herzzentrum Universitätsklinik Essen):
Regelmäßiges Herz-Kreislauf-Training verbessert die Fitness, die Lebensqualität, die physische und psychische Belastbarkeit, ein Marathonlauf stellt aber eine Maximalbelastung dar, die gerade für ältere Menschen nicht ungefährlich ist.
Untersuchungen belegen, dass Läufer erwartete Anpassungserscheinungen des Herzens zeigen. Bei einer Herzmuskelmasse über 150 g wurde jedoch wesentlich häufiger eine fortgeschrittene Koronarsklerose als bei Läufern unterhalb dieses Wertes festgestellt. Ein Zusammenhang zwischen der Herzmuskelmasse und einer Erkrankung der Herzkranzgefäße konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Es könnte eine Anpassung an das intensive Training, aber auch bereits Ausdruck einer Herzerkrankung sein.
Aufgrund des günstigen Risikoprofils und der ausgezeichneten Fitness ist es allerdings schwer für die Ärzte eine mögliche Gefährdung zu erkennen.

Durch aktuelle Studien zur Herzmuskelschädigung bei Marathonläufern aus den USA hat das Interesse an den Auswirkungen des Marathon-Sports auf das Herz an Aktualität gewonnen. Dies gilt auch für Deutschland, wo derzeit eine Untersuchung zum Herz-Kreislauf-Risiko älterer Marathonläufer läuft. Besonders interessiert dabei die Forscher die Ausprägung der Koronarsklerose. Die älteren männlichen Probanden zeigten zwar ein wesentlich günstigeres kardiovaskuläres Risikoprofil als die gleichaltrige männliche Normalbevölkerung.

Rabensteiner, Dr. Dagmar (Rennärztin Vienna City Marathon, erfolgreiche Marathonläuferin):
Der erste Grundsatz beim Marathon lautet: Man muss mit dem Wetter laufen, nicht dagegen. Die Auseinandersetzung mit dem Wetter ist am Marathontag eine unterhaltsame Spekulation. Vor allem aber ist sie notwendig für die Planung eines gelungenen Rennens. Egal ob Gegenwind oder Hitze: im Kopf ist meist nur der optimale Rennplan vorhanden, von dem man sich um keinen Preis abbringen will. Das Marathonwetter lässt sich nicht beeinflussen, aber sein eigenes Verhalten kann und muss man an das Wetter anpassen.

Laufeinsteiger, die bisher weitgehend inaktiv waren und womöglich durch Übergewicht ihren Bewegungsapparat belasten, sollten zunächst kürzere Distanzen ins Auge fassen und Zwischenziele anpeilen (10 km, Halbmarathon). Wer bei dem einen oder anderen Laufwettbewerb teilgenommen hat, bei dem steht nach mindestens sechs Monaten guter Vorbereitung einem Marathon nichts im Wege.
Nur nach internistischer und sportmedizinischer Untersuchung und unter ärztlicher Betreuung können auch Diabetiker, Herzinfarkt-Patienten oder ehemalige schwere Raucher einen Marathon laufen.

„Sport mit Herz“, Kompetenzzentrum für Sport und gesunde Lebensführung OWL:
Vor dem Hintergrund, dass ein plötzlicher Herztod bei Sportlern eine zwar nicht häufig auftretende Todesursache ist, die vor allem aber nicht junge Sportler betrifft, sollen nach Auffassung der European Society of Cardiology (ESC) aber dennoch Herz-Screening-Maßnahmen in Anlehnung an die Vorsorgeuntersuchungen in den USA und Italien bei auch jungen Sportlern durchgeführt werden.

Das Projekt „Sport mit Herz“ soll ein breit angelegtes Screening von Sportlern schaffen. Ziel ist die Identifikation von Herzerkrankungen, Zielgruppen sind dabei Leistungs- und Breitensportler, Freizeit- und Betriebssportler im Alter von 12 bis 68 Jahren. Basierend auf den Ergebnissen sollen die Sportler Impulse für ihre sportliche Aktivität holen. Das Projekt „Sport mit Herz“ wird dabei mit der Technikerkrankenkasse und dem Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen durchgeführt, die Ansprache geschieht dabei über Vereine, Fachverbände, Betriebe, Kreissportbünde und den Landessportbund NRW.

Wessinghage, Dr. Thomas (Ärztlicher Direktor Rehaklinik Damp, 5000 m-Europameister 1982):
Laufen als Massensport ist eine seit zehn oder mehr Jahren auf hohem Niveau stabile Bewegung, welche auf die Folgen unserer modernen, bequemen Lebensweise zurückzuführen ist. Die moderne Medizin ist nicht in der Lage, die Anzahl an Übergewichtigen, die zunehmenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen und den Bluthochdruck zu verringern, sie vermag nur die Symptome zu bekämpfen.
Eine kleine Veränderung des Lebensstils ist deutlich wirkungsvoller. Wöchentlich zwei Stunden Bewegung reichen bei vielen Leuten aus. Laufen ist gesund, sofern man sich nicht überfordert.
Wer versucht, mit Laufen etwas zu kompensieren oder zu verdrängen, der befindet sich auf dem Holzweg.

Wewetzer, Dr. Hartmut (Leiter Wissenschaftsressort Der Tagesspiegel):
Was sollen wir trinken? Diese Menschheitsfrage stellt sich heute scheinbar ganz neu. Eine Flut von Designergetränken verspricht Gesundheit, Wohlbefinden und unbegrenzte Energie. Aber der Rat von Ernährungsexperten ist viel einfacher: Das beste Getränk ist und bleibt Wasser. Mit den entsprechenden Zusätzen.
In der „Hitliste“ stehen obenan ungesüßter Tee oder Kaffee, Milch und mit Süßstoff gesüßte, praktisch kalorienfreie Getränke wie manche Tees und Light-Limonaden. Im Mittelfeld stehen kalorienreiche, mit einem gewissen Wert für die Ernährung versehenen Getränke wie ungesüßte Fruchtsäfte, Vollmilch, Sportgetränke und Alkoholisches wie Wein oder Bier. Als „böse Buben“ gelten mit Zucker gesüßte, kalorienreiche und ohne bzw. mit wenigen Inhaltsstoffen gehaltenen Fruchtsaftgetränken, Cola und andere Limonaden.

Bewegung hilft auch dem Geist auf die Sprünge. Nach US-Untersuchungen sinkt die Gefahr eines (altersbezogenen) geistigen Verfalls um ein Drittel, wenn ältere Menschen dreimal in der Woche 15 Minuten lang Sport treiben.

„Nützliches“ Cholesterin (HDL) um ein Drittel erhöht, „böses“ LDL um 40 Prozent gesenkt, das könnte, so Berechnungen von US-Forschern nach Untersuchungen bei 83.000 Herzpatienten, die Gefahr von Herzattacken oder Schlaganfällen um 70 Prozent senken. Zur Förderung des HDL könnte Niacin (Vitamin B 3) eingesetzt werden, LDL-Cholesterin im Blut lasse sich mit Fettsenkern aus der Gruppe der Statine behandeln, so kann die Gefäßverkalkung verlangsamt und das Risiko für Herzattacken deutlich gesenkt werden. Dies wäre eine medizinische Behandlung.
Eine u.a. nahe liegende ist, um das HDL zu liften, vermehrte Bewegung (am besten täglich), normales Körpergewicht, ungesättigte Fettsäuren im Essen und ein mäßiger Alkoholkonsum.

Unter dem Motto „Gesünder knabbern“ belegt eine US-Studie, dass Nüsse vor Herz-Kreislauf-Krankheiten schützen. Es gibt Hinweise, dass Nüsse nämlich die Zusammensetzung des Cholesteringehalts des Blutes verändern, das Diabetesrisiko mindern und Blutgefäße geschmeidig und durchlässig halten.

German Road Races hat auf der GRR website die Rubrik „MEDIZIN“ (MEDIZIN NEWS und „SPORTMEDIZINISCHE UNIKLINIKEN“ (SPORTMEDIZINISCHE UNIKLINIKEN zur schnelleren und besseren Information neu eingerichtet

author: GRR

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