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06
12
2021

Symbolbild - Skilanglauf - Foto: swiss-image.ch/Photo by Andy Mettler

Frida Karlsson: Warum gerade mit ihr die Diskussionen um Magersucht im Skilanglauf wieder begonnen haben – Von KLAUS BLUME

By GRR 0

Das eher zurück haltende „Svenska Dagbladet“ titelte: „Frida Karlsson hat Johaug in einem riesigen Thriller geknackt.“ Das Stockholmer Boulevardblatt „Expressen“ ging noch einen Schritt weiter: „Frida Karlsson Superstar! Die Geschäftsführung im Skisport hat sich geändert. Endgültig!“

Um schließlich zu prophezeien: „Dieser Kampf wird weitergehen. Den ganzen olympischen Winter über.“ Indes fragte das konkurrierende „Aftonbladet“ besorgt: „Wird dieser Kampf wirklich weitergehen können?“
Zur Erklärung: Die 22jährige schwedische Skilangläuferin Frida Karlsson hat innerhalb nur einer Woche mit Therese Johaug, 33, DIE überragende Skilangläuferin der Jetztzeit schlechthin, gleich zweimal besiegt: Beim Weltcup-Start vorige Woche im finnischen Ruka und nun auch am Sonnabend über 10 Kilometer in der norwegischen Olympiastadt Lillehammer. Ob Corona-Pandemie oder ständiger Regierungsstreit – in Schweden beherrscht Frida Karlsson ohnehin seit einer Woche die Schlagzeilen – ob im Boulevard oder in der seriösen Presse. 
Doch wird es so weiter gehen? Denn wie auch bei anderen Ausdauersportlerinnen kann man auch bei Karlsson beobachten, wie sie von Mal zu Mal dünner zu scheinen wirkt. Der schwedische Skiverband hatte deshalb seinen Superstar schon einige Male intern gesperrt. Nach aussen wird das allerdings nie so klar kommuniziert – es heißt lediglich, sie habe nicht alle Anforderungen des Gesundheitstests erfüllt. In der Osler Tageszeitung „Dagbladet“ hatte sich Karlsson jedoch zu diesem heiklen Thema sehr klar geäußert: „Ich war sehr müde. Alles wurde zum Hindernis. Das Aufwachen war anstrengend. Aber ich habe viel aus der ganzen Situation gelernt. Und ich weiß jetzt: Die Ernährung ist eine Herausforderung. Wir trainieren sehr, sehr viel und sehr hart. Dieses Training macht es schwer, genug zu essen, um auch genug Energie zu haben.“
In Lillehammer gab es nun eine erneute Diskussion um dieses Thema, in dessen Mittelpunkt aber keine Skandinavierin, sondern die 26jährig russische WM-Zweite von 2021 in Oberstdorf, Natalia Neprajewa steht. Ihr Trainer Juri Borodavko sagt: „Natalja sollte idealerweise 62 oder 63 Kilo wiegen, um gute Leistungen zu erbringen, aber im Moment hindert ihr Gewicht sie daran, sich als Athletin weiter zu entwickeln.“
Und: „Das Problem ist, dass sie kein Fett verlieren muss, weil sie gar keines hat – sondern Muskelmasse. Und das ist viel schwieriger zu erreichen.“
Im Falle Frida Karlsson behauptet deren Trainer Per Nilsson: „Frida hat nicht nur ihre Ausdauer gesteigert. Es gibt noch andere Details, die ihren Fortschritt erklären, doch das ist nichts für die Öffentlichkeit. Ich weiß nur: Sie ist stärker, schwerer und muskulöser als je zuvor.“ 
Und was sagt Frida Karlsson zu alledem? „Ich bin jetzt auf einen Level gestiegen, auf dem es sich himmlisch anfühlt.“ 
Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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