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15
11
2008

Es sind Hunderte von Virustypen im Umlauf. Wegen der großen Vielfalt der Erreger fällt die beste Vorbeugung, nämlich die Impfung, leider aus.

„Erkältung“ und andere Mythen – Dr. Hartmut WEWETZER vom Tagesspiegel fahndet nach guten Nachrichten in der Medizin – Heute: Was gegen Schnupfen hilft

By GRR 0

Vor kurzem hat mich mal wieder irgendein Schnupfenvirus erwischt. Kratzen im Hals, Abgeschlagenheit, Brummschädel. Dann das große Niesen und Naselaufen, und nach vier Tagen war (fast) alles überstanden. Schon erstaunlich, dass eine Medizin, die Herzen verpflanzt, Hirntumoren heilen kann und zerbrochene Knochen wieder zusammenfügt, mit diesen Quälgeistern, den Schnupfenviren, nicht fertig wird! Wie aber kann man vorbeugen, wie die Beschwerden lindern?

Es sind Hunderte von Virustypen im Umlauf. Wegen der großen Vielfalt der Erreger fällt die beste Vorbeugung, nämlich die Impfung, leider aus. Manche Leute schwören auf Vitamin C. Aber wie Studien ergeben haben, bringt das kaum etwas. Überschüssiges Vitamin C wird einfach über die Nieren ausgeschieden, es landet also umgehend in der Toilette.

Ob Sonnenhut (Echinacea)-Produkte Schnupfen verhindern können, ist noch unklar. Wenn man Echinacea einnimmt, wenn der Infekt sich ankündigt, können aber möglicherweise Dauer und Schwere des Schnupfens begrenzt werden, heißt es aus dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen in Bonn.

Hartnäckig hält sich der Glaube, dass eine „Erkältung“ von Kälte kommt. Vermutlich aber hängt die Erkältungskonjunktur im Winter eher damit zusammen, dass warme Heizungsluft die Schleimhäute austrocknet und empfindlicher macht. Die Erkältung müsste eigentlich „Erwärmung“ heißen. Wer mit nassen Haaren oder im T-Shirt im November draußen herumläuft, der friert. Aber er bekommt deshalb noch keinen Schnupfen.

Einfach, aber effektiv kann man vorbeugen, indem man sich öfter die Hände wäscht, diese von seinen Augen und Nase fernhält und den Körperkontakt zu verschnupften Zeitgenossen meidet. So verringert man das Ansteckungsrisiko und erspart sich das eine oder andere Schnupfenvirus.

Der Schnupfen kommt von allein, und er geht von allein. Trotzdem schwören die meisten auf Hausmittel wie Inhalieren, heiße Hühnersuppe, Brustwickel, Zinkpräparate, Vitaminpillen oder Echinacea. Wenn es einen schwer erwischt hat, sollte man sich Ruhe gönnen. Gegen die verstopfte Nase helfen vorübergehend Nasentropfen, gegen Kopf- und Gliederschmerzen Paracetamol oder Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin), wobei letzteres Mittel nicht für Kinder geeignet ist.

Während einer Erkältung soll man besonders viel trinken, lautet ein häufiger Rat. Etwa, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Belege dafür gibt es nicht. Der Körper „merkt“ selbst, wenn er Flüssigkeit verliert und stellt sich darauf ein. Es genügt, seinem Durstgefühl zu folgen.

Zum Arzt gehen sollte man, wenn die Körpertemperatur über 38 Grad steigt, die Beschwerden sehr stark sind oder sogar noch zunehmen oder selbst nach einer Woche nicht weichen wollen. Schlagartiges Fieber, erhebliche Schmerzen und Müdigkeit deuten auf eine Virusgrippe, Inluenza, hin. Auch dann heißt es: zum Arzt. Eine Grippe ist nämlich nicht nur lästig, sondern gefährlich.

Dr. Hartmut Wewetzer leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegel, Sonntag, dem 9. November 2008

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