Dr. Dr. med. Lutz Aderhold - Entzündung der Fußsohlensehnenplatte (plantare Fasziitis) ©privat
Entzündung der Fußsohlensehnenplatte (plantare Fasziitis) – Dr. Dr. med. Lutz Aderhold
Die Plantaraponeurose, eine derbe Bindegewebsfascie, die am Fersenbein ansetzt und über die Fußsohle zu den Zehengrundgelenken verläuft, umspannt das Fußlängsgewölbe und unterstützt die Stabilisierung des Vorfußes bei der Abdruckphase.
Sie überträgt und verteilt die Wadenkraft auf den Vorfuß (insbesondere die Großzehe) und verstärkt die Hebelwirkung vom Großzehenballen. Die Abflachung des Gewölbes (Senk- und Plattfuß) führt zu einer vermehrten Zugbelastung. Meist durch Überlastung bedingt, auch infolge von Überpronation, treten Schmerzen hauptsächlich im Einstrahlungsbereich innen an der Ferse auf.
Auch beim Hohlfuß und der Achillessehnenverkürzung können die Beschwerden auftreten. Ganz typisch ist ein heftiger Schmerz bei den ersten Schritten morgens nach dem Aufstehen.
Die vermehrte Beanspruchung im Sport kann Mikroläsionen induzieren, die zu degenerativen Veränderungen der Sehnen der Fußsohle führen. Ein charakteristisches Zeichen ist die Verdickung der Fußsohlensehne. Die Schmerzen können während des Trainings durch Dehnung der Fußsohle abnehmen und sich dann in Ruhe wieder verschlimmern. Die Beschwerden sind häufig so stark, dass ein geregeltes Training über Wochen, manchmal auch Monate, nicht durchgeführt werden kann (Aderhold und Weigelt 2012). Langstreckenlauf ist die mit Abstand am häufigsten betroffene Sportart.
Die gängigen Tests für die Diagnose sind: Stehen und Wippen im Zehenstand, Hochziehen der Zehen nach oben und Druck mit dem Finger an der Innenseite der Fußsohle etwa daumenbreit vor dem Knochen der Ferse (Vounatsos 2010). Neben der klinischen Untersuchung kann zum Ausschluss eines Teilrisses der Sehne eine Kernspintomographie (MRT) erforderlich sein. Abzugrenzen ist auch ein Fersensporn. Bis zu 50% der Patienten mit einer Entzündung der Fußsehne (Fasciitis plantaris) haben auch einen Fersensporn.
Abzugrenzen ist auch ein Schmerzsyndrom des Fersenfettpolsters, das aus elastischem Fettgewebe in einer bindegewebigen Faszie besteht. Landungen auf der Ferse bei hartem Untergrund können zur Zerrreißung des Bindegewebes und Herausdrücken des Fettgewebes führen. Die Schutzwirkung nimmt dadurch ab und die Haut wird bei Belastung schmerzempfindlicher.
Beim Laufen kommt es dann zu diffusen Beschwerden unter der Fersensohle.
Die Behandlung besteht in der Versorgung mit individuellen Einlagen. Auch an das Einklemmen von Nerven muss differenzialdiagnostisch gedacht werden. Beim Tarsaltunnelsyndrom liegt eine Schädigung des N. tibialis am Innenknöchel vor. Der Nerv versorgt sensibel den plantaren Vorfuß und motorisch die Muskulatur der Fußsohle und die Zehenbeuger. Es kommt zu Parästhesien (Missempfindungen) und brennenden Schmerzen an der Innenseite des Knöchels mit Ausstrahlung in die Ferse, den Fußinnenrand und die Fußsohle. Im späteren Verlauf kann es auch zu Bewegungseinschränkungen insbesondere der Zehen kommen. Bei Läufern wird diese Problematik als Jogger`s Foot bezeichnet (Antoniadis u. Scheglmann 2008).
Therapie
Die Therapie der plantaren Fasziitis ist zunächst immer konservativ. In der akuten Phase lindern Sie mit Entlastung und Kälte die Schmerzen. Die Behandlung ist konservativ mit Einlagenversorgung und Schuhoptimierung. Die Einlagen sollen eine Fußfehlstellung korrigieren und einen Fersensporn entlasten.
Einlagen müssen von orthopädischen Schuhmachern hergestellt und individuell angepasst werden. Weiche Schuhe verschlimmern meist die Beschwerden. Alltagsschuhe sollten deshalb eine stabile Sohle haben.
Auch die Stoßwellentherapie zeigt günstige Ergebnisse. Physiotherapie mit Querfriktion, Eis, Ultraschall sowie funktionelle Kräftigung und Dehnung haben sich bewährt. Die Dehnübungen sollten sowohl die Plantarfascie als auch die Achillessehne einbeziehen und als exzentrisches Krafttraining an einer Stufe durchgeführt werden. Dieses Training sollte über 12 Wochen täglich mit 3 mal 15 Wiederholungen pro Bein durchgeführt werden. Die pathologisch gesteigerte Durchblutung normalisiert sich dadurch wieder, was zur Schmerzreduktion führt.
Fußgewölbemassagen können Sie selbst mit einem Tennisball oder Igelball bzw. einer gekühlten Getränkedose ausführen. Gelegentlich können auch neuraltherapeutische Infiltrationen (Lokalanästhetika mit homöopathischen Komplexmitteln oder auch Steroiden) am Sehnenansatz Linderung bringen.
Ergänzende Maßnahmen sind die Gabe von Antiphlogistika, Enzymen, Akupunktur, Softlasertherapie, Homöopathie, pneumatische Bandagen, Tapen, Ultraschallbehandlung, Magnetfeldtherapie und Behandlung mit pulsierendem kalten Rotlicht (Repuls). Eine relativ neue Therapie ist die lokale Injektion von Botulinus-Toxin. Auch die Strahlentherapie wir als ultima ratio erfolgreich eingesetzt.
Die konsequente Reduzierung oder ein längeres Aussetzen mit dem Training sind meist nicht zu umgehen. Als Alternative bietet sich Aqua-Jogging an. Radfahren führt häufig zur weiteren Reizung. Wenn die Beschwerden über 6 – 12 Monate anhalten, muss auch an eine operative Therapie gedacht werden.
Vorbeugung
Zur Prävention stehen auch bei der plantaren Fasziitis das exzentrische Krafttraining sowie die Erkennung von Fußfehlstellungen mit Korrektur durch Einlagen an 1. Stelle.
Dr. Dr. med. Lutz Aderhold
Literatur:
Aderhold L, Weigelt S. Laufen! … durchstarten und dabeibleiben – vom Einsteiger bis zum Ultraläufer. Stuttgart: Schattauer 2012.
Antoniadis G, Scheglmann K. Hinteres Tarsaltunnelsyndrom. Diagnose- und Therapiemöglichkeiten. Dtsch Arztebl 2008; 105: 776-781.
Vounatsos T. Wenn die Fußsohlensehne sticht … Laufmagazin Spiridon 2010; 36 (12): 16-7.
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