SAMEDAN, 1MAR14 - Radarmessungen vor dem Engadin Skimarathon auf dem Silsersee: ETH-Glaziologe Mathias Huss (VM), Geografin Christine Levy (L) und der einheimische Eisfachmann Christian Brantschen (R), Sicherheitsverantwortlicher St. Moritzersee (Polo, White Turf), schauen sich die Radarmessungen der Eisoberflaeche beim Startgelaende auf dem Silsersee bei Maloja an. Mit Bohrungen werden die Daten abgeglichen. Um eine wissenschaftlich fundierte Aussage ueber die Eisbeschaffenheit der Oberengadiner Seen fuer den Engadin Skimarathon zu erhalten, bot das OK des Engadin Skimarathon die Experten auf. Die enormen Schneemengen, die auf den Champferer-, Silvaplaner- und Silsersee gefallen waren, hatte zu so genanntem Sandwich-Eis gefuehrt, dessen Tragfaehigkeit jetzt erkundet wurde. swiss-image.ch/Photo Andy Mettler
Engadin Skimarathon vom 9. März – Eis der Oberengadiner Seen besteht Qualitätskontrolle
Samedan, 5. März 2014. Die Oberengadiner Seen sind bereit für den Engadin Skimarathon vom kommenden Sonntag. Ein Spezialistenteam von Glaziologen und erfahrenen Loipenpräparateuren hat die Eisflächen auf dem Silser- und Silvaplanersee mittels Georadar und Kernbohrungen untersucht und ist mit der Qualität zufrieden.
Im Zentrum der Untersuchungen stand die Loipenqualität für die reibungslose Durchführung des grössten Volkslaufes der Schweiz, zu dem am Sonntag rund 13'000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet werden.
Um festzustellen, ob die Eis- und Schneeschicht auf dem Silser- und dem Silvaplanersee den Anforderungen des Engadin Skimarathon genügt, hat am Wochenende ein Team von Glaziologen der Uni Friburg und der Academia Engiadina zusammen mit erfahrenen, einheimischen Loipenpräparateuren die Loipe eingehend untersucht. Ein auf einem Schlitten montierter Georadar vermass die Eisdecke an mehreren Tausend Messpunkten zwischen Maloja und Silvaplana. Zudem wurden an mehreren Stellen Kernproben aus der Eisdecke entnommen und geprüft. Das Fazit der Experten ist positiv.
Die Fachleute nennen es «Sandwich-Eis»: Statt aus einer einzelnen, festen Tragschicht besteht das Eis der Oberengadiner Seen in diesem sehr schneereichen Winter aus mehreren Schichten, zwischen denen Schnee, Schneematsch und Wasser liegen. Die gesamte Tragfähigkeit der Eisdecke wird dadurch zwar nicht massgeblich beeinträchtigt, bei einer Beschädigung der obersten Decke könnten aber Wasser und Schneematsch auf die Loipe gelangen.
Keine nassen Füsse für die Langläufer
«Nach Auswertung aller Daten konnten die Wissenschaftler uns grünes Licht für den kommenden Sonntag geben», freut sich OK-Präsident Ivo Damaso. «Sie bestätigten damit die Einschätzung unserer erfahrenen Loipenmacher, welche die Seen und das Eis seit Jahrzehnten kennen.» «Die Präparierung der beiden oberen Seen mit den leichten Skidoos hat eine kompakte Deckschicht geschaffen, auf der man den Marathon am Sonntag sehr gut laufen kann», bestätigt Dr. Christine Levy von der Academia Engiadina, welche die Untersuchungen zusammen mit Dr. Matthias Huss von der Uni Friburg durchführte und auswertete.
Die Verschiebung der Startanlage vom See ans Ufer in Maloja konnte dennoch nicht umgangen werden, erklärt Startchef Nino Ganzoni: «Der Bau der Startanlage auf dem See hätte die oberste Eisschicht punktuell sehr belastet. Wenn vor dem Start dann noch tausende von Teilnehmenden zu Fuss auf den See gekommen wären, hätte es passieren können, dass die Deckschicht zum Beispiel bei engeren Zugängen den hohen Punktbelastungen nicht standgehalten hätte.»
Die Glaziologen begrüssen die Verschiebung des Startgeländes. Nach dem Start an Land betreten die Läufer den See auf Skiern statt zu Fuss. Diese verteilen das Gewicht jedes Läufers auf eine viel grössere Fläche, als es Langlaufschuhe mit ihren schmalen Sohlen tun. «Im Zentrum all unserer Bemühungen steht neben Sicherheit und fairen Bedingungen für alle Teilnehmer ein positives Lauferlebnis», fasst Ivo Damaso zusammen: «Würde die oberste Eisschicht irgendwo durchbrechen, wäre das zwar nicht lebensgefährlich, aber die Läufer bekämen nasse Füsse. Das wollen wir natürlich nicht.»
Stichwort «Sandwich-Eis»
Wenn nach der Bildung der Eisdecke auf einer Wasseroberfläche viel Schnee fällt, kann so genanntes «Sandwich-Eis» entstehen: Das Gewicht des Schnees drückt die Eisdecke auf das Wasser; dadurch kann Wasser von unten auf das Eis gelangen, wodurch wassergesättigter Schneematsch entsteht. Der darüber liegende Schnee wirkt isolierend, so dass der Schneematsch selbst bei grosser Kälte mitunter lange nicht durchgefriert.
Zur Präparierung der Loipe auf dem Silser- und dem Silvaplanersee wurden anstelle der schweren Pistenfahrzeuge die viel leichteren Skidoos mit speziellem Spurgerät eingesetzt. Durch sie konnte die Schneedecke oben komprimiert werden, ohne den darunter liegenden Schneematsch aufzuwühlen. Die Loipe über die drei Seen konnte am 11. Februar geöffnet und bereits rennmässig getestet werden. Sie wird kontinuierlich weiter präpariert, sodass sie am Sonntag den hohen Qualitätsanforderungen des Engadin Skimarathon entspricht.
Für den Bau des Startgeländes auf dem See hätte der Schneematsch durchgefrieren müssen, was wegen der seit Weihnachten wöchentlichen und teils ergiebigen Schneefälle und der relativ milden Temperaturen nicht geschehen konnte.
Kontakt
Engadin Skimarathon, Quadratscha 18, 7503 Samedan
Ivo Damaso / Sonja Negrini
Glaziologen und einheimische Loipenpräparateure untersuchen das Eis auf dem Silvaplanersee Foto: www.swiss-image.ch – Andy Mettler