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26
06
2008

Eigentlich ist es besser für mich, wenn ich stärkere Konkurrenz habe. Deswegen glaube ich, dass ich dann in der Tat noch etwas schneller gewesen wäre

ENDSPURT – „Ich habe nichts zu verlieren“ – Vor Freude ausgeflippt! Das Interview Dayron Robles – von Jörg Wenig in leichtathletik

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Dayron Robles verbesserte beim Meeting in Ostrava vor kurzem den Weltrekord über 110 m Hürden um eine Hundertstel auf 12,87 Sekunden. Damit entriss der Kubaner ausgerechnet Chinas großer Olympiahoffnung Liu Xiang die Bestmarke.

Hatten Sie den Weltrekord in Ostrava für möglich gehalten – und wie war ihre Reaktion, als zunächst 12,88 Sekunden angezeigt wurden?

Dayron Robles: „Ich hatte diesen Weltrekord nicht erwartet. Denn ich war eigentlich nicht darauf vorbereitet, zu einem so frühen Saisonzeitpunkt schon so schnell zu laufen. Das war eine Überraschung für mich. Als zunächst 12,88 Sekunden angezeigt wurden, war ich wirklich glücklich darüber, denn ich hatte einen kubanischen Rekord aufgestellt. Als die Zeit dann auf 12,87 korrigiert wurde, bin ich mehr oder weniger ausgeflippt vor Freude.“

Ihr Rennen sah perfekt aus – wie lief es aus Ihrer Sicht?

Dayron Robles: „Mein Ziel war, in Ostrava sehr schnell zu rennen, möglichst unter 13 Sekunden. Ich war sehr konzentriert und hatte einen guten Start. Ich habe von der ersten bis zur letzten Hürde alle sehr gut genommen und habe mir nach jeder Hürde gesagt: Ich will jetzt noch schneller zur nächsten kommen. Es war ein wirklich starkes Rennen und dadurch kam diese Zeit heraus.“

Sie hatten in Ostrava einen großen Vorsprung. Wären Sie mit stärkerer Konkurrenz noch schneller gelaufen?

Dayron Robles: „Eigentlich ist es besser für mich, wenn ich stärkere Konkurrenz habe. Deswegen glaube ich, dass ich dann in der Tat noch etwas schneller gewesen wäre. Andererseits habe ich mich in Ostrava sehr stark auf mich selbst konzentriert. Normalerweise laufe ich die ersten fünf Hürden in einem Rennen immer extrem konzentriert. Dann schaue ich, wo die Konkurrenz liegt und lasse es gegebenenfalls in der zweiten Hälfte etwas entspannter angehen – in Ostrava war das allerdings nicht so.“

Glauben Sie, dass der Hürdensprint-Weltrekord eventuell bald wieder gebrochen wird – haben Sie Angst, ihn zu verlieren?

Dayron Robles: „Ich habe mein Trainings- und Wettkampfprogramm. Am 20. Oktober 2007 begann das Training für die Olympischen Spiele.  Ich werde bei allen Wettkämpfen stets mein bestes geben, alles ist möglich – sowohl bei mir als auch bei anderen. Das Niveau über 110 Meter Hürden ist zurzeit so stark, dass es durchaus Überraschungen geben kann. Ganz ehrlich: ich habe nichts zu verlieren.“

Was ist Ihre größte Stärke?

Dayron Robles: „Ich denke, dass ich zwischen den Hürden sehr stark Geschwindigkeit entwickeln kann – aber das können andere auch. Als ich das erste Mal 13,00 Sekunden lief, war ich noch nicht einmal 20 Jahre alt. Ich bin noch jung und will mich weiter verbessern.“

Zurzeit trainieren Sie in Spanien und sind mit einem Betreuerteam unterwegs. Wie ist das inzwischen in Kuba – müssen Sie das selber bezahlen und was passiert mit Ihren Prämien?

Dayron Robles: „Es ist in Kuba so, dass die Leichtathletik in Disziplinblöcke aufgeteilt ist. Jeder Block erhält eine bestimmte Anzahl von Trainern und Betreuern. Ich bin zurzeit zusammen mit Anier Garcia mit meinem Trainer, Physiotherapeuten und Arzt in Europa. Das zahlt alles der Verband, der alle Preisgelder bekommt und diese dann verteilt.“

Interview: Jörg Wenig in leichtathletik vom 25. Juni 2008 – Nr. 26

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