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31
01
2023

Dr. Dr. Lutz Aderhold - Foto: privat

Ende der Corona-Pandemie? Dr. Dr. med. Lutz Aderhold

By GRR 0

Mit SARS-CoV-2 gab es Ende 2019 ein völlig neuartiges Virus, das hochansteckend ist und sich leicht über die Luft verbreitet und auf eine „immunologisch-naive Bevölkerung“ traf. So kam es zur Pandemie.

Ständige Mutationen brachten neue Varianten hervor, die sich durch eine höhere Infektiosität oder Immunflucht auszeichneten und die vorherigen ersetzten. Parallel dazu nahm die Pathogenität des Virus ab. Insofern hat sich SARS-CoV-2 wie erwartet weiterentwickelt.

Das Virus ist nicht mehr völlig neuartig – auch wenn sicher weitere Mutationen und Varianten auftreten werden – und die Bevölkerung ist nicht mehr immunologisch naiv. Mehr als 90 % sind durch Impfung und oder Infektion bereits mit dem Virus in Kontakt gekommen. Vieles spricht dafür, dass wir uns im Übergang zur Endemie befinden.

Mit weiteren Varianten und weiteren Wellen ist zu rechnen. Dabei ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich virulentere Varianten des SARS-CoV-2 durchsetzen – auch wenn dies nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden kann. Das Virus kann laut Prof. Drosten an vielen Stellen in seiner Evolution nicht mehr ohne Weiteres zurück. Es sei ein wenig festgefahren und optimiere gegenwärtig nur nach.

Sollte der Omikron-Abkömmling XBB.1.5, wie bereits in den USA, auch bei uns Dominanz erreichen, könnte der Winter noch einmal schwierig werden. Vorläufige Daten lassen vermuten, dass sowohl XBB.1.5, als auch einige Sublinien von BA.2.75 einen Übertragungsvorteil gegenüber anderen Sublinien sowie deutlich Immunfluchteigenschaften besitzen. Eine höhere Krankheitsschwere scheint mit diesen Varianten nicht verbunden zu sein.

WHO (05.12.2022): Aus Sicht der WHO ist das Ende der Coronapan­de­mie noch nicht erreicht. Man befinde sich in einer günstigeren Phase als je zuvor, aber dies sei immer noch eine Pandemie. Doch es gibt Anzeichen, dass man gerade in eine neue Phase der Pandemie eintrete. Als Gründe werden die leichtere Übertragbarkeit und geringere Krankheitsschwere der dominierenden Omikronvariante in Verbindung mit der höheren Immunität der Bevölkerung genannt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO – 30.01.2023) hebt die wegen der Coronapandemie ausgerufene höchste Alarmstufe auch weiterhin nicht auf. Zu diesem Schluss kam ein WHO-Expertengremium, das Ende voriger Woche getagt hatte.

Ob wir die endemische Lage erreicht haben, wird sich endgültig erst nach dem Winter beantworten lassen.

Zugleich dürfen wir den endemischen Zustand nicht unterschätzen. Endemie bedeute nicht: Jetzt ist alles vorbei, jetzt können wir uns zurücklehnen. Auch im endemischen Zustand kann das Gesundheitssystem durch Corona stark beansprucht werden.

Dr. Dr. med. Lutz Aderhold

 

author: GRR