2015 Berlin Marathon Berlin, Germany September 27, 2015 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET
Eliud Kipchoges nächstes Ziel heißt Olympia in Rio
Eindrucksvoll hat Eliud Kipchoge am Sonntag beim BMW Berlin-Marathon seine derzeitige Position als wohl bester Marathonläufer der Welt bestätigt. Trotz der Probleme mit den Innensohlen seiner Schuhe stellte er im Ziel am Brandenburger Tor mit 2:04:00 Stunden eine Jahresweltbestzeit auf.
Fünf seiner sechs Marathonrennen hat er gewonnen, immer lief er dabei unter 2:06 Stunden. Zuletzt siegte er zunächst in Rotterdam 2014, dann in Chicago vor einem Jahr, in London im April und nun in Berlin. In der aktuellen Abbott World Marathon Majors (WMM)-Serie hat der 30-jährige Kenianer mit 50 Punkten die Führung übernommen.
Eliud Kipchoge war übrigens nicht der erste kenianische Läufer-Star, der in Berlin Probleme mit der Ausrüstung hatte und trotz eines „technischen Defektes“ das Rennen gewann.
Erst während des Rennens merkte Patrick Makau 2010, dass seine Frau, die ihm in Kenia den Koffer gepackt hatte, offenbar die falschen Rennsocken eingepackt hatte – sie waren zu klein. Kurz nach dem Start rutschten die Socken allmählich vom Fuß und im Schuh nach vorne. Das war unbequem, doch Makau lief weiter und gewann im strömenden Regen.
Rund 90 Sekunden, schätzte er später, kosteten ihn das Sockenproblem und die Nässe. Ein Jahr später kam Patrick Makau nach Berlin zurück, lief exakt 90 Sekunden schneller und stellte mit 2:03:38 einen Weltrekord auf. Vielleicht kann es Eliud Kipchoge ihm nachmachen. „Ich möchte auf jeden Fall nach Berlin zurückkommen und meine Bestzeit unterbieten“, sagte er.
Interessant auch für Freizeitläufer war, was Eliud Kipchoge nach seinem Sieg erzählte. Für ihn und seinen langjährigen Trainer, den früheren Hindernis-Weltklasseläufer Patrick Sang, ist die mentale Frische im Vorfeld eines Rennens von enormer Bedeutung. Natürlich kommt die Topform hinzu, ohne die derartige Leistungen nicht möglich sind. 2003 wurde Eliud Kipchoge in Paris sensationell Weltmeister über 5.000 m, vier Jahre später war er WM-Zweiter, und 2008 gewann er die olympische Silbermedaille über die 5.000 m. Aber die Philosophie von
Kipchoge und Sang geht über das gängige „Train Hard, Win Easy“ hinaus.
„Nach Berlin muss ich mich jetzt auf Rio vorbereiten. Aber die Olympischen Spiele sind noch elf Monate hin, deswegen möchte ich noch einen weiteren Marathon laufen – wahrscheinlich im Frühjahr. Elf Monate sind zu lange – du musst deinen Körper zwischendurch testen, denn das gibt dann ein Signal an den Kopf, dass du auf dem Weg bist zum nächsten Marathon, dem olympischen“, erklärt Eliud Kipchoge.
„Das wichtigste ist die mentale Stärke, nicht die körperliche Stärke. Wenn du elf Monate trainierst, wirst du vielleicht mental müde. Es ist besser, wenn der Körper mal müde wird als der Geist. Deswegen renne ich noch einen Marathon vor Olympia.“
Der Nominierungsprozess in Kenia ist oft undurchsichtig, insofern kann sich Eliud Kipchoge nicht sein, tatsächlich einen Startplatz für Olympia zu erhalten.
Zuversichtlich sind Patrick Sang und Eliud Kipchoge jedoch was die Entwicklung des Trainingsprogramms und die Leistungen betrifft. Seit zwölf Jahren betreut Sang den Läufer. „Ich hatte nie einen anderen Trainer“, sagt Eliud Kipchoge. „Genau genommen sind wir Nachbarn. Patrick lebte nur ein oder zwei Kilometer von mir entfernt in Kapsisiywa im Nandi-District. Als ich acht oder neun Jahre alt war, sah ich ihn beim Training, später wurde er mein Trainer. Der Plan war, dass ich zunächst auf der Bahn erfolgreich sein sollte, dann wechselte ich auf die Straße. Der Übergang lief sehr gut, wir sind genau im Plan“, sagt Eliud Kipchoge.
Eliud Kipchoge lebt heute in Eldoret und trainiert im 30 Kilometer entfernten Kaptagat.
In der Woche lebt er in der Regel im Trainingscamp, am Wochenende fährt er nach Hause. Was immer er im nächsten Jahr in Rio erreicht, der Kenianer will 2017 zum BMW Berlin-Marathon zurückkommen, um seine Bestzeit von 2:04:00 Stunden weiter zu unterbieten.
Dann sicherlich ohne herumflatternde Innensohlen.
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