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06
09
2025

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Eisenmangel: Der stille Leistungsdieb – Andreas Gonseth bei DATASPORT

By GRR 0

Müdigkeit, Reizbarkeit und Leistungsabfall sind Symptome, die im Sport häufig mit Übertraining, Stress oder Schlafmangel erklärt werden. Es gibt aber noch eine weitere Ursache: Eisenmangel. 

Dieser Artikel ist von Fit for Life Logo - das Schweizer Magazin für Fitness, Lauf- und Ausdauersport

Eisen ist für den Menschen ein essenzieller Nährstoff. Ohne Eisen in unserer Nahrung werden wir mit der Zeit krank und können längerfristig nicht überleben. Eisen ist ein zentraler Bestandteil des Hämoglobins und somit für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich.

Daneben ist Eisen im Myoglobin enthalten und spielt eine wichtige Rolle in der Sauerstoffspeicherung im Muskel. Eisen ist zudem – zusammen mit Vitamin B12 und Folsäure – für eine nachhaltige und ausreichende Blutbildung notwendig. Und auch die Funktion des Immunsystems, die Regeneration von Haut und Haaren sowie die Schilddrüsenfunktion sind abhängig von einem ausreichenden Eisenstatus.

Im Normalfall verfügt unser Stoffwechsel über ein cleveres System, um einmal eingenommenes Eisen effizient im Körper zu behalten. Gleichzeitig verliert der Mensch Eisen über Blutverluste (Menstruation), Schweiss und Hautabschürfungen. Diese Verluste müssen mit der Nahrung ersetzt werden. Das gelingt aber nicht immer, in der Schweiz weisen rund 20% der Frauen vor der Menopause einen Eisenmangel auf. Sie sind aufgrund des Blutverlustes durch die Menstruation speziell gefährdet. Bei Männern – eine Ausnahme stellen jugendliche Männer dar, die sich im Wachstum befinden – tritt ein Eisenmangel deutlich weniger auf.

Vorbeugung hat Priorität

Bei zu wenig Eisen fühlt man sich erschöpft, abgekämpft und antriebslos. Solche Symptome können allerdings auch viele andere Gründe haben. Bei einem Verdacht auf Eisenmangel sollte man daher unbedingt vorgängig eine seriöse Abklärung durchführen lassen, bevor Eisen supplementiert wird.

Damit es erst gar nicht zu einem Eisenmangel kommt, ist die Prävention wichtig. Eine abwechslungsreiche Ernährung, reich an Mineralstoffen inklusive Eisen, bildet die Basis. Zu beachten ist, dass die Bioverfügbarkeit von Häm-Eisen (kommt hauptsächlich in Lebensmitteln tierischen Ursprungs vor) und vor allem von Nicht-Häm-Eisen (ist hauptsächlich in pflanzlichen Quellen enthalten) aus der Nahrung begrenzt ist, was eine ausreichende Aufnahme durch Lebensmittel erschwert. Wie viel Eisen aus der Nahrung tatsächlich aufgenommen werden kann, hängt von zahlreichen Faktoren ab und schwankt individuell stark. Vor allem bei vegetarisch lebenden Ausdauersportlerinnen und -sportlern besteht durch die verringerte Resorption des Nahrungseisens ein erhöhtes Risiko für einen Eisenmangel.

Regelmässige Kontrolle wichtig

Für engagierte Sportlerinnen und Sportler ist eine regelmässige Blutuntersuchung und detaillierte Bestimmung des Eisenstatus beim Hausarzt sinnvoll. Die wichtigsten zu bestimmenden Parameter sind das Ferritin, der CRP-Wert (ein Entzündungsparameter), das Hämoglobin, der Leberwert und allenfalls auch die Schilddrüse. Die Schwellenwerte beim Ferritin werden in der Schweiz folgendermassen interpretiert:

  • Unter 15 ng/l = zu tief: Ein Ferritinwert unter 15 Nanogramm pro Liter bedeutet einen klaren und akuten Eisenmangel, der am besten mit einer Infusion behandelt werden sollte. Wenn zudem noch das Hämoglobin tief ist, spricht man von einer Eisenmangelanämie.
  • 15-30 ng/l = ungenügend: Ein Ferritinwert zwischen 15 und 30 ng/l ist ebenfalls ungenügend, kann aber in einer ersten Phase mit optimierter Ernährung und Eisentabletten behandelt werden. Wenn das nichts nützt, ist ebenfalls eine Infusion angezeigt.
  • 30-50 ng/l = okay: Ein Ferritinwert zwischen 30 und 50 ng/l ist okay, aber noch nicht sonderlich hoch. Alles über 50 ist gut und muss nicht behandelt werden.

Neue Interpretation im Sport?

Ausdauersportlerinnen und -sportler benötigen vermehrt Eisen, um den Blutkreislauf an die gesteigerte Sauerstofftransportkapazität bei einer sportlichen Leistung anzupassen, die Bildung roter Blutkörperchen zu fördern und Verluste durch Schweiss oder Mikroschäden im Magen-Darm-Trakt auszugleichen. Eine Besonderheit im engagierten Sport: Intensive körperliche Belastung erhöht den Spiegel des Hormons Hepcidin, welches die Eisenaufnahme im Darm hemmt. Hartes Training treibt zudem nicht nur das Hepcidin in die Höhe, sondern kann das Ferritin kurzfristig erhöhen. Und auch bei Entzündungen im Körper steigt das Ferritin an, dies kann durch einen gleichzeitig erhöhten CRP-Wert erkannt werden. Es macht daher keinen Sinn, bei einem hohen CRP-Wert das Ferritin zu interpretieren.

Eine weitere Besonderheit im Sport: Menschen mit Eisenmangel sind meist schlank und leicht, so wie die meisten Ausdauersportlerinnen und -sportler. Da für den täglichen Bedarf rund 15 mg Eisen empfohlen werden, muss man rund 2500 Kilokalorien täglich einnehmen, um genügend Eisen aufzunehmen, eine Menge, auf die viele schlanke und leichte Menschen, vor allem Frauen, oft gar nicht kommen, vor allem dann, wenn sie gleichzeitig – beispielsweise im Lauf- oder Radsport oder in ästhetischen Sportarten wie Kunstturnen oder Eiskunstlauf – auf ein möglichst geringes Gewicht achten.

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Tabletten oder Infusion?

Und wenn nun tatsächlich ein Eisenmangel festgestellt wird, welche Therapie macht dann Sinn? Wenn die Ernährung optimiert ist, erfolgt eine langfristige Therapie meist mit Tabletten. Die Wirkung tritt jedoch erst nach 2–3 Monaten ein. Aufgrund des Hepcidin-Anstiegs nach sportlichem Training sollten die Tabletten eher in den Erholungstagen genommen werden und nicht während einem Leistungstag. Bei Langzeitbehandlungen ist eine niedrigdosierte Therapie sinnvoll (unter 10 mg/Tag), weil Eisen dann besser resorbiert wird und zu weniger Nebenwirkungen – wie Durchfall oder Verstopfung – führt als hochdosierte Eisentabletten. Weil es sehr individuell ist, wie die einzelnen Tabletten wirken und wie sie vertragen werden, kann es eine Zeit dauern, bis man das passende Präparat gefunden hat.

Eine Infusion wird nur bei einem substanziellen Eisenmangel eingesetzt. Zu beachten dabei sind für Sportlerinnen und Sportler die aktuellen Dopingbestimmungen, die besagen, dass im Sport jede Art von Infusionen mit einem Volumen von mehr als 100 mL verboten sind. Bei Wettkampfsportlern sollte sicherheitshalber jede Infusion dokumentiert werden.

Ursachenabklärung wichtig

Auch wenn Eisenmangel im Ausdauersport häufig ist, sollte niemals ohne ärztliche Untersuchung supplementiert werden. Denn auch wenn es häufig passiert, dass zu wenig Eisen vorhanden ist, gibt es auch ein Zuviel.

Und eine Überdosierung von Eisen kann zu Leberschäden, oxidativem Stress und einem erhöhten Krebsrisiko führen.

Quelle: DATASPORT

author: GRR