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20
01
2008

Das Risiko einer belastungsindizierten Herzschädigung durch Ausdauersport wird gegenwärtig wieder vermehrt diskutiert

Einfluss langer Ausdauerbelastungen auf die Herzfunktion (1) – Dr. Dr. Lutz Aderhold – die Reihe der Medizin- und Sportmedizin-Informationen von German Road Races (GRR)

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In dem Beitrag „Führen Marathon- und Ultralauf zur Herzmuskelschädigung?“ bin ich auf Untersuchungen zur Bestimmung kardialer Enzyme nach Ausdauerbelastungen und deren Bewertung eingegangen. In der Zeitschrift für Sportmedizin ist vor kurzem ein Übersichtsartikel zu diesem Thema erschienen, der das derzeitige Wissen zusammenfasst:

Scharberg J, Urhausen A, Kindermann W:

Belastungsinduzierte Veränderungen der kardialen Marker Troponin, Ischämie-modifiziertes Albumin und B-Typ Natriuretisches Peptid

Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin 58 357- 363 (2007)

https://www.zeitschrift-sportmedizin.de/images/Heft%201007/357-363.pdf

Das Risiko einer belastungsindizierten Herzschädigung durch Ausdauersport wird gegenwärtig wieder vermehrt diskutiert, da nach Ausdauerbelastungen grenzwertüberschreitende Anstiege kardialer Marker (Herzenzyme) wie dem Troponin und dem B-Typ Natriuretischen Peptid (BNP) beschrieben wurden, die üblicherweise bei Patienten z.B. nach Herzinfarkt erhöht sind.

Konzentrationserhöhungen dieser Marker wurden sowohl bei Hochleistungssportlern als auch bei Breitensportlern meist nach längeren Ausdauerbelastungen beschrieben.

Die kardialen Troponine I und T (cTnI; cTnT) gelten mittlerweile als laborchemischer Goldstandard zum Nachweis einer Herzmuskelnekrose bei Herzinfarkt.

Nach einem Herzinfarkt kommt es nach ca. 2 bis 4 Stunden zum ersten Anstieg der Troponin-Konzentration im Blut, der bis zu 21 Tage anhalten kann. Da aber auch nach Ausdauerbelastungen wie z.B. Marathon-Läufen, Langzeit-Triathlon-Wettkämpfen, 100 km-Läufen, Rad-, Mountainbike- oder Skilanglaufrennen erhöhte Troponin-Konzentrationen im Blut bei beschwerdefreien Sportlern beschrieben wurden, vermuten einige Autoren, dass insbesondere längere Ausdauerbelastungen Herzmuskelzelluntergänge herbeiführen.

Die gemessenen erhöhten Troponin-Konzentrationen der Sportler fallen in der Regel binnen 24 Stunden nach Belastung wieder deutlich ab und erreichen in dieser Zeitspanne meist wieder den Normbereich.

Ein Zusammenhang zwischen belastungsindiziertem Troponin-Anstieg und dem Alter der Sportler wurde bisher nicht beschrieben.

Zusätzlich wurde in einigen Studien nach mehrstündigen Belastungen echokardiographisch eine kardiale Ermüdung mit vorübergehender geringer Funktionseinschränkung bei ansonsten unauffälligen, beschwerdefreien und gesunden Ausdauersportlern beschrieben. Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen belastungsinduzierten Troponin-Anstiegen und kardialer Ermüdung scheint anhand der bisherigen Studienergebnisse nicht zu bestehen. Daten zur Reproduzierbarkeit von Troponinerhöhungen unter Wettkampfbedingungen liegen bisher noch nicht vor.

Studien haben auch gezeigt, dass „kürzere intensive“ Ausdauerbelastungen (z.B. Marathonlauf) zu einem größeren Prozentsatz Troponin-Erhöhungen hervorrufen als längere bzw. ultra-lange Ausdauerbelastungen mit niedrigeren Intensitäten (z.B. 216 km Badwater Ultramarathon-Lauf Death Valley).

Dr. Dr. Lutz Aderhold (wird fortgesetzt)

Verein zur Förderung des Ultramarathonlaufes in Deutschland

author: GRR

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