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12
08
2008

Schomaker, der am Zentrum für Sportmedizin in Münster arbeitet, kennt sich aus mit Langstreckenläufen, er ist Rennarzt und betreut zum Beispiel Marathonläufer.

„Ein Marathon ist keine Kegelparty“ – Symposium – Tobias Großekemper in der Münstersche Zeitung

By GRR 0

MÜNSTER Dr. Ralph Schomaker ist ein gefragter Mann: Als überregionaler Experte für Sportmedizin erhielt er vergangenen Monat viele Anrufe. Man wollte seine Meinung wissen zu dem fatalen Extrem-Lauf an der Zugspitze: Mitte Juli waren zwei Teilnehmer in den eisigen Höhen gestorben.

Schomaker, der am Zentrum für Sportmedizin in Münster arbeitet, kennt sich aus mit Langstreckenläufen, er ist Rennarzt und betreut zum Beispiel Marathonläufer. Außerdem ist er Organisator des „1. Münsteraner Marathon Medizin Symposiums“. Das erste deutsche Fach-Symposium dieser Art findet am kommenden Samstag (16. August) in Münster statt.

Für Schomaker ist ein medizinisches Symposium, das sich ausschließlich mit dem Ausdauersport auseinandersetzt, eine logische Konsequenz: „Wir kommen an den Forschungsergebnissen nicht vorbei, es gibt beim Marathonlauf ein gewisses medizinisches Risiko.“ Ein Londoner Mediziner habe ausgerechnet, dass es bei 50 000 Läufern, die ans Ziel kommen, statistisch gesehen einen Toten gebe. Auch wenn das kein hoher Wert sei, werde das in der Öffentlichkeit als sehr drastisch wahrgenommen.

Trainingsfrage

Auch in der Medizin selbst gibt es offenbar verschiedene Ansichten. Für Schomaker selbst ist klar, dass das Marathontraining etwas sehr Gesundes sei. Problematisch sei eher, dass es viele schlecht trainierte Läufer gebe, die sich selbst oder anderen etwas beweisen wollten. Dazu kommt, dass es Forschungsergebnisse gebe, deren Deutungen in der Fachwelt auseinander gingen: Beim Boston-Marathon, einem Traditionslauf, bei dem nur gut trainierte Läufer an den Start gingen, habe man 2004 60 Teilnehmer anschließend „kardiologisch auf den Kopf gestellt“: 40 Prozent von ihnen hatten Blutwerte, mit denen man ihnen im Krankenhaus einen Herzinfarkt attestiert hätte.

Ein Wert, der zunächst erschrecken lässt – allerdings gibt es bei dem münsterschen Symposium, das sich nicht nur an Ärzte, sondern auch an interessierte Laien oder Veranstalter wendet, auch einen anerkannten Mediziner, der aus diesen Blutwerten ableitet, dass lediglich alte Herzzellen abgestoßen werden würden.

„Eigenverantwortlich“

Schomaker selber ist mit der Organisation des Münster-Marathons mehr als zufrieden: Es würden keine Kosten und Mühen gescheut, die Läufer vorzubereiten und zu betreuen. Auch gebe es bei der Anmeldung zu dem Lauf im Internet einen Gesundheits-Fragebogen, den die Läufer eigenverantwortlich ausfüllen müssten. Klar ist dem Mediziner aber auch: „Ein Marathon ist keine Kegelparty.“

Vorhersehbare Probleme bei einem Marathon seien kardiologischer Natur, Störungen des Wasser- oder Salzhaushaltes oder orthopädischer Art. Dinge also, die beim Münster-Marathon selbstverständlich auch auftreten können. Aber nicht müssen und vor Ort professionell betreut werden.

Und der Zugspitzlauf? Bei dem, so Schomaker, haben die Läufer über 2000 Höhenmeter hinter sich bringen müssen. Dazu habe es Windstärken um die 80 Kilometer pro Stunde und eine Temperatur um den Gefrierpunkt gegeben. Zusammen ergeben diese beiden Parameter eine Temperatur auf der Haut von minus sechs Grad. Bedingungen, die hier nicht zu erwarten sind.

www.zfs-muenster.de

Tobias Großekemper am 11.08.2008 in der Münstersche Zeitung

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