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13
10
2011

Dr. Hartmut Wewetzer vom Tagesspiegel fahndet nach guten Nachrichten in der Medizin. Heute: Was beim Abnehmen hilft. Leichter in der Gruppe ©privat

Dr. Hartmut Wewetzer vom Tagesspiegel fahndet nach guten Nachrichten in der Medizin. Heute: Was beim Abnehmen hilft. Leichter in der Gruppe

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Abnehmen ist nicht leicht, und welche Diät wirklich hilft, das ist eine gewichtige Frage. Eine mögliche Antwort darauf gibt eine Studie in Australien, Deutschland und Großbritannien, die dieser Tage im Fachblatt „Lancet“ online veröffentlicht wurde. Getestet wurde ein kommerzielles Programm, nämlich das der „Weight Watchers“, im Vergleich mit einer allgemeinen Diätberatung.

Nach einem Jahr hatten die Frauen und Männer in der Weight-Watchers-Gruppe gut doppelt so viel abgenommen, fünf statt knapp zweieinhalb Kilogramm. Das Ausgangsgewicht lag bei rund 87 Kilo, wirkliche Schwergewichte waren also nicht unter den Teilnehmern.
 
Weight Watchers, da denkt manch einer an die Schleichwerbung, wegen der eine ZDF-Moderatorin 2008 eine Auszeit nehmen musste. Die Frau war mit dem Unternehmen im Bunde und hatte das zunächst unter der Decke gehalten.

Dabei hat die Firma solche Praktiken eigentlich nicht nötig, wie nicht nur die seriöse „Lancet“-Studie zeigt. Die wurde zwar von den Weight Watchers gesponsert (ganz offiziell diesmal), ihre Autoren aber hatten mit dem Diätkonzern nichts zu tun. Das Programm der Weight Watchers setzt auf eine ausgewogene, gesunde Diät, die anhand eines Punktesystems zusammengestellt wird, auf viel Bewegung und Unterstützung durch Teilnahme an Gruppentreffen.

Dabei fällt wohltuend auf, dass die Weight- Watchers-Diät Erkenntnisse der modernen Ernährungswissenschaft berücksichtigen und nicht wie so viele andere auf eher obskuren Annahmen gründet. Obwohl auch Hungerkuren mit zweifelhafter theoretischer Basis erfolgreich sein können. Entscheidend ist, dass man weniger Kalorien aufnimmt als verbraucht.

Eine andere Frage ist, was nach der Diät kommt. Mit den alten Ernährungsgewohnheiten kehren häufig auch die Pfunde zurück. „Man muss lernen, nicht wieder zuzunehmen, das sollte ein Teil des Diätprogramms sein“, sagt Susanne Klaus vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam. Aber je strikter und schematischer die Vorgaben durch die Diät, umso schwieriger wird es nach ihrem Ende, schlank zu bleiben.

Viele entschließen sich zum Abnehmen, weil sie besser aussehen wollen. Wem es dagegen um Gesundheit geht, der sollte nicht nur auf die Waage gucken. Wichtiger als das eine oder andere Pfund mehr oder weniger sind gesunde Ernährung und viel Bewegung. Paradoxerweise nimmt man jedoch vom Sport nicht unbedingt ab. Einer der Gründe dafür ist die Tatsache, dass das „leichte“, schwammige Fettgewebe durch „schwere“ Muskelfasern ersetzt wird.

Apropos Waage: Medizinisch bedeutsamer als das Körpergewicht ist der Bauchumfang, deutet er doch auf eine Belastung des Stoffwechsels durch das „innere“ Bauchfett hin. Frauen sollten ab 88 Zentimetern, Männer ab 102 Zentimetern aufpassen. Wer wegen massiver Fettsucht abnehmen will, sollte das nicht ohne medizinischen und ernährungswissenschaftlichen Rat tun, empfiehlt Susanne Klaus. Dem werden sich auch die Weight Watchers anschließen können.

Dr. Hartmut Wewetzer leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegels.  Sonntag, dem 25. September 2011

author: GRR

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