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23
08
2011

Dr. Hartmut WEWETZER vom Tagesspiegel fahndet nach guten Nachrichten in der Medizin - Heute: Bewegung, fast ein Allheilmittel - 15 Minuten am Tag ©privat

Dr. Hartmut WEWETZER vom Tagesspiegel fahndet nach guten Nachrichten in der Medizin – Heute: Bewegung, fast ein Allheilmittel – 15 Minuten am Tag

By GRR 0

Sport ist gesund. Aber wie oft und wie lange muss man sich bewegen, damit es der Gesundheit nützt?
Viele Experten meinen, eine halbe Stunde am Tag sollte es nach Möglichkeit schon sein. Die meisten Menschen werden damit Probleme im Alltag haben. Umso erfreulicher, dass es auch die Hälfte an Zeit tut.

15 Minuten Freizeitsport täglich oder 90 Minuten pro Woche reichen, um das Sterberisiko um ein Siebtel zu senken und die Lebenserwartung um drei Jahre zu steigern, verglichen mit der von Sportmuffeln. So jedenfalls lautet das Ergebnis einer Studie mit mehr als 400 000 Taiwanesen, die nun im Fachblatt „Lancet“ online veröffentlicht wurde.

Die Teilnehmer der Studie berichteten den Forschern, wie oft sie sich in der Woche in ihrer Freizeit bewegten und wurden in fünf Gruppen eingeteilt, von „gar nicht“ bis „sehr viel“.

Im Mittel wurde das gesundheitliche Wohlergehen der Teilnehmer über acht Jahre beobachtet. Die positiven Effekte des Sports zeigten sich bei Frauen wie Männern, bei Jungen wie Alten und selbst bei Menschen, die zu hohen Blutdruck oder andere Risiken hatten. Wenig Bewegung ist gesund, mehr ist gesünder. Wer sich mehr Zeit für seinen Freizeitsport nimmt, tut seinem Körper damit zusätzlich Gutes.

Jede Viertelstunde mehr am Tag senkt die Sterblichkeit um weitere vier Prozent. Natürlich, sterblich bleibt man auch weiterhin. Aber erst bei fünf bis sechs Wochenstunden sportlicher Betätigung erschöpfte sich der weitere Nutzen für die Gesundheit. Dann kann man sie nicht mehr steigern. Wohl aber ist es möglich, die Bewegungsdosis zeitlich zu verdichten. Eine Stunde Joggen kann an die Stelle von zwei Stunden raschem Gehen treten. Vielbeschäftigte mit Zeitnot können sich nicht herausreden.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Sterblichkeit an Krebs, Herz-Kreislauf-Leiden (etwa Herzinfarkt und Schlaganfall) und an der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus bei den Sportlichen zurückging. Bewegung ist also fast ein Allheilmittel. Das gilt sogar bei einer Krankheit wie Prostatakrebs, wie eine vor kurzem erschienene amerikanische Studie im Fachblatt „Cancer Research“ belegt.

Erin Richman von der Universität von Kalifornien in San Francisco beobachtete knapp 1500 Patienten mit Prostatakrebs, bei denen der Tumor die Grenzen des Organs noch nicht überschritten hatte. Männer, die mindestens drei Stunden pro Woche zügig gingen – schlendern genügte nicht –, hatten ein um 57 Prozent geringeres Risiko, dass die Krankheit sich weiter ausbreitete. Man kann also schon fast von einer neuartigen „Lauftherapie“ sprechen. Sie beruht vermutlich darauf, dass Sport bestimmte Botenstoffe unterdrückt, die das Wachstum von Krebszellen stimulieren oder eine schädliche Entzündung im Körper anfachen.

Außerdem gibt es immer mehr Studien, die darauf hindeuten, dass Bewegung hilft, die kleinen grauen Zellen im Gehirn zu erhalten – und damit Gedächtnis und Denkvermögen.

Habe ich noch was vergessen? Ach ja: Spaß macht’s auch!


Dr. Hartmut Wewetzer  leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegel.
  Sonntag, dem 21. August 2011

author: GRR

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