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2010

Der „gesunde“ Anteil der Schokolade sind die Flavanole, bittere, dunkle Pigmente und Abwehrstoffe der Kakaopflanze. Je höher der Kakaogehalt, umso mehr Flavanole und umso „gesünder“ die Süßigkeit.

Dr. Hartmut Wewetzer – Süße Botschaft – Dr. Hartmut Wewetzer vom Tagesspiegel fahndet nach guten Nachrichten in der Medizin – Heute: Schokolade, nicht nur zu Ostern

By GRR 0

 Wenn an diesem Ostermorgen ein Schokoladenei auf Ihrem Frühstücksteller liegt, dann dürfen Sie guten Gewissens naschen. Das legt eine Studie Potsdamer Wissenschaftler nahe, über die wir bereits kurz berichtet haben. Fazit der Untersuchung: Menschen, die am Tag durchschnittlich 7,5 Gramm Schokolade essen, haben ein um 40 Prozent verringertes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten, verglichen mit Schokoladenmuffeln, die es nur auf 1,7 Gramm bringen. Die Gefahr eines Schlaganfalls sinkt um fast die Hälfte, die eines Herzinfarktes um gut ein Viertel. Eine wirklich frohe Botschaft zu Ostern!

Die Untersuchung ist Teil einer großen Langzeitstudie mit rund 20 000 Teilnehmern, dem deutschen Arm der „Epic“Studie. Zu Beginn unterzog sich jeder Teilnehmer einem Gesundheitscheck, später wurde er alle zwei bis drei Jahre zu seinen Ernährungsgewohnheiten und seinem Gesundheitszustand befragt.

In absoluten Zahlen fällt das Ergebnis weniger dramatisch aus als in Prozentangaben. Danach erleiden innerhalb von zehn Jahren 219 von 10 000 Menschen mit geringem Schokoladenverzehr einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Futtern sie sechs Gramm mehr am Tag, sind 89 Infarkte und Schlaganfälle auf 10 000 Personen weniger zu verzeichnen.

Also fast die Hälfte weniger Risiko, obwohl absolut gesehen weniger als ein Prozent der Personen profitiert. Der Studienleiter Brian Buijsse vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke weist darauf hin, dass die Schokoladenesser einen geringfügig niedrigeren Blutdruck hatten. „Das könnte zum Teil erklären, weshalb das Risiko für Schlaganfälle stärker gesenkt wurde“, sagt Buijsse, „denn für Schlaganfälle ist hoher Blutdruck bedeutsamer als für das Herzinfarkt-Risiko.“

Der „gesunde“ Anteil der Schokolade sind die Flavanole, bittere, dunkle Pigmente und Abwehrstoffe der Kakaopflanze. Je höher der Kakaogehalt, umso mehr Flavanole und umso „gesünder“ die Süßigkeit. Vermutlich entfalten die Flavanole ihre Wirkung, indem sie die Produktion von Stickstoff-Monoxid in den Blutgefäßen erhöhen. Stickstoff-Monoxid entspannt die Gefäßmuskulatur, senkt so den Blutdruck und macht zudem das Blut und die Gefäßwände weniger „klebrig“. Das Blut fließt besser.

Mehr ist mehr, das gilt in diesem Fall leider nicht unbegrenzt . „Die gute Nachricht ist, das Schokolade das Risiko senkt“, sagt Buijsse. „Die schlechte, dass wir so wenig davon brauchen.“ Schokolade enthält viel Fett und Zucker, und schon jenseits von acht Gramm am Tag sieht Buijsse kaum zusätzlichen Nutzen.

Und natürlich darf man nicht glauben, dass das Knabbern an einer Tafel Schokolade den Blutdrucksenker ersetzen kann. Ostereier sind keine Medizin. Die neuen Forschungsergebnisse sind vielversprechend, aber sie machen Medikamente nicht überflüssig. Nun sollen Studien exakt klären, wie nützlich Schokolade für Herz und Hirn ist.

Vielleicht wird sie dann, in Maßen genossen, als Teil einer gesunden Ernährung endgültig anerkannt werden.

Dr. Hartmut Wewetzer leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegel. Sonntag, dem 4. April 2010

Siehe auch:

Dr. Hartmut Wewetzer – Kleine Eierpredigt Unser Gesundheitsexperte vom Tagesspiegel fahndet nach guten Nachrichten in der Medizin. Heute: Zwei Seiten eines Nahrungsmittels.

Dr. Hartmut Wewetzer – Kleine Eierpredigt Unser Gesundheitsexperte vom Tagesspiegel fahndet nach guten Nachrichten in der Medizin. Heute: Zwei Seiten eines Nahrungsmittels.

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