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30
11
2010

In der Expertendiskussion um den indirekten Dopingnachweis begrüßte Schänzer eindeutig die klaren Regelungen von der Blutentnahme bis zur Analyse im Labor

DOSB-Tagung „Sportmedizin im Spitzensport“

By GRR 0

Mit den Richtlinien für einen biologischen Athletenpass hat die WADA 2009 einen Leitfaden für die Abnahme, Analyse, Auswertung und Beurteilung von Blutprofilen eingesetzt.

Im Rahmen der DOSB-Tagung „Sportmedizin im Spitzensport“, zu der rund 200 Verbandsärztinnen und –ärzte am 26. und 27. November 2010 nach Oberursel gekommen waren, diskutierte der wissenschaftliche Leiter der Tagung, Professor Wilfried Kindermann (Saarbrücken) mit den Leitern der WADA-Labore Oslo, Professor Peter Hemmersbach, und Köln, Professor Wilhelm Schänzer sowie dem Physiologen, Professor Wolfgang Jelkmann (Lübeck).

Zuvor waren die Teilnehmer über die WADA-Verbotsliste 2011 informiert und auf die Probleme und Fallstricke aus Sicht der NADA hingewiesen worden. Hierbei wies Marlene Klein (Bonn) insbesondere auf die Vereinfachung im Verfahren der medizinischen Ausnahmegenehmigungen und Gebrauchsanzeigen hin. Karsten Petry (Frankfurt) stellte am Beispiel der Commerzbank die Verantwortung der Sponsoren im Kampf gegen Doping vor. So werden die Mitglieder des eigenen Triathlon Teams umfangreich über die NADA kontrolliert und erhalten ihre Leistungsprämien erst drei Jahre nach dem jeweiligen Erfolg, um die Ergebnisse von späteren Nachkontrollen berücksichtigen zu können.

In der Expertendiskussion um den indirekten Dopingnachweis begrüßte Schänzer eindeutig die klaren Regelungen von der Blutentnahme bis zur Analyse im Labor. Damit seien die notwendigen Voraussetzungen erfüllt, Dopingsünder sanktionieren zu können. Hemmersbach hob insbesondere die Beurteilung der Daten durch unabhängige Experten verschiedener Fachrichtungen bei Wahrung der Anonymität der Athleten und die Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren wie Höhentraining hervor.

Jelkmann unterstrich diese Forderung und sieht nur bei vollständiger Harmonisierung der Regelwerke die Möglichkeit, Athleten wegen biologischer Auffälligkeiten zu sperren. Ebenso sei die stärkere Kombination von biologischen Profilen und Zielkontrollen anzustreben. Auf die Gretchenfrage von Kindermann nach der Zukunft des indirekten Dopingnachweises waren sich die drei Experten einig: Klares 3:0 dafür, der indirekte Nachweis wird sich durchsetzen und das Dopingkontrollsystem verbessern. Eine Unwägbarkeit bleibt in den Augen der Naturwissenschaftler. „Das Fazit der Juristen am Ende können wir nie vorhersehen“, so Hemmersbach.

Ernährung und Höhentraining

Das sportmedizinische Hauptaugenmerk lag in diesem Jahr auf den Fragen zur Leistungsoptimierung durch Ernährung und Hypoxie. Dabei rüttelte die Ernährungsberaterin des OSP Bayern, Dr. Claudia Osterkamp-Baerens, am Modell des Kohlenhydratloadings. Hans Braun, Ernährungsberater am OSP Rheinland, beschäftigte sich mit dem Sinn und Unsinn von Nahrungsergänzungsmitteln und forderte aus pädagogischen Gründen dazu auf, diese nicht grundsätzlich abzulehnen, sondern individuell und differenziert zu betrachten und verantwortungsbewusst zu entscheiden. Professor Heiko Striegel (Stuttgart) ging auf die Hintergründe und Zeitpunkte für den Einsatz von Sportgetränken ein. Hierbei seien auch geschlechtsspezifische Unterschiede zu berücksichtigen, da „Frauen weniger schwitzen als Männer.“

Privatdozentin Birgit Friedmann-Bette (Heidelberg) stellte den aktuellen Forschungsstand zum klassischen Höhentraining vor und fasste zusammen, dass davon ausgegangen werden kann, dass die Leistungen im Flachland verbessert werden. Dabei seien jedoch große individuelle Unterschiede zu beobachten und insbesondere die Trainingssteuerung, gerade mit Blick auf die Herzfrequenz, zu beachten. Professor Peter Bärtsch (Heidelberg) befasste sich mit den künstlichen Formen der Hypoxie. Nach einem Aufenthalt in Höhenhäusern nach dem Prinzip "Live high – train low" scheinen Leistungssteigerungen im Flachland möglich zu sein. Hingegen fehlen methodisch saubere Studien, um den Effekt einer intermittierenden Hypoxie in Hypoxiekammern abschließend bewerten zu können.

Im orthopädischen Teil gab Dr. Casper Grim (Osnabrück) einen Überblick zum Vorderen Knieschmerz und stellte insbesondere die konservativen sportorthopädischen Behandlungsstrategien vor. Professor Holger Schmitt (Heidelberg) zeigte zum Thema Leistenschmerz die Vielzahl von differentialdiagnostischen Wegen auf, um schließlich die korrekte Diagnose stellen und die passende Therapie beginnen zu können.

„Die meisten Behandlungsstrategien beruhen auf Erfahrungsstrategien“, fasste Privatdozent Martin Engelhardt (Osnabrück) seine Ausführungen zur Therapie von Muskelverletzungen zusammen.

 

Quelle: DOSB

 

author: GRR

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