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21
02
2014

Thomas Kurschilgen hat in der bisherigen Hallensaison deutsche Topathleten auf hohem Niveau gesehen ©DLV

DLV-Sportchefs: „Hohes Niveau, neue Gesichter“ – Christian Ermert

By GRR 0

Mit den Deutschen Hallen-Meisterschaften (22./23. Februar) erreicht die Hallen-Saison am kommenden Wochenende ihren nationalen Höhepunkt. Die Zeitschrift "Leichtathletik" hat im Vorfeld ausführlich mit DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen und -Cheftrainer Idriss Gonschinska gesprochen.

Natürlich ging es dabei vor allem um die Titelkämpfe in Leipzig, aber auch um die Perspektiven der deutschen Leichtathletik auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien).

 

Herr Kurschilgen, Herr Gonschinska, wie beurteilen Sie den Leistungsstand der deutschen Athleten vor den Deutschen Hallen-Meisterschaften?

Thomas Kurschilgen:
Im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr sind sechs Athleten mehr unter den Top Zwölf der Weltbestenliste platziert. In der europäischen Bestenliste haben wir aktuell 33 Platzierungen unter den Top Zwölf. 2013 waren es 23. Das zeigt, dass sich viele deutsche Athleten in dieser Saison auf einem höheren Niveau präsentieren als in der nacholympischen Hallensaison 2013. Und auf nationaler Ebene wurden bei den Frauen in acht von zwölf Disziplinen bessere Leistungen dieses Jahr erzielt als 2013. Bei den Männern immerhin in sieben von zwölf. Vielen Kaderathleten ist der Einstieg in die Hallensaison geglückt.

Und einige Athleten haben ja sogar bereits ihre Freiluft-Bestleistungen übertroffen …

Thomas Kurschilgen:
… ja. Besonders Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch, die mit 1,97 Metern auf Rang vier der Weltbestenliste rangiert, hat überzeugt, aber auch Kristin Gierisch, die gleich im ersten Wettkampf mit 14,24 Metern bis auf einen Zentimeter an die Hallen-WM-Norm herangesprungen ist. Zehnkämpfer Kai Kazmirek hat mit seinem Siebenkampf überzeugt: Er ist jetzt Fünfter der ewigen deutschen Bestenliste. Und natürlich Nadine Hildebrand, die ja mit 7,91 Sekunden immer noch die Weltjahresbestenliste anführt. Das zeigt, dass wir neben den etablierten „Stars“ auch immer wieder neue Gesichter nach vorn bringen.

In welchen Disziplinen erwarten Sie in Leipzig Überraschungen oder große Leistungssprünge?

Idriss Gonschinska:

Leipzig bietet mit den sechs Rundbahnen beste Bedingungen für die Disziplinen ab 200 Meter. Auch die Bahn im Innenraum ist sehr schnell, sodass ich gute Sprintzeiten und weite Sprünge erwarte. Auch die Stabhochspringer mögen die Atmosphäre und die Bedingungen in Leipzig.

Thomas Kurschilgen:
Allerdings schmerzt es hier natürlich, dass mit Weltmeister Raphael Holzdeppe und Vize-Hallenweltmeister Björn Otto unsere beiden besten Springer verletzungsbedingt fehlen werden.

Für die wohl größte Überraschung in der Hallensaison hat bisher Alexander Schaf gesorgt, der mit 6,59 Sekunden über 60 Meter der bislang schnellste deutsche Sprinter diesem Winter ist, obwohl er keinem Kader angehört und einen Vollzeit-Job bei der Bundeswehr macht …

Idriss Gonschinska:
… ja, er gehörte von 2011 bis 2013 ja schon mal zum Kader, hat sich aber 2012 und 2013 mit seinen Leistungen nicht mehr für diesen empfohlen.

Thomas Kurschilgen:
Dass er in den vergangenen Jahren nicht mehr zum Kader gehört hat, liegt ja nicht an dem verpatzten letzten Wechsel in der 4×100-Meter-Staffel bei der WM 2011 in Daegu, an dem er als Schlussläufer beteiligt war. Wir richten eine Kaderzugehörigkeit nicht an einem stichtagsbezogenen singulären Ereignis aus. Ausschlaggebend ist die mittelfristige Leistungsprognose auf der Basis unserer Kriterien in den Kaderbildungsrichtlinien. Nach der Hallensaison prüfen wir, ob wir ihn wieder in den Kader aufnehmen.

Idriss Gonschinska:
Wir freuen uns jedenfalls, dass er mit einer hohen Leistungsfähigkeit wieder auf sich aufmerksam macht. Und ich freue mich darauf, zu sehen, wie er in Leipzig als Favorit mit den Druckbedingungen einer Meisterschaft umgehen wird. Wir wollen die Wettkampfkompetenz der Sprinter weiterentwickeln. Es ist fantastisch, wenn man bei einem regionalen Wettkampf weit vor dem Feld eine neue Bestleistung aufstellt und sich für eine internationale Meisterschaft empfiehlt. Wir wissen aber auch, dass es eine völlig andere Herausforderung ist, in einem WM-Rennen mit starker internationaler Konkurrenz über 60 Meter eine Zeit von 6,60 Sekunden oder schneller zu realisieren. In der Vergangenheit sind unsere Sprinter in dieser Situation zu oft verkrampft.

Aktuell haben 13 Athleten die Normen für die Hallen-WM in Polen erfüllt. Mit welcher Teamgröße rechnen Sie für Sopot?

Thomas Kurschilgen:
Wir hatten zuletzt bei Hallen-Weltmeisterschaften immer zwischen 14 und 16 Athleten am Start und gehen davon aus, dass unser Team 15 plus X Athleten groß sein wird.

Welchen Stellenwert die Hallensaison für Thomas Kurschilgen und Idriss Gonschinska hat, wie sie die Meeting-Situation in Deutschland beurteilen und wo sie die größten Herausforderungen auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Rio 2016 sehen – das und mehr lesen Sie im großen "Leichtathletik"-Interview.

 

DLV – Christian Ermert

 

Zum Interview (pdf)

author: GRR

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