Präsidentin des Hessischen Leichtathletik-Verbandes und DLV-Vizepräsidentin Anja Wolf-Blanke versprach bei einer Diskussionsveranstaltung in Duisburg wörtlich: „Es wird mit Sicherheit noch einmal darüber geredet werden."
DLV-„Laufmaut“ kommt auf den Prüfstand – Wolfgang Temme in der Westfälischen Zeitung
An ihren Worten wird man sie messen müssen: „Es wird mit Sicherheit noch einmal darüber geredet werden" versprach DLV-Vizepräsidentin Anja Wolf-Blanke wörtlich, die eine nicht mit Verbandsfunktionären besetzte Ad-hoc-Kommission einsetzen will, um einen Kompromissvorschlag auszuarbeiten.
Anja Wolf-Blanke, die zuletzt mit harschen Worten die Veranstaltergemeinchaft German Road Races e.V. (GRR) bedachte, bemerkte wohl doch auf der Duisburg-Veranstaltung mit der Basis zu diskutieren und Kritik anzunehmen, statt auf die Mitglieder zu schimpfen!
Horst Milde
Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"
Duisburg. Der massive Protest der Laufveranstalter zeigt Wirkung: Die vom Deutschen Leichtathletikverband (DLV) zum 1. Januar 2016 beschlossene Einführung einer „Laufmaut" von einem Euro pro Finisher kommt nun doch noch einmal auf den Prüfstand.
DLV-Vizepräsidentin Anja Wolf-Blanke versprach bei einer Diskussionsveranstaltung in Duisburg wörtlich: „Es wird mit Sicherheit noch einmal darüber geredet werden."
Noch im Februar hatte der Verband ungeachtet des bundesweiten Widerstandes seinen im Juli 2014 gefassten Beschluss einstimmig bestätigt.
Der Westdeutsche Verband (WFLV), der zu dem Treffen in Duisburg eingeladen hatte, nahm am vergangenen Mittwoch eine Anregung auf und bildete eine nicht mit Verbandsfunktionären besetzte Ad-hoc-Kommission, die rasch einen Kompromissvorschlag erarbeiten soll.
Dem siebenköpfigen Gremium gehören mit Martin Masjosthusmann LG Burg Wiedenbrück) und Antje Strothmann (LC Solbad Ravensberg) auch zwei OWL-Vertreter an, die ihre Kritik am Verband bisher deutlich artikuliert hatten.
Masjosthusmann, der denWiedenbrücker Christkindllauf mit 1.100 Teilnehmern organisiert, saß im VIP-Raum der Duisburger Schauinsland-Arena sogar auf dem Podium, das neben Wolf-Blanke auch noch mit Michael Brinkmann (Münster-Marathon) und den Verbandsvertretern Michael Blomeier (Westfalen) und Hans-Joachim Scheer (Nordrhein) besetzt war.
Unter der Moderation von Thorsten Wagner (früher Radio Gütersloh, jetzt Chefredakteur von Antenne Unna) nahm Masjosthusmann kein Blatt vor den Mund, als er den deutschen und den westfälischen Verband attackierte.
Seine Kritik betraf sowohl die Vorgehensweise („Der Dialog ist viel zu kurz gekommen. Es hat keine Diskussion gegeben, die ergebnisoffen war") als auch die Entscheidung selbst. „Es gibt keine Gegenleistung der Verbände, und die Verwendung der Mehreinnahme wird nicht nachgewiesen", sagte er unter dem Beifall der knapp 40 Veranstalter aus Nordrhein-Westfalen.
»Einiges ist schief gelaufen und muss aufgeräumt werden«
„Die Läufer werden jetzt vom Verband als zu melkende Kuh entdeckt", stieß Antje Strothmann bei der offenen Diskussion ins gleiche Horn und forderte Transparenz und Ehrlichkeit, wofür das Geld benötigt und verwendet wird. Klaus Waschkowitz (Eintracht Duisburg) sprach gar von einer „boshaften Arroganz", mit der die Funktionäre ihre Entscheidung getroffen hätten und erklärte: „Wir machen nicht den Geldeintreiber für den DLV."
Markus Frisch, Veranstalter des Köln-Marathons, mit 20.000 Teilnehmern einer der fünf größten deutschen Läufe, warf dem DLV im Grunde Konzeptlosigkeit vor. Michael Brinkmann verschloss sich einer Gebührenerhöhung nicht grundsätzlich („50 Cent wären maßvoll, 1 Euro frühestens innerhalb von drei Jahren"), kann die Vorgehensweise der Verbände aber „nicht tolerieren.
Die Basis ist vergessen worden." Er forderte die Funktionäre auf, „von ihrem hohen Ross herunterzukommen".
Hans Schulz, der als FLVW-Vizepräsident Leichtathletik den DLV-Beschluss mitgetragen hat, ohne das eindeutige Votum der Vereine bei seinem Abstimmungsverhalten zu berücksichtigen, widersprach Spekulationen: „Weder der DLV noch die drei NRW-Verbände haben Liquiditätsprobleme. Wir wollen uns auch nicht bereichern."
Mit der Erhöhung der Genehmigungsgebühr auf einen Euro, den die Verbände im Zuge der Proteste in „Solidaritätsbeitrag" umbenannten, solle vielmehr der Laufsport in Deutschland gefördert werden.
In Westfalen, so Michael Blomeier, sei an die Einrichtung einer Laufakademie gedacht. Insgesamt fehlten den Funktionären aber überzeugende Argumente, um die Kritik der Laufveranstalter zu entkräften.
Je mehr in Duisburg diskutiert wurde, umso klarer wurde: Die Leichtathletikverbände sind in ein Kommunikationsdesaster hereingestolpert. „Einiges ist schief gelaufen und muss aufgeräumt werden", gestand WFLV-Präsident Hermann Korfmacher (Gütersloh).
Dabei hätten gerade die Westfalen gewarnt sein müssen. Schon 2012 waren die Funktionäre auf harsche Proteste (besonders in Gütersloh) gestoßen, als sie in ihrem Verbandsgebiet versucht hatten, eine Anhebung der Gebühren auf 25 Cent pro Finisher auf kaltem Wege durchzudrücken. Auch damals hatte Korfmacher Kommunikationsdefizite eingestanden. Der FLVW hatte die Erhöhung für ein Jahr ausgesetzt und dann „sauber" beschlossen.
Nun ist der Protest wesentlich vehementer und potenziell folgenreicher: „Wir laufen Gefahr, dass sich die Laufbewegung zerfleddert, sich in verschiedene Richtungen bewegt und nicht mehr dem DLV angehört. Leider verkennt der DLV diese Gefahr", sagte Michael Brinkmann.
Das von ihm favorisierte Stufenmodell könnte den Konflikt entschärfen, aber die Zeit drängt, denn schon bald finden die Terminbörsen statt, bei denen die Veranstalter ihre Läufe für 2016 anmelden.
Beschwichtigt sind die Vereinsvertreter durch die Bildung der Ad-hoc-Kommission in Duisburg noch nicht, wie am Ende die Äußerung eines Vertreters aus Soest zeigte: „Ihr habt noch drei Monate Zeit – dann sind wir weg."
Wolfgang Temme in der Westfälischen Zeitung, Dienstag, dem 5. Mai 2015
Hier die Online-Petition zum Unterstützen gegen die DLV-LAUFMAUT:
Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"
German Road Races e.V. (GRR) auf facebook:
https://de-de.facebook.com/germanroadraces
German Road Races e.V. (GRR) auf twitter:
https://twitter.com/germanroadraces
Alle Beiträge und viele Verlautbarungen (als Links) zu diesem Thema sind unter diesem Link auf der GRR-Website zu finden:
Themengleich:
Bericht zur "Lauf-Maut" in der ZDF Mediathek – Eindrücke vom METRO GROUP Marathon Düsseldorf
GRÜNINGS KLARTEXT: Jetzt kommt die Lauf-Maut – Martin Grüning in RUNNERS WORLD
HEUTE: Die DLV-Laufmaut im Deutschlandfunk – PRO & CONTRA
AktRechtliche Grundlagen für die Erhebung von Finisher-Gebühren durch den DLV bei Volks- und Straßenläufen – RA Markus Grigat – Eine gesetzliche Grundlage für die Erhebung der Finisher-Gebühr existiert nicht.
Der Aufkleber zum Protest gegen die 1-Euro-Maut
Starke Verärgerung in der deutschen Laufszene über die geplante DLV-Laufmaut ab 2016!
DLV bestätigt Beschluss zu Genehmigungsgebühren – Einführung der DLV-Laufmaut ab 1.1.2016
Kommentar zur neuen DLV Gebühr ab 2016: Hast Du mal einen Euro? Klaus Duwe von Marathon4you.de
German Road Races (GRR) e.V. präzisiert Vorstellungen zur geplanten DLV-Gebührenerhöhung
Weitere Beiträge zur DLV-Laufmaut in Zeitungen:
Leichtathletik-Verband Vereine sind verärgert über höhere Gebühr
Laufmaut erzeugt Protestaufschrei
DLV-Gebühr – Geplante „Lauf-Maut“ verärgert
Leichtathletik-Vereine protestieren gegen „Finisher-Euro“
Sportler zahlen bei den Läufen drauf – Der DLV bittet Wettkampf-Veranstalter zur Kasse.
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