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26
04
2017

Großer Jubel auf der Ehrenrunde bei Rebekka Haase, Lisa Mayer, Alexandra Burghardt und Tatjana Pinto (von links). ©DLV

DLV-Gold-Staffel: „Unglaublich, was da passiert ist“ – Goldmedaille bei den inoffiziellen Staffel-Weltmeisterschaften in Nassau (Bahamas) 2017

By GRR 0

Die DLV-Sprinterinnen waren von ihrem sensationellen Gewinn der Goldmedaille bei den inoffiziellen Staffel-Weltmeisterschaften in Nassau (Bahamas) genauso positiv überrascht wie ihre Fans.

Das deutsche 4×100-Meter-Quartett mit Alexandra Burghardt (MTG Mannheim), Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar), Tatjana Pinto (LC Paderborn) und Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) konnte am Sonntag sogar die beiden Sprint-Nationen Jamaika und USA hinter sich lassen.

Wir haben die vier DLV-Staffelläuferinnen trotz langer Rückreise jeweils für ein Interview erwischt und ihre bewegenden Eindrücke gesammelt.

Alexandra Burghardt, Gold mit der 4×100-Meter-Staffel, Jamaika und die USA geschlagen – wie haben Sie diesen Riesen-Erfolg am Sonntagabend gefeiert?

Alexandra Burghardt:

Wir haben danach natürlich noch darauf angestoßen (grinst), zu lange feiern konnten wir aber nicht, da unser Bus zum Flughafen schon um 4 Uhr morgens abgefahren ist.

Wie war die Stimmung im Stadion? Können Sie als Startläuferin Ihre erste Renn-Passage inklusive des Wechsels auf Lisa Mayer beschreiben? Wie waren Technik und Gefühl?

Alexandra Burghardt:

Der Start war für mich eine ganz neue Situation. Bis auf die U20-EM 2011 bin ich noch nie auf dieser Position gelaufen. Trotzdem hat sich das ganz gut angefühlt und richtig viel Spaß gemacht. Auch den Wechsel auf Lisa haben wir so zuvor ja noch nie gemacht. Im Vorlauf hat es super geklappt, im Finale wäre ich aber auch fast gestolpert. Die Stimmung im Stadion war richtig gut, obwohl es nicht ganz ausverkauft war. Die Menschen dort feiern den Sport nochmal ganz anders. Das ist wie eine Partymeile.

Wie war es auf der nassen Bahn zu laufen? Die Startläuferin der USA kam zu Sturz, haben Sie das mitbekommen?

Alexandra Burghardt:

Die nasse Bahn war kein Problem, der wechselnde Wind hat die Bedingungen vielleicht schon ein bisschen erschwert, aber man ist so im Tunnel, dass man das eigentlich nicht merkt. Den Sturz von Tianna Bartoletta habe ich überhaupt nicht mitbekommen. Erst als Rebekka auf der Zielgerade war habe ich mir gedacht, da fehlt doch eine.

Welche Chancen haben Sie sich vor dem Finale ausgerechnet, was war Ihr Ziel?

Alexandra Burghardt:

Eine Medaille haben wir uns schon erhofft, aber dass es dann Gold wird, hätten wir nie gedacht. Einfach unglaublich, was da am Sonntag passiert ist.

Bei Ihnen läuft‘s momentan sehr gut. Was wollen Sie in der kommenden Sommersaison erreichen?

Alexandra Burghardt:

Für den Sommer wünsche ich mir gesund zu bleiben. Ich möchte noch weiter an meiner Technik arbeiten und den ein oder anderen 200er im Sommer laufen. Das hat mir ziemlich Spaß gemacht am Samstag.

Rebekka Haase, Gold sowie USA und Jamaika geschlagen, haben Sie sich das vorher erträumt?

Rebekka Haase:

Ich wusste, dass wir mit einem wirklich starken Team auf die Bahamas reisen und hatte schon gedacht, dass wir um die Medaillen mitlaufen können. Dass wir am Ende gewinnen, habe ich nicht ansatzweise erahnt.

Sie waren genauso wie Tatjana Pinto in beiden Finals (4×100 und 4×200 Meter) dabei und haben gleich zwei Medaillen gewonnen. Was war für Sie der schönste Augenblick auf den Bahamas und warum?

Rebekka Haase:

Es war ein Wochenende mit unzähligen einprägsamen und sehr emotionalen Momenten, bei denen es wirklich schwer ist zu sagen, welcher der schönste war. Ich fand es aber sehr besonders mit den Mädels ganz oben auf dem Podest zu stehen und die Nationalhymne zu hören.

Was haben Sie als Schlussläuferin auf den letzten Metern vor dem Ziel gedacht? Haben Sie da schon realisiert, dass Sie auf dem Weg zur Goldmedaille sind? Und wie hat vorher der letzte Wechsel geklappt?

Rebekka Haase:

Mein Wechsel mit Tatjana war sehr flüssig. Danach habe ich mich nur auf meinen Lauf konzentriert und erst über der Linie begriffen, was wir da gerade geschafft haben.

Bei wie viel Prozent sind Sie als Staffel zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison und wie viel Selbstvertrauen geben die Erfolge von Nassau für die WM in London?

Rebekka Haase:

Wir sind alle schon ganz gut in Form, aber es ist natürlich noch sehr früh in der Saison und unser Leistungshöhepunkt ist noch lange nicht erreicht. Das Wochenende gibt uns allen aber ein enormes Vertrauen in unser Können und zeigt, dass wir auch international definitiv konkurrenzfähig sind.

Sie sind beim ersten Wettkampf in Clermont unter elf Sekunden geblieben. Trauen Sie sich eine 10 vor dem Komma eines Tages auch ohne Rückenwind zu?

Rebekka Haase:

Es ist ein unheimlich schönes Gefühl, so eine Zeit laufen zu können. Ich arbeite jeden Tag daran, schneller zu werden und die bestmögliche Zeit zu erreichen. Wenn es dann irgendwann unter 11 geht, wäre ich überglücklich.

Was macht mehr Spaß, die Einzel- oder Staffelrennen?

Rebekka Haase:

Für mich sind das zwei komplett unterschiedliche Wettbewerbe, bei denen ich nicht sagen kann, was mehr Spaß macht. Beide haben ihren besonderen Reiz und deshalb freue ich mich immer, wenn ich beides laufen darf.

Tatjana Pinto, Ihr Lauf sah ziemlich schnell aus. Wie haben Sie das 4×100-Meter-Finale erlebt?

Tatjana Pinto:

Es war wirklich cool, mal wieder auf der Position drei laufen zu können. Zwar ist es schon etwas länger her gewesen, aber ich habe mich gleich wohl gefühlt. Durch die Kurve zu laufen macht sehr viel Spaß und ich habe es genossen. Ich habe echt alles geben.

Was macht für Sie die Faszination Staffel aus und was ist Ihr Erfolgsrezept?

Tatjana Pinto:

Ich denke, in der Staffel ist Vieles möglich. Es gibt immer ein Restrisiko, aber gerade das ist das Spannende dabei. Ich weiß nicht, ob es ein Erfolgsrezept gibt. Auf jeden Fall stimmt momentan die Bandbreite an schnellen Sprinterinnen in Deutschland. Das Niveau ist hoch. Individuell ist es also schneller geworden und somit kann man damit insgesamt in andere Dimensionen rennen. Das macht eine Menge aus.

Lisa Mayer, zwei Medaillen für die DLV-Sprinterinnen, haben Sie so eine Bilanz erwartet?

Lisa Mayer:

Dass die Mädels am Samstag über 4×200 Meter deutlich die Amis schlagen und wir am Sonntag die Jamaikaner, das war schon Wahnsinn. Mit Gold hätten wir niemals vorher gerechnet. Die Leute vor Ort haben uns als Deutsche auch ziemlich gefeiert und sich total für uns gefreut, weil das auch für sie so überraschend war. Die Stimmung war schon echt cool.

Wie ist Ihre Passage an Position zwei im Rennen gelaufen?

Lisa Mayer:

Im Vorlauf waren beide Wechsel sehr gut, sehr solide, auf Sicherheit, aber sehr flüssig. Im Finale war der zweite Wechsel auf Tatjana wieder sehr gut. Der erste Wechsel war ein bisschen holprig. Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist. Alex wurde von einer Windböe erwischt und wurde so schnell, dass sie richtig auf mich aufgelaufen ist. Sie ist fast ins Straucheln geraten und wäre fast hingefallen. Ich habe das Holz aber dann noch sicher bekommen. Es ist alles noch gut gegangen. Der Wechsel war nicht ganz so flüssig, wie wir uns das erhofft hatten. Aber umso besser, dass es geklappt hat.

Dann haben Sie also noch Potenzial nach oben?

Lisa Mayer:

Ja definitiv, die Zeit ist für den frühen Zeitpunkt schon relativ gut einzuschätzen, vor allem weil die Bedingungen mit der nassen Bahn nicht so super waren. Ich denke, wenn wir noch zwei, drei Staffelläufe haben und noch etwas Routine reinkommt, dann wird das auch in London bei den richtigen Weltmeisterschaften wieder ganz, ganz schnell werden. Dass die Konkurrenz dann auch nochmal eine Schippe draufpacken wird, ist auch klar. Wir haben jetzt auf jeden Fall schon Selbstbewusstsein getankt. Und bleiben guter Dinge für die nächsten Wettkämpfe.

Sie haben das erste Mal die Nationalhymne auf dem Podest gehört. Wie war das?

Lisa Mayer:

Das war echt ein richtiger Gänsehaut-Moment. Das ist das, wovon man immer geträumt hat, im Stadion einmal die Nationalhymne für sich zu hören.

Staffel ist ein Team-Wettbewerb. Was macht den Unterschied für Sie zum Einzelrennen aus?

Lisa Mayer:

Staffel macht fast noch mehr Spaß, weil man sich zu viert freuen kann und alle völlig aus dem Häuschen sind und man das Ganze miteinander teilen kann. Von daher sind Staffel-Rennen immer was ganz Besonderes. Mir persönlich macht es unheimlich Spaß. Wir verstehen uns alle sehr gut. Wir waren zusammen im Trainingslager und haben dort im Training und abends gemeinsam Zeit verbracht. Das funktioniert echt ganz gut. Wenn das nicht der Fall wäre, dann würde es vielleicht im Wettkampf auch nicht so gut aussehen.

Wie geht es bei Ihnen weiter, erstmal ein bisschen Erholung wahrscheinlich?

Lisa Mayer:

Am Dienstag habe ich die Füße noch hochgelegt. Die anstrengende Woche hinter mir gelassen, wir hatten am Dienstag nochmal ein schnelles Staffel-Training und dann die zwei Wettkampf-Tage. Dazu kommt die Zeit-Umstellung. Mittwoch, Donnerstag werde ich das Training langsam wieder beginnen lassen. Und dann fliege ich in zwei Wochen mit meiner Trainingsgruppe auch schon wieder ins Trainingslager nach Teneriffa.

DLV – Pamela Ruprecht

Sensations-Gold für deutsche 4×100 Meter-Sprinterinnen

Die Silbermedaille über 4×200 Meter am Samstag sollte erst der Auftakt gewesen sein. Am Sonntag ließ die deutsche Sprintstaffel der Frauen bei den World Relays auf den Bahamas Gold über 4×100 Meter folgen.

Zum Gold-Lauf im Video bei Eurosport

Alexandra Burghardt (MTG Mannheim), Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar), Tatjana Pinto (LC Paderborn) und Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) haben sich am Sonntag als erste deutsche Goldmedaillen-Gewinner in die Geschichtsbücher der noch jungen World Relays eingetragen. Mit zwei überzeugenden Auftritten in Vorlauf und Finale holten sie sich den Titel gegen starke Konkurrenz unter anderem aus Jamaika und den USA.

Dass sie vorne mitmischen können, wussten die Sprinterinnen spätestens nach ihrem 4×200 Meter-Auftritt am Vortag – alle waren sie auch am Gewinn der Silbermedaille beteiligt. Am Samstag hatten sie die USA hinter sich gelassen. Am Sonntag hielt die deutsche Staffel im Vorlauf (43,04 sec) im direkten Vergleich die Staffel aus Jamaika in Schach. Die USA waren als Siegerinnen des weiteren Vorlaufs nach 42,96 Sekunden ins Ziel gekommen und hatten damit ihre Medaillenansprüche untermauert. 

Schnellste Zeit aller Läufe

Im Finale kam US-Startläuferin Tianna Bartoletta jedoch schon in der ersten Kurve aus dem Tritt und stürzte. Wieder ging es im Duell mit Jamaika um den Sieg – wieder mit dem besseren Ende für die DLV-Staffel um Schlussläuferin Rebekka Haase. In 42,84 Sekunden legten die deutschen Sprinterinnen die schnellste Zeit des Tages auf die Bahn. Silber wurde an Jamaika (42,95 sec) vergeben, Bronze an China (43,11 sec). Die Europameisterinnen aus den Niederlanden (43,17 sec) mit 200-Meter-Weltmeisterin Dafne Schippers an Position zwei rannten diesmal knapp am Podest vorbei (zum Video des Finales).

So bewahrheiteten sich die Worte, die DLV-Teammanager Siegfried Schonert den Staffeln vor dem Abschlusstag mit auf den Weg gegeben hatte. "Jeder hat Chancen – zu allem", hatte er gesagt. "Nutzt die Möglichkeiten, die sich bieten, macht möglichst keine Fehler und kleine oder sogar große Erfolge sind möglich." Die Goldmedaille ist auf Weltebene der erste deutsche Staffeltitel seit der WM 2001 in Edmonton (Kanada), wo Deutschland allerdings erst nachträglich nach Disqualifikation der USA der Sieg zugesprochen wurde.

Ticket für London souverän gesichert

Diesmal nicht im Aufgebot der Sprintstaffel: die sonst fest gesetzte EM-Dritte über 200 Meter Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund). Sie verzichtete im Thomas A. Robinson National Stadium in Nassau aufgrund einer hartnäckigen Erkältung auf den zweiten Start des Wochenendes. „Wir wollten in Hinblick auf die Sommersaison nichts riskieren“, sagte die 20-Jährige.

Im Sommer dürfte Gina Lückenkemper wieder fester Bestandteil der deutschen Sprintstaffel sein. Wie auch die Mannheimerin Yasmin Kwadwo, die sich – obwohl nicht zum Einsatz gekommen – während der deutschen Nationalhymne ein paar Freudentränen aus dem Augenwinkel wischen musste.

Schon jetzt können sie wie ihre Staffel-Kolleginnen sicher mit dem nächsten Highlight planen: das Staffel-Ticket für die WM in London (Großbritannien; 4. bis 13. August) ist in der Tasche. Nach dem siebten Platz der DLV-Sprinter am Samstag (Platz zwei im B-Finale) sind somit beide 4×100 Meter Staffeln des DLV in London dabei.

4×200 verpatzt Wechsel – Huke verletzt sich

So groß die Freude der deutschen Sprinterinnen war, so groß war die Enttäuschung der 4×200 Meter Staffel der Männer. Robin Erewa (TV Wattenscheid 01) und Aleixo Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen) hatten das DLV-Quartett im Vorlauf ins Rennen gebracht, Maurice Huke (TV Wattenscheid 01) übernahm den Stab – erreichte dann aber für den dritten Wechsel Schlussläufer Michael Bryan (TSG Weinheim) nicht mehr.

Bei dem Versuch, den Stab doch noch zu übergeben, stürzte der junge Wattenscheider ungebremst auf die rechte Schulter und brach sich das Schlüsselbein. Während die meisten Sprinter im Anschluss an die World Relays ihr Trainingslager in Florida (USA) fortsetzen, wird er am Montag nach Deutschland zurückreisen.

Das Finale über 4×200 Meter fand so ohne deutsche Beteiligung statt. Den Sieg holte sich die Staffel Kanadas um Andre de Grasse in 1:19,42 Minuten vor den USA (1:19,88 min) und Jamaika (1:21,09 min).

USA holen sich den "Goldenen Staffelstab"

Im B-Finale über 4×400 Meter hatte die deutsche Staffel der Männer mit Alexander Juretzko (VfL Eintracht Hannover), Johannes Trefz (LG Stadtwerke München), Fabian Dammermann (LG Osnabrück) und Thomas Schneider (TSV Bayer 04 Leverkusen) noch einmal Gelegenheit, auf großer Bühne weitere internationale Erfahrungen zu sammeln. Eine Steigerung der Vorlauf-Zeit (3:07,80 min) gelang aber nicht. Das Quartett belegte in 3:09,53 Minuten Platz sechs.

Der Sieg im A-Finale war eine knappe Angelegenheit für die Favoriten aus den USA (3:02,13 min), die Botswana (3:02,28 min) und Jamaika (3:02,86 min) auf die weiteren Podiumsplätze verwiesen. Auch über 4×400 Meter der Frauen ging der Sieg in die USA, in rasanten 3:24,36 Minuten mit fast vier Sekunden Vorsprung auf Polen (3:28,28 min). US-Staffelkönigin Natasha Hastings holte damit als Schlussläuferin schon ihre sage und schreibe 16. internationale Goldmedaille mit einer Staffel der USA.

Mit einem weiteren Sieg über 4×800 Meter der Männer (7:13,16 min) knapp vor Kenia (7:13,70 min) und einer Silbermedaille in der 4×400 Meter Mixed-Staffel (3:17,29 min) hinter den Gastgebern aus den Bahamas (3:14,42 min) sammelten die Staffeln der USA am Sonntag noch zwei weitere Medaillen ein. Ihre Bilanz: fünfmal Gold, zweimal Silber, einmal Bronze. Der "Goldene Staffelstab" für die beste Nation der World Relays geht damit auch in diesem Jahr wieder an die USA.

DLV – Silke Bernhart

World Relays 2017 Nassau kompakt

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik…

 

author: GRR

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