Blog
17
09
2014

Die Vorstellung der schönsten Schweizer Läufe aus dem Heft “Swiss Runners 2014” – Der Zürcher Traum – 38. Zürcher Silvesterlauf 14.12.2014

By GRR 0

Basel ist eine Fussballstadt und mit dem FCB das bestimmende Zentrum der populärsten Sportart in der Schweiz. Davos und Bern haben ihre Eishockeyklubs, welche sie regelmässig mit Titeln verwöhnen.

Die Zürcher aber besitzen nicht einmal ein Fussballstadion – mit den ZSC Lions aber immerhin einen Schlittschuhklub, der zuletzt mehrmals den Meisterschaftspokal hochstemmen konnte. Eine klare sportliche Nummer 1 vermag die grösste Schweizer Stadt zumindest in den Hauptsportarten trotzdem keine zu stellen, obschon sie gerne von sich als Metropole im Kleinformat schwärmt.

Auch Bruno Lafranchi, der OK-Chef des Zürcher Silvesterlaufs, weist auf das «Millionen-Zürich» hin, wenn er über seinen Traditionslauf spricht. Mit gegen 20 000 Teilnehmern ist der Silvesterlauf zwar der grösste aller regionalen Städterennen der Schweiz, in der nationalen Hierarchie hinter dem Grand Prix von Bern und der Escalade in Genf allerdings doch klar die Nummer 3. Das wurmt Lafranchi, den früheren Schweizer Marathonrekordhalter, dann doch ein bisschen.

Zukunftsvisionen
An den Einheimischen liegt es nicht, dass der Zürcher Silvesterlauf die Spitze nicht eingenommen hat. Sie schnüren fleissig jedes Jahr im Dezember ihre Laufschuhe: Rund 76,8 Prozent der Teilnehmenden stammten 2013 aus dem Veranstalterkanton. Dies aber reicht für die überregionalen Riesen von Bern und Genf (auch dank der Nähe zu Frankreich) nicht.

Zürich bleibt damit der Primus der Regionalveranstaltungen, der sich ob der hohen Konkurrenzdichte an anderen Läufen schwertut, über die Kantonsgrenzen zu vielen Kunden zu kommen. Selbst aus den angrenzenden Kantonen wie dem Aargau (1194) oder Zug (318) reisten 2013 verhältnismässig wenige Ausdauerfreunde an.

Wollen die Zürcher aber wachsen, werden sie auf solche Läuferinnen und Läufer angewiesen sein. Lafranchi könnte sich bei weiter steigenden Teilnehmerzahlen vorstellen, den Lauf auf zwei Tage auszudehnen. Einzelne Kategorien würden dann bereits am Samstagabend durch die Vorweihnachtsstimmung von Zürich rennen, der grosse Rest wie immer am Sonntag.

Der langjährige OK-Chef ist sich allerdings klar, wie schwierig eine solche Änderung umzusetzen wäre. Der Verkehr wäre noch stärker belastet als zurzeit, die Geschäfte hätten wenig Freude daran, der Streckenaufbau müsste früher erfolgen und die Helfer länger arbeiten (oder zahlreicher sein). Ein solches Zweitages-Event ist für Lafranchi zurzeit darum mehr eine Vision als eine konkrete Idee. Reizen aber würde sie ihn schon.

Frauen im Vormarsch
Dabei sind bestimmte Passagen der Strecke bei den Hauptkategorien jetzt schon am Anschlag. Eine Plafonierung aber lehnt Lafranchi ab. Wer in Zürich teilnehmen will, soll dies auch tun können, findet er. Dass er bei allen weiteren (kleinen) Anpassungen gerade einige Engpässe des Parcours oder die Unterversorgung an öffentlichen Toiletten nie wird beheben können, weiss Lafranchi.

Er sagt darum bei allem Wunsch, noch ein wenig grösser zu werden: «Die Qualität muss stimmen. Sonst sind die Teilnehmenden zu Recht unzufrieden und bleiben aus.» Für ihn ist seine Veranstaltung auch ein Seismograf der Gesellschaft. In bestimmten Kategorien ist der Frauenanteil inzwischen klar höher als der Männeranteil. Sinnigerweise heisst die beliebteste Frauenkategorie «Run for Fun». Die Leistung ist sekundär, das gemeinsame Erlebnis zentral. 2013 kamen auf 1607 teilnehmende Frauen 1121 Männer.

Aus 91 Nationen
Ist dieser Trend bei fast allen kürzeren Laufevents erkennbar, zeigt sich im kosmopolitischen Zürich eine Eigenheit: Die Zahl der Expats ist in den vergangenen Jahren gestiegen. «Ich muss unseren Lauf öfter auf Englisch bewerben als früher», sagt Lafranchi.

Auf die absolute Zahl wirkt sich diese kleine Gruppe zwar kaum aus, dafür auf die Ländervielfalt am Start. Aus 91 Nationen kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer 2013. Das ist für einen regionalen Anlass eine imposante Zahl – und durchaus ein Rekord.

Christian Brüngger

Mehr zum Zürcher Silvesterlauf unter www.silvesterlauf.ch

author: GRR

Comment
0

Leave a reply