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05
09
2010

Warum manche Menschen monatelang unter Pfeifferschem Drüsenfieber zu leiden haben, während andere die Infektion kaum bemerken, ist nicht ganz geklärt.

DIE Übeltäter – So entsteht Pfeiffersches Drüsenfieber – Björn Rosen im Tagesspiegel

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Beinahe alle Erwachsenen tragen das Epstein-Barr-Virus (EBV) in sich – denn wenn sich der Erreger einmal im Körper befindet, verlässt er ihn nicht mehr. Doch nicht jeder Infizierte erkrankt am Pfeifferschen Drüsenfieber, das durch EBV ausgelöst wird.

#Und selbst wenn, verläuft die Krankheit meist ohne große Komplikationen. „Der Mensch und das Virus haben sich, vermutlich über Jahrhunderte, recht gut aneinander gewöhnt“, sagt Keikawus Arastéh, Internist am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum in Schöneberg. „Es gibt aber Hinweise darauf, dass Epstein-Barr unter bestimmten Umständen und im Zusammenspiel mit anderen Viren an der Entstehung von Krebs und Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose beteiligt ist.“

Benannt ist der Erreger nach den britischen Forschern Michael Epstein und Yvonne Barr, die ihn in den 60er Jahren erstmals beschrieben. Das Pfeiffersche Drüsenfieber – Namensgeber war hier der deutsche Kinderarzt Emil Pfeiffer – kannte man schon Jahrzehnte vorher, ohne jedoch den Übeltäter hinter der Krankheit identifiziert zu haben. EBV gehört zur Familie der Herpes-Viren. Es ist ein ziemlich widerstandsfähiges Virus, das von einer Hülle geschützt wird und sein Erbgut in Form einer doppelsträngigen DNA im Innern trägt.

„Das Virus kann verschiedenste Zellen des menschlichen Körpers zur Vermehrung nutzen, hat aber seine Vorlieben“, sagt Arastéh. „Besonders gern befällt es das Drüsengewebe, vor allem die Speicheldrüse.“ Und so erfolgt auch die Übertragung oft über Speichel. Viele stecken sich schon als Kinder an – oder später beim Küssen, weshalb Pfeiffersches Drüsenfieber auch als „Kusskrankheit“ bekannt ist. Wenn man sich als Kind infiziert, bleiben Symptome meist ganz aus. Kommt der Körper dagegen erst spät mit dem Virus in Kontakt, können die Folgen sehr unangenehm sein.

Warum manche Menschen monatelang unter Pfeifferschem Drüsenfieber zu leiden haben, während andere die Infektion kaum bemerken, ist nicht ganz geklärt. Stress, Erschöpfung und ein schwaches Immunsystem machen es den Eindringlingen wohl leicht.

Auf den ersten Blick ähnelt die Krankheit einer Grippe oder einem grippalen Infekt: Die Betroffenen klagen über Fieber, Müdigkeit, Hals-, Kopf und Muskelschmerzen. Die Lymphknoten sind geschwollen. „Diese Symptome sind eine Folge der Reaktion des Immunsystems, das in den befallenen Organen Entzündungen auslöst, um den Eindringling zu bekämpfen“, so Arastéh. „Typisch ist etwa eine Entzündung der Mandeln, die aber, anders als bei einer Angina, nicht auf das umliegende Gewebe übergreift.“

Spezielle Medikamente gegen die Krankheit gibt es nicht. Meist dauert sie einige Wochen an, ein Gefühl der Erschöpfung kann sich aber über viele Monate halten. In gefährlicheren, aber seltenen Fällen greifen die Erreger auch Leber, Milz oder sogar das Herz an.

Wie alle Viren der Herpes-Gruppe kann EBV lange im Körper schlummern und dann wieder aktiv werden. Ein erneuter Ausbruch von Pfeifferschem Drüsenfieber kommt aber selten vor.

Björn Rosen im Tagesspiegel, Montag, dem 30. August 2010

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