Blog
26
01
2009

Die Trainer sind die wichtigsten Partner und Organisatoren für den Gesamtprozess. Mit ihrer trainingsmethodischen Kompetenz sollte sich aber zugleich eine große Motivationsfähigkeit, ein hohes pädagogisches Verantwortungsbewußtsein, eine für Spitzenleistungen erforderliche Durchsetzungsfähigkeit und die notwendige Teamfähigkeit verbinden

Die Trainer haben die Schlüssel für Erfolge – Zur Rolle der Trainer im Leistungsprozeß und von Sportlern die „trainierbar“ sein müssen. Teil 1 – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

By GRR 0

(© Lothar Pöhlitz) – Das Ziel einer langfristigen Vorbereitung von Talenten innerhalb eines sehr komplexen organisatorisch-pädagogischen Prozesses sind individuelle Spitzenleistungen. Je besser das Training umso besser ist in der Regel auch der Wettkampf. Die wichtigste Voraussetzung für Erfolge ist die mentale Fähigkeit des Athleten das Trainierte „im Wettkampf in Leistung umzusetzen“.

Die wichtigsten Bezugspersonen zur Lösung dieser Aufgaben durch die Sportler sind die Trainer. Sie stehen ständig vor der Aufgabe die Trainingsanforderungen und deren systematische Realisierung zu planen und deren praktische Durchsetzung zu organisieren. Täglich muss der Widerspruch zwischen einer möglichst optimalen Trainingsbelastung, der individuell-aktuellen Leistungsfähigkeit des Sportlers, seiner Bereitschaft und der angestrebten Anpassung gelöst werden. Im Tempo, dem Niveau und der Stabilität der Leistungsentwicklung und in einer erfolgreichen Präsentation in wichtigen Wettkämpfen zeigen sich letztendlich das Talent des Sportlers und die Fähigkeiten des Trainers.

Erfolge setzen voraus, dass auch Trainer Erster werden wollen, immer am Ball sind und das Siegen lehren. Aus der Sportpraxis und aus dem internen Sprachgebrauch wissen wir: nur wo „Verrückte“ arbeiten gelingt letztendlich die Darstellung von Leistungen. Wer die Traineraufgabe im Hochleistungsbereich nicht als Berufung, als Herausforderung ansieht und sie nicht mit Leidenschaft, aber auch Toleranz ausfüllt wird die ganz großen Erfolge nicht erleben.

Im Spitzenbereich werden Erfolge wesentlich von einer gemeinsamen Arbeit zwischen Heimtrainer und Bundestrainer und deren gemeinsamen Einwirkungen auf den / die Athleten beeinflusst.

„Hochleistungssport ist eine sehr spezifische Form der Ausbildung von Eliten, erfordert zweimal am Tag zu trainieren und eine intensive medizinische, therapeutische und methodische Begleitung in hoher Qualität. Ein Land wie Deutschland sollte auch im Spitzensport mit Hochleistern und der Elite offensiv umgehen“ (Peters 2008 – Weltmeistertrainer im Hockey)

Zur Verantwortung eines Bundestrainers von Uwe Müssiggang (Damen-Biathlonnationalmannschaft) – Ein Blick über den Zaun

„Die Verantwortung eines Cheftrainers ist sehr vielschichtig. Neben den Aufgaben als Teamleiter, wobei hier die Schwerpunkte auf der Formung des Kader- und Betreuerteams liegen, liegt die Hauptverantwortung bei der sportfachlichen Betreuung der Kaderathleten. Hierzu zählen u. a. die Jahres- und Mehrjahresplanung des Trainings und der Leistungsentwicklung sowie die Vorbereitung zentraler Kaderlehrgänge. Auf Grund der gewachsenen Popularität des Biathlonsports nimmt die Medienarbeit sowohl im Hinblick auf die Darstellung des Sports in der Öffentlichkeit als auch zum Schutz der Athletinnen einen hohen Stellenwert ein.

Um auch weiterhin ein erfolgreiches Abschneiden zu gewährleisten, ist einerseits an unserem bewährten Konzept festzuhalten und andererseits die Nachwuchsarbeit zu forcieren. Dazu gewährt der Deutsche Skiverband umfangreiche Unterstützung.“

„Die Hauptverantwortung des Cheftrainers sehe ich auf sportfachlichem Gebiet. Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt dabei auf der Jahres- und Mehrjahresplanung des Trainings und der Leistungsentwicklung. In der Zusammenarbeit mit unseren Wissenschaftlern vom IAT Leipzig und an den Olympiastützpunkten, insbesondere dem OSP Thüringen, ist durch die ganzjährige Betreuung in Lehrgängen und Wettkämpfen ein direkter Informationsaustausch gewährleistet. Durch die wissenschaftlichen Analysen der Trainings- und Wettkampfdaten kann in Zusammenarbeit mit den Stützpunkt- bzw. Heimtrainern das Training individuell auf jede Athletin zugeschnitten werden. Bei unserer Abstimmung ist eine prinzipielle Einigkeit sowohl über die Trainingsziele als auch über die inhaltliche und methodische Gestaltung des Trainings unabdingbar.

Der medizinische Bereich wird über die gesamte Vorbereitungs- bzw. Wettkampfperiode von einem festen Team aus Ärzten und Physiotherapeuten abgesichert, zu denen die Athletinnen über Jahre ein Vertrauensverhältnis aufgebaut haben. Durch diese permanente medizinische Betreuung können wir neben prophylaktischen Maßnahmen sofort auf gesundheitliche Beschwerden reagieren. Dank der ständigen Informationen über den Gesundheitszustand meiner Athletinnen kann die Trainings- bzw. Wettkampfplanung entsprechend koordiniert werden.

Schwerpunkte meiner sportfachlichen Verantwortung als Cheftrainer im Damen- Biathlon sind:

Prozesse der Analyse, Planung und Durchführung des Trainings mit klaren Teilverantwortlichkeiten (arbeitsteiliger Prozess: Cheftrainer + Co-Trainer + Heimtrainer + Wissenschaft):

    * Mehrjahresaufbau (Olympiazyklus),
    * Jahrestrainingsaufbau,
    * Doppelperiodisierung mit Leistungsabforderungen (DM, WM/OWS, WC),
    * Lehrgangsplanung einschließlich UWV,
          o Leistungsdiagnostische Untersuchungen.
          o Unmittelbare Führung in der Wettkampfperiode:
    * Absprache mit EC-Trainer, Heimtrainer, gegebenenfalls Austausch,
    * Athletenbetreuung mit allen Notwendigkeiten (Training, ständiger  persönlicher Kontakt, Leistungsentwicklung, Gesundheitszustand –
    * Langfristiger Leistungsaufbau/Nachwuchssituation“.

Die Rolle der Trainer im langfristigen Leistungsaufbau – Trainer können Sieger, aber auch Verlierer sein

Eine besondere Verantwortung kommt auf den Trainer schon im Kinder- aber auch im Hochleistungstraining zu. Vor allem am Anfang einer langfristigen Vorbereitung, weil die Gesundheit, die Vermeidung von körperlichen Schäden und die Berücksichtigung der biologischen Reifung im Zusammenhang mit einer wirksamen Belastung ständig zu beachten sind. Immer wieder lassen Berichte über Verletzungen „von Talenten“ den Schluß zu, dass die Versäumnisse im Nachwuchstraining beträchtlich sind. Solche Erfahrungen sollten die echten Talente schon möglichst früh in Richtung der besten Trainer orientieren.

Die besten Trainer sind aber nicht die die nicht mit Schwächen oder Stärken anderer umgehen können, deren Glas immer nur halb voll ist oder deren Handeln meist nicht mit Konsequenzen verbunden ist. Trainer im Leistungs- bzw. Hochleistungssport müssen entscheiden, die Führung übernehmen und sich durchsetzen können. Entscheiden ist aber vor allem eine Frage des Charakters, der persönlichen Stärke, der Persönlichkeit, die auch bereit ist zu Handeln, zum „Leistungs“- Wohle des jungen Athleten, auch wenn es für ihn nicht immer die bequemste Lösung ist.

Ich habe im Leben nicht wenige getroffen, die sich diese Fähigkeiten nicht anerziehen konnten, die sich nicht zu einer solchen Führungspersönlichkeit entwickelt haben und so auch nur selten ihre Stellung zur „Machtausübung“ nutzen konnten. Insofern führt Demokratie im Hochleistungstraining nur selten zu Erfolgen. So ist wohl auch der Begriff „Schweinelehrgänge“ einzuordnen, von denen in Bernhard Peters Buch „Führungsspiel“ im Zusammenhang mit seinen Lehrgängen mit den Hockey – Weltmeistermannschaften berichtet wird.

Viele Athleten bleiben leider im Mittelmaß stecken. Wenn aber das Trainerwort mehr gilt, als die Empfehlungen aus der Familie sind sie auf dem richtigen Wege, zumindest als Trainer.

Die Trainer sind die wichtigsten Partner und Organisatoren für den Gesamtprozess. Mit ihrer trainingsmethodischen Kompetenz sollte sich aber zugleich eine große Motivationsfähigkeit, ein hohes pädagogisches Verantwortungsbewußtsein, eine für Spitzenleistungen erforderliche Durchsetzungsfähigkeit und die notwendige Teamfähigkeit verbinden. Trainer im Hochleistungsbereich suchen ein Leben lang nach immer besseren Lösungswegen.

Trainer bestimmen im Hochleistungstraining das Maß der Belastung. Sie fordern und fördern, begleiten, aber treiben auch an. Spitzenleistungen erfordern nicht nur Trainer-Persönlichkeiten sondern auch Sportlerpersönlichkeiten und deren Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Die Bereitschaft des Sportlers sich trainieren zu lassen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für Topleistungen. Das Siegen wollen auch des Trainers ist Voraussetzung für Erfolge.

In diesem Verbund können Trainer sowohl Sieger als auch Verlierer sein. Eine außerordentliche Rolle kommt dem Trainer im Erfolgsfall zu: bleiben Sie mit äußerster Konsequenz am Ball, streben sie nach Veränderungen, suchen sie nach Reserven, auch bei sich selbst. Lernen Sie aber möglichst früh in ihrer Trainerkarriere mit Niederlagen umzugehen.

Sie organisieren gemeinsam mit den Verantwortlichen des Vereins, bzw. des Verbandes- und Landesverbandes, des OSP, auch mit Managern, das hilfreiche Umfeld, bauen ein Team für die gemeinsame Arbeit auf, damit vor allem die Gesundheit der Athleten, die schulischen bzw. beruflichen Anforderungen mit dem erforderlichen Training in Einklang gebracht werden können.

Sollten Sie einmal das Glück haben einen Sportler mit großer Begabung, mit besonderem Ehrgeiz und Intelligenz, mit außergewöhnlicher mentaler Stärke, sozusagen ein „Goldkörnchen“ betreuen zu können, betrachten Sie es in der Tat als Glück, aber auch als besondere Herausforderung und Verantwortung, weil sich dies bestimmt in ihrer Trainerkarriere nicht sehr oft wiederholen wird. Machen Sie sich sehr viele Gedanken bevor sie die gemeinsame Arbeit beginnen.

Es wird nicht einfach, auch weil die Scouts oft schon hinter der nächsten Ecke lauern.

© Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

Leichtathletik Coaching-Academy

 

author: GRR

Comment
0

Leave a reply