Was die reizwirksamen Inhalte betrifft helfen nicht die vielen kurzen Intervalle den 5000 m Läufern, nicht die langen langsamen Dauerläufe den 1500 m Läufern sondern die im Vergleich zur Wettkampfstrecke „mittellangen Tempoläufe möglichst lang und schnell" sind Basis für die gute Wettkampfleistung
Die reizwirksamen Inhalte sollten im Läufer-Mai noch im Mittelpunkt bleiben – Der Wind hat sich gedreht – wer geht den neuen Weg aber mit?! – Lothar Pöhlitz
Ist denn schon jemand aufgefallen dass immer wieder europäische Trainer genannt werden, wenn über das afrikanische Wunder im Mittel- und Langstreckenlauf gesprochen wird. Lange Jahre beeinflussten deutsche Trainer die Trainingslehre auch über die Grenzen hinweg mit. Aus deutscher Sicht ist derzeit nur Dieter Hogen in Kenia erfolgreich, er hat einst Uta Pippig ins Weltniveau geführt. Im neuen Deutschland nach der Einheit war offensichtlich für ihn kein Platz.
Nachdem der DLV im Januar gehandelt hat hofft man, dass nach langer Durststrecke, mit dem Duo Gonschinska / Kirschbaum an der Lauffront der Wind in eine andere Richtung weht, eine neue Zeitrechnung für deutsche Talente angebrochen ist und ab sofort wieder Trainer das Ziel verfolgen auf das Made in Germany deutscher Trainer stolz sein zu wollen. Langstreckenbundestrainer Uhlemann hat wohl der neue Kurs nicht imponiert und als erster das Handtuch geworfen.
Ein neuer Weg der Mittel- und Langstreckler, Hindernisläufer und Marathonis ins Weltniveau bringen soll setzt schon angedachte neue Strukturen, eine Konzentration der noch vorhandenen Kräfte, Mittel und Talente, Partnertraining, die Bereitschaft der Trainer und Läufer zum Hochleistungstraining, zu einer Arbeit im Team und für die Besten die Übernahme von Trainingsumfängen und reizwirksamer Inhalte der Weltbesten als Voraussetzung für Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympische Spielen voraus.
Die Zähigkeit im Leistungsfortschritt junger Talente in den letzten Jahren lässt den Schluß zu, dass eine Trainerqualifizierung für Trainer, die für solche Aufgaben bereit wären, ganz vorn auf die Agenda müsste.
Für die restlichen Mai-Trainingswochen ist zu empfehlen noch weiter die Quantität im Qualitätstraining in den Mittelpunkt zu stellen und die „Ernte" für die Monate Juni-August vorzusehen, ohne in dieser Zeit das Zwischenwettkampftraining zu vergessen.
Wettkampfgeschwindigkeit immer länger ist das Zauberwort für alle Disziplinen
Was die reizwirksamen Inhalte betrifft helfen nicht die vielen kurzen Intervalle den 5000 m Läufern, nicht die langen langsamen Dauerläufe den 1500 m Läufern sondern die im Vergleich zur Wettkampfstrecke „mittellangen Tempoläufe möglichst lang und schnell" sind Basis für die gute Wettkampfleistung. Das sind die 1200 – 1600 m Läufe für die 1500 m, die 2500-3500 m Läufe für die 5000 m oder 3000 m – Hindernisläufer oder die 30 à 45 Minuten kombiniert mit anspruchsvollen 20 km TDL oder DL-TW schnell für den Langstreckler, Straßen- bzw. Marathonläufer.
Komplex heißt aber auch dass Unterdistanzen, Überdistanzen, die spezielle Kraft und eine streckenspezifische Schnelligkeitsausdauer als wesentliche Beiträge zum Wettkampfer-gebnis gebraucht werden.
Alles setzt voraus, dass für die derzeit wenigen deutschen Talente nicht nur Zeit für die Belastungen und Trainingslager, sondern beispielsweise auch Zeit für die regenerations-unterstützenden Maßnahmen, die Physiotherapie, das Höhentraining und Wettkampfreisen zu den benötigten Gegnern zu organisieren sind. Rom wurde bekanntlich auch nicht in einem Jahr erbaut, wer aber mehrere Jahre vorwiegend an einer perfekten Zeichnung (sprich Konzeption / Plan) ohne Belastungsfortschritte arbeitet, läuft schnell Gefahr nach veralteten Plänen zu trainieren. Deshalb entscheidet sich schon in den nächsten Monaten, wer dem neuen Lauf-Chef und seiner Strategie folgen will.
Alles Gesagte gilt auch für die Unterdistanzen
Im Jahrestrainingsaufbau muß stets das Ziel verfolgt werden sich systematisch der Wettkampfgeschwindigkeit, dem realistischen Renntempoziel anzunähern. Die spezielle Ausdauer entwickelt sich mit wettkampfnahen Teilstrecken im Zieltempo zum richtigen Moment im Jahrestrainingsaufbau. Wer in den letzten 6 Wochen vor den Jahreshöhepunkten diesen Belastungsbereich (nahe 100 %) nicht erreicht, wird sich kaum über eine neue persönliche Bestleistung wenn es darauf ankommt freuen können. Übersehen sollte man dabei nicht, dass solche hochspezifischen Belastungen nur auf einem immer höherem, ständig zu verbessernden Fundament möglich sind.
Eine wesentliche Schwachstelle ist oft, dass das erforderliche Unterdistanztraining für die jeweilige Zielstrecke nicht früh und intensiv genug parallel zur speziellen Ausdauerent-wicklung einsetzt. Dies gilt auch für das A -Jugend-Aufbautraining. Reichen die aerobe und Kraft-Basis für den nächsten Qualitätsschritt nicht, bricht dass System zusammen oder der Athlet ist schon wieder verletzt.
Hallo Läufer: Denke nie niemals, glaube an Dich und Deinen Trainer, arbeite hart, trainiere besser als Deine Gegner und bemühe Dich baldmöglichst nach einer Niederlage besser zurückzukommen!
Die neue persönliche Bestleistung zum Jahreshöhepunkt setzt voraus, dass alle an der Wettkampfleistung beteiligten Systeme auf höchstem Niveau sind wenn die Leistung abgerufen werden soll. Deshalb muß vermieden werden, dass bestimmte leistungsbestimmende Fähigkeiten und Fertigkeiten in den Monaten Mai – August nicht mehr trainiert werden.
Es ist eine Herausforderung und die Entscheidung jedes einzelnen Teams, Athleten & Trainers, Spitzenleistungen
anzustreben. Haben sie sich entschieden erfordert es die Bereitschaft zur „Arbeit", Bereitschaft ständig Schwierigkeiten und Hindernisse aus dem Weg zu räumen, mehr zu tun als die Gegner und die Erziehung auf immer mehr und immer härter auszurichten. Alles ist freiwillig, mit depressiven Verweigern stagniert man im gestern.
Lothar Pöhlitz
Beiträge von Lothar Pöhlitz bei GRR:
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